Wesel. Kreis-Weseler Hofläden erfahren eine erhöhte Nachfrage. Und auch das Ansehen der Bauern scheint zu steigen. Internationale Märkte brechen weg.

Kreis Wesel. Kaum merklich macht sich ein Stimmungswechsel bemerkbar: Die Bauern, noch im Herbst schlecht angesehen und durch das Agrarpaket auf den Barrikaden, erfahren wieder mehr Ansehen. „Ernährungssicherheit war bislang kein Thema. Man kriegte ja alles von überall her“, sagt Johannes Leuchtenberg, Vorsitzender der Kreisbauernschaft.

In Coronazeiten denken manche anders darüber. Die Bauernläden sind gefragter denn je, die Direktvermarkter regionaler Produkte erleben eine deutlich erhöhte Nachfrage und auch das Interesse an der heimischen Lebensmittelproduktion steigt.

Trotz der gestiegenen heimischen Nachfrage brechen den Bauern aktuell die internationalen Märkte weg. Sinkt der Ölpreis, sinkt auch die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten aus Deutschland. Milchpulver für die Arabischen Staaten beispielsweise. „Milch ist derzeit sehr billig“, erläutert Lechtenberg. Und es ist zu viel Rindfleisch auf dem Markt: Es fehlen die Gastronomie und Werkskantinen, die mit 60 Prozent die Hauptabnehmer sind, in Deutschland und andernorts. „In der letzten Woche sind die Schlachtkühe nicht mehr abgeholt worden“, sagt Lechtenberg, es gab zu wenig Abnehmer dafür. Wohin das alles führen wird, ist derzeit unklar.

Nitratproblem und Agrarpaket nicht aus den Augen verlieren

Wichtig ist den Bauern und ihren Verbänden, dass die Politik die Coronazeit nicht dazu nutzt, das ungeliebte Agrarpaket klammheimlich umzusetzen, während aller Augen auf ein anderes Thema gerichtet sind. Etwas haben sie mit ihren Protesten erreicht. „Die Düngeverordnung ist zwar beschlossen. Doch es muss noch einiges abgearbeitet werden. Die Binnendifferenzierung beispielsweise.“ Gemeint ist die Forderung der Bauern, sich die Nitrat belasteten Flächen genauer und kleinteiliger anzuschauen, um zu klären, woher das belastete Grundwasser kommt.

Auch die Standorte der Messbrunnen sollen auf den Prüfstand kommen. Das und einiges andere sei noch abzuarbeiten. „Ich denke, dass das für dieses Jahr ruhen wird und erst im nächsten Jahr kommt“, sagt Leuchtenberg.

Und trotz aller Schwierigkeiten und Diskussionen:„Wir haben Glück“, sagt Leuchtenberg. „Wir können weiter arbeiten. Menschen in der Gastronomie und in anderen Berufen habe ihre Arbeit verloren oder erleben Kurzarbeit.“