Hamminkeln. Nach dem tödlichen Zusammenstoß am Bahnübergang berichten Nachbarn von gefährlichen Situationen. Es hat früher bereits Unfälle gegeben.

Der Unfall am Bahnübergang Lankernbrok am Freitag mit drei Todesopfern hat die Menschen schockiert – insbesondere die Anwohner. „Brenzlige Situationen erleben wir hier häufig“, schildert Andreas Bielefeld, der direkt am Bahnübergang wohnt, im Gespräch mit der NRZ.

Besonders jetzt in der warmen Jahreszeit ist an der dortigen Gärtnerei viel lost, ständig überqueren Autos den Übergang, der nur durch ein Andreaskreuz gesichert ist. Dass es keine Schranke gibt, können Andreas Bielefeld und sein Nachbar Bernhard Bußkamp nicht verstehen. „Das hätte längst passieren müssen.“ Schon mehrfach hätten sie darauf hingewiesen, nichts sei passiert.

Bahnübergang Lankernbrok: „Eine Sekunde Unachtsamkeit reicht“

Für Bernhard Bußkamp ist der schwere Unfall ein emotionales Thema. 1973 starb sein Stiefvater an der selben Stelle. Obwohl er täglich über den Bahnübergang fuhr. „Eine Sekunde Unachtsamkeit reicht.“ Seitdem habe es – bis Freitag – keinen Todesfall mehr gegeben, aber einige Unfälle und viele Beinahe-Unfälle, schildern die Anwohner. Besonders, wenn sich auf der schmalen Straße Fahrzeuge entgegen kommen, erzählt Andreas Bielefeld. „Dann sind die Leute auf den Gegenverkehr konzentriert.“

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Er stand am Freitag in seiner Küche, als der Zusammenstoß passierte, war einer der ersten am Unfallort. Wie berichtet, starben ein 81-Jähriger und eine 75-Jährige sofort, eine 77-jährige Frau konnte trotz Reanimation nicht mehr gerettet werden. Der Wagen aus Voerde kam von der Gärtnerei – wie viele, die hier unterwegs sind. An der Stelle, wo der Zug und der Unfallwagen zum Stehen kamen, liegen Blumen neben den Schienen. Sonst deutet nichts auf das Unglück hin.

Erneuter Beinahe-Unfall am Samstag in Hamminkeln

Direkt am Samstag, so Bielefeld, habe er wieder eine brenzlige Situation beobachtet. Ein Wagen stand auf den Gleisen, „der Zugführer hat schon gebremst“, die Fahrerin konnte noch rechtzeitig weiterfahren. Die Züge kommen zweimal die Stunde. Sie dürfen an der Stelle mit Tempo 80 fahren, hupen vor dem Übergang. Manche fahren auch langsamer, hat Bernhard Bußkamp beobachtet. Seine Vermutung: Weil die Zugführer die brenzlige Stelle kennen. Hier gibt es mehr aus Wesel, Hamminkeln und Schermbeck

Bahnmitarbeiter schauen sich am Montag vor Ort um, prüfen die richtige Beschilderung und ob der Bereich gut einsehbar ist. Alles in Ordnung, sagt ein Mitarbeiter.

Nachbarn fordern Schranke am Bahnübergang Lankernbrok

Doch den Nachbarn reicht das nicht. „Wir wollen wissen, wann die Elektrifizierung kommt und ob ernsthaft über eine Beschrankung nachgedacht wird“, fordert Bernhard Bußkamp. Vor einigen Jahren sei zuletzt ein Wagen vom Zug erfasst worden, zum Glück verlief der Unfall glimpflich. Er und sein Nachbar Bielefeld würden Grundstücke abtreten, wenn die Straße verbreitert und ein Bahnübergang gebaut werde, versichern beide.

Bürgermeister rechnet mit Maßnahmen der Unfallkommission

Eine Schranke am Übergang Lankernbrok hält auch Hamminkelns Bürgermeister Bernd Romanski für die einzig richtige Lösung. Darüber sei er mit der Bahn im Gespräch, noch im Dezember habe er speziell den Übergang Lankernbrok angesprochen, teilt er mit.

Eine Schranke ist im Zuge der Elektrifizierung von Seiten der Bahn zunächst nicht geplant, da zwischen Hamminkeln und Bocholt die Höchstgeschwindigkeit bei Tempo 80 bleibt – in diesem Fall ist die Schranke nicht vorgeschrieben. Nun wird sich die Unfallkommission mit dem Unglück befassen müssen. Vielleicht, so Bürgermeisters Romanski, können daraus verbindliche Maßnahmen entstehen.

Bahn: Technische Sicherung nicht vor 2023

Auf NRZ-Anfrage teilt die Deutsche Bahn am Montag jedoch mit, dass eine „technische Sicherung“ des Bahnübergangs perspektivisch doch vorgesehen sei. Die Arbeiten würden jedoch nicht vor 2023 beginnen, so eine Bahnsprecherin, die Planungen seien in einem frühen Stadium.