Wesel. Nach den vierten Klassen hat auch für die jüngeren Schüler der Unterricht begonnen. Sie müssen sich an viele Regeln und neue Abläufe gewöhnen.
Schule in Corona-Zeiten ist vor allem – still. Rund 100 Kinder verteilen sich im und am Gebäude der Innenstadtgrundschule, doch zu hören ist wenig. Ein paar Kinder verbringen ihre Pause auf dem Schulhof, die anderen sitzen in kleinen Gruppen im Unterricht. Seit Donnerstag dürfen die Viertklässler wieder in den Klassenraum, seit Montag auch die restlichen Jahrgänge. In einem rollierenden System, täglich eine andere Stufe. Wir haben uns den neuen Alltag an der größten Grundschule der Stadt angeschaut. Und festgestellt: Für viele Schüler ist der Unterricht nach Wochen des Lernens daheim trotz der strikten Regeln eine Abwechslung.
Pausen und Unterricht verlaufen zeitversetzt um 15 Minuten, für jeweils zwei der Lerngruppen mit bis zu zehn Kindern im gleichen Rhythmus. So können die Abstandsregeln auf den Fluren bei Unterrichtsbeginn und -ende eingehalten werden.
Bewegungsspiele auf dem Schulhof – mit Abstand
Damit dies beim Spielen auf dem Pausenhof so bleibt, haben die Sportlehrer einen Bewegungsparcours vorbereitet. In den 15 Minuten zwischen den beiden 90-minütigen Unterrichtsblocks können die Kinder hüpfen und rennen – aber einzeln mit der notwendigen Distanz. Viele Grundschüler tragen einen Mundschutz, Hände desinfizieren ist am Eingang Pflicht. Beim Aufstellen müssen Abstandslinien beachtet werden, die Wege im Gebäude sind genau markiert. Für die Kinder werden die Regeln in den kommenden Wochen zur Routine – mindestens bis zu den Ferien. So wie in anderen Schulen.
Corona-Zwangspause: „Zu Hause war es langweilig“
Im Erdgeschoss erteilt Marie Tenhumberg Matheunterricht. Für die siebenköpfige Gruppe aus dem ersten und zweiten Jahrgang ist es der erste Tag nach der Corona-Pause. „Zu Hause war es langweilig, ich habe lange nicht mehr meine Freunde gesehen“, erzählt Miriam aus der zweiten Klasse. Seit Mitte März haben die Kinder ihr Aufgabenpensum daheim erledigt.
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Der Montag war für Eltern immer der Hol- und Bringtag für die Aufgaben, berichtet Schulleiterin Astrid Wahl-Weber. Auch auf digitalem Weg versuchten die Lehrer, den Kontakt zu den Familien zu halten. Wie gut das geklappt hat, wird sich im Unterricht in den nächsten Tagen zeigen.
Grundschüler kommen tageweise zum Unterricht
Montags sind an der Innenstadtgrundschule nun die Drittklässler dran, dienstags und mittwochs die ersten und zweiten Klassen, donnerstags die Ältesten. Der Freitag soll der Tag für die Förderangebote werden. Für Kinder, die noch mehr Unterstützung brauchen. Die Grundschule an der Böhlstraße ist als Schule mit Inklusionsschwerpunkt personell gut ausgestattet. Von 40 Lehrkräften können nur vier aus gesundheitlichen Gründen derzeit nicht arbeiten.
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Das Kollegium ist gerade dabei zu ermitteln, wie viele Kinder das sind. Denn nicht alle Mädchen und Jungen, weiß die Schulleiterin, haben daheim die nötige Unterstützung erhalten. „Es gibt Kinder, die haben zu Hause viel geschafft, weil sie viel Ruhe hatten“. Bei anderen blieben die Aufgaben unerledigt. „Einigen fällt es schwer, zu Hause Struktur zu finden“. Oder es fehlen daheim die notwendigen Sprachkenntnisse.
Maske schützt Lehrerin und Schüler im direkten Nähe
Im Matheunterricht von Marie Tenhumberg haben die Kinder beim Lösen ihrer Aufgaben immer eine Ansprechpartnerin – der Vorteil der kleinen Gruppe. „Ich bereite sie auf die Aufgaben für zu Hause vor“, erklärt sie. Die Lehrerin geht von Tisch zu Tisch. Wenn sie näher kommt, setzen die Kinder ihre Maske auf – meistens jedenfalls. „Manchmal müssen sie noch daran erinnert werden“.
Die Corona-Regeln haben die Mädchen und Jungen am Morgen noch einmal besprochen. Ein Heftchen hilft, den Überblick zu behalten. Beim Händewaschen zum Beispiel, das so lange dauern muss, dass man zweimal Happy Birthday singen kann. Einzeln zum Waschbecken gehen, nicht die Masken tauschen. Nicht herumlaufen in der Klasse.
Schlaflos vor Freude auf die Schule
Das alles und noch mehr müssen sie künftig beachten, trübt aber die Stimmung nicht. „Die Kinder haben sich schon sehr gefreut, sich wiederzusehen,“, weiß die Lehrerin. Wie sehr, das beschreibt Lennart: „Ich konnte gar nicht schlafen“. Und seine Mitschülerin Miriam ergänzt: „Ich würde am liebsten jeden Tag kommen“. Daraus wird – zumindest vorläufig – nichts.