Wesel. An den Schulen ist der Unterricht wieder gestartet – mit vielen Sicherheitsregeln. So lief der erste Tag für Zehntklässler und Abiturienten.

Schule in Corona-Zeiten hat viele Regeln – und einige erinnern eher an Straßenverkehr als an Unterricht: „Achtung, rechts vor links“, steht auf den Schildern im Flur des Konrad-Duden-Gymnasiums. Auf dem Boden sind die Laufwege markiert, als Einbahnstraßen. So wie am KDG ist es in vielen Schulen – Abstand wahren ist oberstes Gebot.

Das fiel besonders am ersten Tag nicht leicht, denn überall freuten sich die Abiturienten und Zehntklässler, nach mehr als fünf Wochen daheim ihre Mitschüler wiederzutreffen. „Wir sind froh über die Abwechslung, mit ein paar Leuten persönlich sprechen zu können“, sagt zum Beispiel Helen Bur (17).

Abi-Jahrgang mus wegen Corona auf Highlights verzichten

Sie besucht mit 22 Mitschülern den Deutsch-Leistungskurs bei Karen Schneider, Schulleiterin des Konrad-Duden-Gymnasiums. Dass so viele Jugendliche in einem Raum lernen können, geht nur, weil die Mensa so riesig ist. Jeder Schüler sitzt alleine an einem Gruppentisch. 50 bis 60 Abiturienten sind an diesem Vormittag in der Schule, berichtet Karen Schneider. Ein Teil der 115 Schüler ist bei Kooperationskursen am Andreas-Vesalius-Gymnasium. Etwa ein Drittel der Abiturienten bleibt lieber zu Hause und lernt für sich.

Helen Bur (17) freut sich, ihre Mitschüler wiederzusehen.
Helen Bur (17) freut sich, ihre Mitschüler wiederzusehen. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

Helen Bur und ihr Mitschüler Maksim Bondarenko (17) haben sich bewusst für die Schule entschieden. „Ich hab’ das mit der Kontaktsperre durchgezogen“, sagt Maksim. Jetzt will er die letzten Tage mit den Mitschülern genießen. „In diesem Rahmen werden wir ja nie wieder Zeit verbringen,“ sagt auch Helen. Der Jahrgang muss schließlich schon auf alle üblichen Highlights verzichten: Keine Mottowoche, kein Abiball.

Persönlicher Austausch ist für die Schüler wichtig

Die Abiprüfungen wollen sie aber auf jeden Fall normal durchziehen, sagen die beiden. Damit keiner sagen kann, es sei ja kein richtiges Abitur in diesem Jahr. Die Diskussionen um eine mögliche Absage der Prüfungen haben sie verunsichert. Jetzt wollen sie sich sechs Tage lang noch einmal im persönlichen Kontakt vorbereiten, Angst vor Infektion haben beide nicht. Wie andere Abiturienten können sie in den kommenden Tagen in den Abifächern noch einmal letzte Lücken schließen.

Der persönliche Austausch mit Lehrern und Mitschülern ist ihnen dabei wichtig. Obwohl sich beide gut auf die Prüfungen ab dem 12. Mai vorbereitet fühlen.

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Da, wo der Stoff vor der Schulschließung noch nicht komplett vermittelt worden war, gab es Web-Seminare. Und: „Unsere Lehrer standen uns per E-Mail zur Verfügung, wir bekamen ausführliche Antworten“, sagt Helen.

Maksim Bondarenko fühlt sich gut fürs Abi vorbereitet.
Maksim Bondarenko fühlt sich gut fürs Abi vorbereitet. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

220 Schüler an der Gesamtschule Am Lauerhaas

Von großer Wiedersehensfreude berichtet auch Dirk Timmermann, Leiter der Gesamtschule Am Lauerhaas 220 Abiturienten und Zehntklässler wurden am Donnerstagmorgen begrüßt und hatten erst einmal Gelegenheit, mit ihren Klassenlehrern über die zurückliegende Zeit, Ängste und die veränderte Situation zu sprechen.

In dem großen Gebäude lasse sich die Abstandsregel einhalten, so Timmermann. Die Klassen sind in Lerngruppen mit maximal 15 Kindern und Jugendlichen aufgeteilt. Die Zehntklässler können sogar in allen Fächern außer Sport und Religion unterrichtet werden. Denn: „Wir haben das Glück, dass 85 Prozent der Lehrer unterrichten“. Einige Kollegen über 60 sogar auf freiwilliger Basis.

Gesamtschulleiter wünscht sich individuelle Konzepte

An der Gesamtschulesind 80 Prozent der Abiturienten zum (freiwilligen) Unterricht erschienen, für die Zehntklässler ist er obligatorisch. Allerdings ist nach der sechsten Stunde Schluss, denn die Mensa bleibt geschlossen. Schulleiter Dirk Timmermann hofft, dass bald auch die anderen Jahrgänge zum Unterricht kommen dürfen. Wie das funktionieren könnte, weiß Timmermann auch schon: „Ich wünsche mir, dass die Schulen selbstständig standortbezogene Konzepte entwickeln dürfen.“

Je nach Kapazität der Schule. Für seinen Standort könnte er sich vorstellen, dass alle Kinder nach einem Rotationsprinzip zum Unterricht kommen – zum Beispiel im Wechsel Jahrgangsweise – und den Rest der Zeit weiter zu Hause lernen. Bei 200 bis 300 Schülern gleichzeitig im Gebäude könnte die Abstandsregel gewahrt werden. „Uns ist wichtig, dass wir die Schüler regelmäßig sehen, damit die Bindung wieder da ist“. Die meisten, so Timmermann, „haben uns mit einem Strahlen begrüßt“.

Andreas-Vesalius-Gymnasium: Masken werden empfohlen

Rund 100 Abiturienten und sechs Lehrer erschienen am Donnerstag zeitversetzt in zwei Schichten am Andreas-Vesalius-Gymnasium. Leiterin Dorothée Brauner beobachtet bei ihren Schülern auch Ängste, dass sie Angehörige anstecken könnten. Dennoch sind fast alle gekommen. „Wir haben den Schülern empfohlen, Masken zu tragen“, so Brauner. Am Berufskolleg sind sie sogar Pflicht. Auch am AVG war die Freude über das Wiedersehen groß. „Es ist ein schönes Gefühl, wieder Schüler hier zu haben“.

Eine Schülerin lernt allein in einem Klassenraum mit dem Laptop.
Eine Schülerin lernt allein in einem Klassenraum mit dem Laptop. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

Die Schulleitungen fühlen sich von der Stadt gut unterstützt. Desinfektionsmittel und Seife sind vorhanden, die Reinigung der Räume wird intensiviert.

Abstand: Konrad-Duden-Realschule ist wachsam

„Wir sind sehr wachsam“, berichtet Heike Böken-Heinemann, Leiterin der Konrad-Duden-Realschule, über die Bemühungen, die Regeln einzuhalten. 75 der 79 Zehntklässler sind zum Unterricht gekommen und werden in acht Lerngruppen unterteilt. Die Pausen sind gestaffelt, so dass maximal 16 Schüler und zwei Aufsichtskräfte auf dem Schulhof sind. Genug Lehrer sind vor Ort, sodass die Hauptfächer Mathe, Deutsch und Englisch sichergestellt sind. „Wir müssen die Schüler immer wieder ermahnen, auf Distanz zu bleiben.“ Verständlicherweise: „Die Schüler sind glücklich, wieder da zu sein.“