Wesel/Hamminkeln/Hünxe. Gibt es wegen des Coronavirus einen Sommer ohne Schützenfeste? Das sagen Vereine in Wesel, Hamminkeln und Hünxe zu der aktuellen Situation.
Ein Sommer ohne Schützenfeste – am Niederrhein ist das kaum vorstellbar. Im Moment allerdings scheint es wegen der Ausbreitung des Coronavirus wahrscheinlich, glaubt der Geschäftsführer des Rheinischen Schützenbundes, Uwe Pakendorf: „Es ist zu befürchten, dass wir einen Sommer ohne Schützenfeste bekommen“, sagt er auf Anfrage der NRZ. Ende April, in gut einem Monat, sollte die Schützenfestsaison eigentlich beginnen.
Wegen Coronavirus: Vereinsleben steht still
Pakendorf rechnet aber mit Einschränkungen von mindestens zwei Monaten und gibt zu bedenken, dass selbst wenn es gelänge, die Infektionszahlen zu senken, das öffentliche Leben „erst in langsamen Schritten“ wieder normalisiert werde: „Öffentliche Großveranstaltungen wie Schützenfeste und Schützenumzüge werden genauso wie der Fußball zuletzt wieder eine Genehmigung erhalten, wieder stattfinden zu dürfen“, prophezeit er.
Bei den Schützenvereinen im Kreis Wesel steht der Betrieb aktuell still: Versammlungen, Wettbewerbe, oder gemeinschaftliche Aktionen, wie Osterfeuer, liegen auf Eis – zumindest bis nach den Osterferien. Teilweise haben erste Vereine aber auch schon ihre Schützenfeste für die Sommermonate abgesagt so etwa in Voerde, Spellen und Dinslaken.
Schützenfest-Absagen: Viele Vereine beraten sich noch
Eines der ersten Schützenfeste in der Region ist das in Hünxe-Drevenack (16. bis 18. Mai). Und zum jetzigen Zeitpunkt möchte der Schützenverein Drevenack es noch nicht verloren geben: Noch wolle der Verein sich alle Optionen offenhalten, erklärt Präsident Olaf Winterboer auf Anfrage, es sei ja noch Zeit. Eine Entscheidung erwartet der Präsident um Ostern herum. Darüber hinaus gebe es einen kontinuierlichen Austausch mit den Nachbarvereinen: „Wenn wir absagen, dann sagen wir sicher alle ab.“
Ähnlich zeigt sich die Lage in Hamminkeln. So erklärt der Präsident der Jungschützen Brünen, Marian Heitkamp, dass Bürgermeister Bernd Romanski bereits ein gemeinsames Gespräch mit den Schützenvereinen aus dem Stadtgebiet gesucht habe: „Ergebnis dieses Gesprächs war, dass zum aktuellen Zeitpunkt eine Einschätzung der Lage in acht oder zehn Wochen nicht möglich ist.“ Ende April solle sie neu bewertet werden, aktuell sei noch kein Schützenfest in Hamminkeln abgesagt.
Schützenvereine warten auf Zeichen aus der Politik
Auch in Wesel blicken die Vereine sorgenvoll in die Saison. Besonders für den Bürgerschützenverein Flüren wäre eine Absage des Schützenfests (Wochenende nach Pfingsten) bitter, denn in diesem Jahr steht das 125. Jubiläum an. "Wir planen erst mal das Schützenfest weiter. Wir wissen ja nicht, was nach dem 19. April passiert.", erläutert Präsident Dirk Feuerstein im Gespräch mit der NRZ. Auch wenn er persönlich, die Sache eher pessimistisch sieht "Wir müssen abwarten, was die Politik entscheidet."
Die Crux an der Sache: Viele Vereine haben längst Verträge mit Bands, Schaustellern oder Imbissbuden abgeschlossen. Sagen sie ihr Schützenfest ab, ohne dass es ein Verbot gibt, kommen sie in Haftung und müssen zahlen. Das wäre für die Vereine mindestens schmerzhaft - zumal sie keine großen Rücklagen bilden dürfen.
Veranstaltungsverbot bedroht Vereinsexistenzen
Sollte nun aber ein länger andauerndes Veranstaltungsverbot kommen, wäre das ebenfalls problematisch, meint Uwe Pakendorf. Denn neben Schützenfesten fielen dann auch Einnahmen aus anderen Veranstaltungen und Vermietungen der Schützenhallen weg. Einige Vereine - er schätzt etwa die Hälfte der Mitglieder im Rheinischen Schützenbund - brächte das "wirtschaftlich an den Rand der Existenz".
Zudem sei mit Mitgliederschwund zu rechnen, wenn das Vereinsleben längere Zeit nicht stattfinden kann und auch, falls sich die wirtschaftliche Lage der Mitglieder durch eine Wirtschaftskrise verschlechtern sollte. Dies würde allerdings nicht nur Schützenvereine treffen. Deshalb hofft Uwe Pakendorf auf Unterstützungsmaßnahmen für die Vereine von Seiten der Politik, beispielsweise durch einen Hilfsfond.