Wesel/Hamminkeln. . Damit der Bocholter seinen Takt erhöhen kann, müssen Züge einander begegnen können. Kritikpunkt sind weiter unbeschrankte Bahnübergänge.

Ohne umzusteigen von Bocholt per Bahn bis ins Ruhrgebiet und nach Düsseldorf. Das ist das Ziel – um es zu erreichen, muss der Bocholter elektrifiziert und auf der Strecke Wesel-Hamminkeln schneller werden. Züge aus Emmerich und Bocholt würden ab 2019 in Wesel zusammengekoppelt und führen weiter Richtung Düsseldorf. Die DB Netz informierte jetzt im Kreishaus – ihr Vertreter Sebastian Brinkmann beantwortete Fragen, hörte aber auch Kritik.

Von Tempo 80 auf 100 Stundenkilometer

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Auf der Strecke gibt es lediglich das eine Gleis, der Zug fährt nach Bocholt und zurück nach Wesel. Um den Takt zu verdoppeln, müssten sich zwei Bahnen begegnen und aneinander vorbei geführt werden können. Das soll im Bahnhof Hamminkeln geschehen: Er wird Kreuzungsbahnhof, bekommt einen Mittelbahnsteig und die Züge werden auf zwei Gleisen einander passieren. Das setzt voraus, dass der Bocholter zwischen Wesel und Hamminkeln schneller wird, Tempo 100 statt bisher 80 fährt, um den entgegenkommenden Zug in Hamminkeln zu treffen.

Doppelter Takt bedeutet doppelt so hohe Gefahr

Dort wird es für Fußgänger einen sogenannten Reiseüberweg geben, um zu den Zügen zu gelangen: Durch Schranken geschützt, gehen sie vor dem einen Zug vorbei um zum anderen zu gelangen – und umgekehrt. Für eine Brücke sei an dieser Stelle kein Platz, erläuterte Brinkmann – sie würde wohl auch ein Vielfaches kosten.

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Fährt die Bahn mit 100 Stundenkilometern, sind unbeschrankte Bahnübegänge nicht mehr zulässig. Fünf davon werden daher zwischen Wesel und Hamminkeln ertüchtig. Zwei bekommen Ampeln und Signalanlagen, drei werden technisch umgerüstet, da sie künftig computergesteuert arbeiten.

Von Hamminkeln bis Bocholt dagegen geht es wieder mit Tempo 80 weiter, die nur mit einem Andreaskreuz versehenen Übergänge bleiben. „Das ist unverantwortlich“, kritisiert der Lankerner Karl-Heinz Klötgen. Mit der Verdoppelung des Taktes verdoppele sich auch die Gefahr, beispielsweise am Lankernbrok und 500 Meter weiter am Übergang Kniebingweg. „Es gibt Überlegungen, sie zu sichern, die sind aber nicht Teil des Projektes“, sagt DB Netz-Mann Brinkmann. „Dann können wir ja noch fünf Jahre warten!“, schimpfte Klötgen.

Streckensperrungen und Schienenersatzverkehr

Der Zeitplan – hinter dem ein Fragezeichen steht – sieht so aus: Im ersten Quartal 2019 soll der digitale Mobilfunk GSM-R auf der Strecke hergestellt werden, das Gleisbett gereinigt und Randwege erstellt werden. Im Bahnhof Wesel soll ein Kilometer Gleis neu verlegt werden, im Bahnhof Hamminkeln der Mittelbahnsteig entstehen. Bahnnutzer müssen sich daher im kommenden Jahr auf Streckensperrungen und Schienenersatzverkehr einstellen.

Derzeit gibt es nur sporadisch Güterverkehr auf der Strecke, lediglich Max Bögl nutzt sie hin und wieder. Das wird künftig tagsüber nicht mehr möglich sein.