Kreis Kleve. . Über die App Mobile Retter im Kreis Kleve waren in elf Monaten 301 Ersthelfer an 265 Einsätzen im Einsatz. Oft schneller als der Rettungsdienst.

Ob Schlaganfall oder Herzinfarkt – bei Notrufen kommt es vor allem auf Geschwindigkeit an. Bei Herz-Kreislaufstillstand etwa sinkt die Überlebenschance schon nach fünf Minuten auf unter fünf Prozent. Je nach Ort des Notfalls ist das für den Rettungsdienst nicht zu schaffen. Im Kreis Kleve gibt es deshalb Erste Hilfe direkt aus der Nachbarschaft. Möglich macht das eine App.

„Mobile Retter“ heißt das Programm, das der Kreis Kleve im Juli 2017 eingeführt hat. Das System ist so effektiv wie simpel: Qualifizierte Ersthelfer registrieren sich und laden die App auf ihr Smartphone. Im Falle eines Notrufs werden die ortsbezogenen Daten von der Leitstelle an die App weitergegeben. Die ortet verfügbare Ersthelfer in der Nähe und schickt ihnen eine Benachrichtigung. Bestätigt einer von ihnen, erhält er die Details zum Notfall – und kann sich auf den Weg machen.

Engagierte Ersthelfer finden

„Die mobilen Retter waren bislang in durchschnittlich 4:51 Minuten am Einsatzort“, berichtet Jürgen Baetzen, der als Leiter des Fachbereichs 7 – Bevölkerungsschutz und Rettungsdienst – das Projekt für den Kreis koordiniert. In den ersten elf Monaten waren 301 Mobile Retter bei 265 Einsätzen aktiv. In 125 Fällen waren sie schneller vor Ort als der Rettungsdienst.

Sekunden und Minuten, die möglicherweise Leben gerettet haben. Das demonstrierte Baetzen jüngst bei einer Präsentation im Kreishaus. So berichtete er von einem ertrunkenen Kind, das von einem Mobilen Retter reanimiert und dem drei Minuten später eintreffenden Rettungsdienst mit intakter Atmung übergeben werden konnte.

Engagierte Ersthelfer zu finden, war kein großes Problem. „Ärzte, Feuerwehrleute, Rettungsschwimmer – viele Leute haben sich bereit erklärt“, sagt Baetzen. Auch dank seines persönlichen Netzwerks waren bei Aktivierung der App im Juli 2017 bereits 150 Mobile Retter registriert. „Wir wollen noch größer werden. Deshalb schreiben wir bald noch einmal verstärkt Kliniken und Arztpraxen an.“

Natürlich werden die Ersthelfer nach der Registrierung noch einmal ausführlich geschult, in Theorie und Praxis. Bei ihren Einsätzen führen sie später „nur“ Basismaßnahmen durch. Sie reanimieren, lagern oder setzen den Defibrillator ein. Baetzen betont: „Grundsätzlich gilt: Die Mobilen Retter sind nicht Teil des Rettungsdienstes. Sie unterstützen ihn lediglich.“

Entwickelt von Dr. Stroop

Entwickelt wurde das Konzept von Dr. Ralf Stroop aus dem Kreis Gütersloh. Stroop ist Facharzt für Neurochirurgie und Notfallmedizin sowie Ingenieur für Elektro- und Informationstechnik. Für die App gründete er eine eigene Firma, verkaufte das Programm aber kürzlich an den IT-Dienstleister Adesso aus Essen. Er ist aber weiter Ehrenvorsitzender des Vereins Mobile Retter, der mit Ausnahme der Technik das gesamte Projekt koordiniert. Jürgen Baetzen begrüßt die Neuordnung: „Ich finde es gut, dass Verein und IT jetzt noch mehr voneinander getrennt sind.“

Mobile Retter gibt es übrigens nicht nur im Kreis Kleve. Zehn Landkreise sowie eine kreisfreie Stadt unterstützen ihre Rettungskräfte mit den Ehrenamtlern – vom Emsland bis nach Oberbayern.