Kreis Wesel. Grundsätzlich sind die Kreis-Kommunen mit der Disziplin der Bürger zufrieden - einige rechnen aber mit nachlassender Akzeptanz der Corona-Regeln.

Die Ordnungsämter der meisten Kommunen im Kreis Wesel sind mit der Disziplin der Menschen zufrieden, was die Einhaltung der Corona-Schutzverordnung betrifft – insgesamt gebe es wenige Verstöße und nur selten seien Bußgeldverfahren nötig. Zumeist zeigten die Menschen sich bei Ermahnungen einsichtig. Das erklärten mehrere Städten und Gemeinden auf Anfrage dieser Redaktion.

Die Regel, die in allen gefragten Kommunen am häufigsten gebrochen wird, ist die Maßgabe, dass nicht mehr als zwei Personen im öffentlichen Raum zusammenkommen dürfen (bekannte Ausnahmen ausgenommen). Das kann teuer werden: 200 Euro Bußgeld drohen. Jedoch setzen die meisten Ordnungsämter auf die Einsicht der Menschen und ermahnen sie, bevor sie ein Verfahren einleiten.

Ausflugsstadt Xanten hatte vermehrt mit Gruppenausflüglern zu tun

Xantens Bürgermeister Thomas Görtz spricht von „erheblichen Problemen mit dem Kontaktverbot“, diese seien aber hauptsächlich zu Anfang dessen Einführung aufgetreten. Zumeist habe es sich um Gruppenausflügler gehandelt, die die Stadt an den sonnigen Wochenenden im April als Ausflugsziel auserkoren hatten.

Die knapp über 100 Verwarngeldverfahren, die aktuell in Xanten (rund 22.000 Einwohner) laufen, rührten alle aus dieser Zeit, es sei „verwaltungsmäßig ein wahnsinniger Aufwand“. Mittlerweile aber habe sich die Lage entspannt, Gewerbetreibende wie auch Privatpersonen verhielten sich vorbildlich, für die Maßnahmen herrsche derzeit noch eine hohe Akzeptanz.

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Von Julia Emmrich, Theresa Martus und Alessandro Peduto

In Neukirchen-Vluyn hingegen ist genau das Gegenteil der Fall: „Zu Beginn der Pandemie war die Akzeptanz in der Bevölkerung sehr groß. Aktuell beobachten wir leider, dass die Disziplin schwindet“, erläutert Sabrina Daubenspeck von der Pressestelle der Stadt. Mittlerweile seien dort 40 Bußgelder erteilt worden, die Stadt zählt rund 28.000 Einwohner.

Mit einer ähnlichen Entwicklung rechnet auch der Xantener Bürgermeister angesichts der jüngst beschlossenen Lockerungen. „Das ist alles nicht mehr schlüssig“, meint er. „Die Akzeptanz wird sinken.“

Keine Bußgeldverfahren in Sonsbeck, wenige in Rheinberg

Besonders gut halten sich bisher scheinbar die Sonsbecker an die bestehenden Verbote. „Wir haben kein Bußgeldverfahren eingeleitet“, erklärt Markus Janßen, Fachbereichsleiter für Allgemeine Ordnungsangelegenheiten. Allerdings ist Sonsbeck mit seinen knapp 9000 Einwohnern auch die kleinste Gemeinde des Kreises.

Die hohe Akzeptanz der Corona-Regeln führt Janßen vor allem auf das Leben im ländlichen Bereich zurück, wo viele Menschen Haus mit Garten haben. Andererseits aber auch auf die Maßnahmen des Ordnungsamts: „Wir sind täglich unterwegs, auch sichtbar – bewusst in Dienstkleidung.“

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Was ihn ebenfalls freut: Das Bild, dass die Bürger von der Ordnungsbehörde haben, scheint sich gebessert zu haben. „Vor Corona waren wir immer die Bösen, die Knöllchen-Verteiler. Jetzt bekommen wir auch positive Resonanz.“Verstöße passieren in Sonsbeck wenn, meist am Wochenende und betreffen neben dem Kontaktverbot auch den Verzehr von Speisen innerhalb von 50 Metern um die gastronomische Einrichtung.

Letzteres spricht auch der Fachbereich Sicherheit und Ordnung der Stadt Rheinberg (rund 36.000 Einwohner) an. Von den insgesamt 33 hier laufenden Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen die Corona-Schutzverordnung, sind es neun solcher Art. Die restlichen 24 seien Verstöße gegen die Ansammlung von mehr als zwei Personen. „Das ist angesichts der teilweise sehr einschneidenden Maßnahmen als sehr gering zu erachten. Die Bürgerinnen und Bürger sowie die Geschäftsleute halten sich überwiegend an die Regelungen“, heißt es von Seiten der Stadt.

Nur „einzelne Verstöße" in Moers, „keine auffällige Größe" in Voerde

Die Anwesenheit der städtischen Ordnungskräfte führt auch in Voerde (rund 36.000 Einwohner) zu offenkundigem Erfolg. „Manchmal lösen sich die Ansammlungen schon auf, wenn die Kollegen kommen“, weiß Bürgermeister Dirk Haarmann zu berichten. Für die Corona-Kontrollen habe Voerde „Mitarbeiter aus dem ganzen Haus rekrutiert“. Hot Spots für unerlaubte Treffen von mehr als zwei Personen seien vor allem das Rheinufer, der Bereich am Kanal sowie „die ein oder andere Grünfläche“. Die bislang verhängten Bußgelder seien „keine auffällige Größe“.

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Auch in Moers, mit rund 105.000 Einwohnern größte Stadt des Kreises, spricht man von nur „einzelnen Verstößen“. Diese seien besonders im Freizeitpark, im Ortsteil Mattheck und am Markt Repelen zu beobachten. Und auch hier ist es zumeist das Kontaktverbot gegen das verstoßen wird: „Ganz typische Situation: Fünf Jugendliche sitzen beieinander", sagt Pressesprecher Thomas Schröder.

Wesel: Ordnungsamt kontrolliert und informiert

Und auch Kreisstadt Wesel kommt im Verhältnis zu ihrer Einwohnerzahl (rund 62.000) auf einen niedrigen Wert an Corona-Regelverstößen. „Die meisten Menschen sind sehr diszipliniert und auch einsichtig, wenn sie angesprochen werden“, resümiert Ordnungsdezernent Klaus Schütz. 141 Verfahren laufen aktuell in Wesel - 120 davon sind Verstöße gegen das Kontaktverbot. In fünf Fällen unterstellt die Stadt Gewerbetreibenden widerrechtlich geöffnet zu haben, in weiteren elf verbotene touristische Übernachtungen und fünf Erwachsene befanden sich auf einem geschlossenen Spielplatz.

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Neben der Überwachung der Corona-Regeln gehöre aber auch das Informieren zu den Aufgaben des Ordnungsamtes, betont Schütz. Als beispielsweise die Friseure wieder eröffnen durften, hätten die Mitarbeiter jeden einzelnen Betrieb aufgesucht und entsprechende Info-Blätter ausgehändigt. Das Besuchen und Überprüfen der jeweiligen Auflagen sei ebenfalls üblich. „Man kann sagen, dass das bestens klappt“, freut sich Schütz.

Dinslaken: Masken verleiten zu weniger Abstand

Auch Dinslaken, mit rund 71.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt im Kreis (hinter Moers), ist voll des Lobes für seine Einwohner: „Insgesamt halten sich die Menschen in Dinslaken ziemlich gut an die Vorgaben, was uns sehr freut“, heißt es von der Verwaltung auf Anfrage dieser Redaktion. Die Zahl an Verstößen sei „sehr übersichtlich“, so blickte man auf acht Verstöße in der vergangenen Woche (KW 18).

Es komme immer wieder vor, dass sich Menschen zu dritt oder mehreren treffen und auch eine Korrelation meint das Ordnungsamt festgestellt zu haben: „Es scheint zudem, als würden einige durch die Mund-Nasen-Bedeckung dazu verleitet, es mit dem Abstand nicht mehr so ganz genau nehmen zu müssen.“