Schermbeck. Unbeeindruckt von Vorwürfen, Politik nicht ernsthaft genug zu betreiben, stellt die Schermbecker Politgruppe ein ungewöhnliches Wahlprogramm vor

Beachtet, bewundert aber teils auch belächelt – so lassen sich die ersten Monate des Wirkens der neuen Schermbecker Politgruppe „Die Partei“ zusammenfassen. Mit Bürgermeisterkandidat Timo Gätzschmann an der Spitze bleibt sich die Partei auch in ihrem ersten Wahlprogramm treu und wirkt teilweise eher wie eine Comedian-Gruppe.

„Wir sind ein generationsübergreifendes Konglomerat, das einen Querschnitt der Schermbecker Gesellschaft abbildet. Wir repräsentieren den rationalen Widerstand in der extremen Mitte“, beschreibt sich der Ortsverband Schermbeck, der sich selbst als „sehr gute Partei“ bezeichnet und mit dem Slogan „Haltung, Humor, haben voll Bock auf Schermbeck“ in den Kommunalwahlkampf zieht. Ihre Ziele formuliert „die Partei“ so: „Wir kämpfen für eine Welt frei von Vorurteilen bezüglich Hautfarbe, Religion, sozialer Herkunft und sexueller Identität. Wir verabscheuen Populismus – es sei denn, er dient unserer Machtergreifung.“

Die Gruppe ergänzt: „Wir sind keine standardisierten 08/15-Politiker, die durch Indoktrinierung geformt wurden! Wir sind Schermbecker aus Leidenschaft.“ Das Wahlprogramm solle den Schermbeckern Orientierung bieten, „welche Themen, außer Bier und Weltherrschaft für ,die Partei’ im Fokus stehen“.

Gemeinde zukunftsfähig machen

Ganz seriös klingt dann: „Wir verstehen Politik vor Ort nicht als Recht der stärksten Fraktion, sondern als Einladung an alle Interessierten, die Gemeinde und unsere Zukunft mitzugestalten. Wir fördern konstruktive Vorschläge von Schermbecker Bürgern, die unsere Gemeinde zukunftsfähig machen können.“ Doch es folgt als Ergänzung „Die so genannten Wutbürger sollten den lokalbekannten Verhinderern und ihren Wählergemeinschaften nachlaufen.“

Timo Gätzschmann ist Bürgermeisterkandidat
Timo Gätzschmann ist Bürgermeisterkandidat © FFS | Markus Joosten

Die Partei werde im Rat im Rahmen der „Zukunftsschmiede Schermbeck“ genau diese konstruktiven Impulse einbringen, die es allen Bürgern, Gewerbetreibenden und Unternehmen sowie Experten der Verwaltung erlaubten, gemeinsam und ohne Vorurteile, „Schermbeck zum Silicon Valley Deutschlands (alternativ: zum Vorbild der Weltmetropolen)“ zu machen.

Mittelstraße als Hauptschlagader

Konkret äußert sich die Politgruppe auch zur Ortskerngestaltung: „Die Mittelstraße kann die Hauptschlagader Schermbecks und der Welt sein, ab morgen und bis in alle Ewigkeit. Wir besitzen Mut und die Kompetenz, Konzepte zu erstellen und einzubringen.“

Schermbeck fehle außerdem eine zentrale Einrichtung für das lebenslange Lernen. „Wenn die Partei an der Macht ist, wird diese Lücke geschlossen und mit Beton gefüllt. Auf dem Fundament, das wir alle gemeinsam gießen, wird etwas Neues entstehen: Ein modernes Bildungs- und Kulturzentrum mit Grund- und Volkshochschule ist ein erster, großer Schritt. Eine logische Folge könnte eine Elite-Universität mit internationalem Campus-Flair sein.“

Unter der Überschrift „Tierkadaver und andere Schätze!“ nimmt „die Partei“ auch Stellung zur geplanten Ansiedlung eines Tierkrematoriums in Schermbeck. „Die Gewerbesteuer ist eine der wichtigsten Einnahmequellen unserer Kommune“, so die Politgruppe.

Mehr Arbeitsplätze schaffen

Höhere Einnahmen in diesem Bereich könnten vor der Erhöhung der Wohnnebenkosten schützen. „Mehr Arbeitsplätze und dadurch keine Erhöhung der Belastungen für die Bürger! Es könnte so einfach sein,aber leider ist Fuffi für Fiffi in Schermbeck derzeit nicht erwünscht“, heißt es im Wahlprogramm.

Die Partei ist der Auffassung, dass Schermbeck Unternehmen, die sich in Schermbeck ansiedeln möchten, die bestmögliche Unterstützung und Rahmenbedingungen bieten sollten. Dabei sollte nicht nur die Infrastruktur, sondern auch die Wirtschaftsförderung kontinuierlich weiter ausgebaut werden. Ein modernes Bildungskonzept könne den Fachkräftemangel gezielt bekämpfen.

Schermbecker Unternehmen könnten dadurch genügend Auszubildende zur Verfügung stehen! Schließlich haben junge Erwachsene dann die Ambition in Schermbeck zu bleiben.

Eine bessere Erreichbarkeit im Rahmen eines Mobilitätskonzeptes ermögliche es, effektiver Arbeitnehmer außerhalb von Schermbeck für die Arbeit in der Kommune zu begeistern. „Eine Mitfahrerbank nach Gahlen reicht hierfür im Übrigen leider nicht aus“, so „die Partei“.