Wesel. Die CDU rechnet sich mit Hense Chancen auf das Bürgermeisteramt aus. Amtsinhaberin Westkamp ist populär, doch die CDU setzt auf Wechselstimmung.

Seit 16 Jahren ist Bürgermeisterin Ulrike Westkamp im Amt – und sie ist beliebt. Die CDU rechnet sich dennoch gute Chancen aus: Sie will ihren designierten Kandidaten Sebastian Hense auf dem Chefsessel im Rathaus platzieren und stärkste Kraft bei der Kommunalwahl werden. Denn die SPD hat bei den vergangenen Wahlen auf Landes-, Bundes- und Europaebene stark abgebaut und „nett sein alleine reicht nicht“, spielt der stellvertretende Stadtverbandsvorsitzende Jürgen Linz auf die Popularität der Amtsinhaberin an.

Er zieht einen Vergleich zu Ex-NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. „Die war auch nett und sympathisch. Aber Armin Laschet hat mit Themen überzeugt.“

„Sebastian Hense ist der ideale Bürgermeisterkandidat“

Schon früh sei die im Sommer gegründete Findungskommission auf Sebastian Hense gekommen, erklärt Linz. Andere Kandidaten wurden in Erwägung gezogen – am Ende blieb es bei dem Stadtverbandsvorsitzenden Hense. Als idealen Kandidaten beschreibt ihn Reinhold Brands: Vermittelnd, aber in der Lokalpolitik erfahren.

Mit seinen gerade 41 Jahren spiegele er die Zukunft wider, ergänzt Karl-Heinz Ortlinghaus, und habe dennoch auch bei Älteren „einen Stein im Brett“. Am Dienstag, 28. Januar, soll die Partei den Kandidaten bestätigen.

Hense: „Wir brauchen einen Neustart“

Auch an den starken Verlusten der SPD bei den vergangenen Wahlen macht die CDU ihre Hoffnungen fest. Und: „Die SPD ist keine Wesel-Partei mehr, sondern eine Hovest-Partei“, sagt Linz. Für Bürgermeisterin Westkamp sei die Zeit für einen Wechsel gekommen.

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Das sieht auch der Herausforderer Hense so: „Wesel hat sich in den vergangenen Jahren gut entwickelt. Aber wir brauchen einen Neustart.“ Für Themen wie Klimawandel, ÖPNV oder Digitalisierung benötige die Stadt jemanden mit der „Fähigkeit, sich mit neuen Dingen auseinanderzusetzen“. Auch betonte er, dass er mit einem anderen Führungsstil antreten will. „Es weiß nie einer alleine, was das Beste ist“.

In der Stadtentwicklung sieht der Diplom-Mathematiker die Notwendigkeit eines Mentalitätswechsels, um Ideen mit mehr Mut voranzubringen und stärker zu unterstützen. Beispiel Sitztreppe an der Rheinpromenade: „Hier hat man den Eindruck, die Stadt ist nicht mit vollem Elan dabei“. Hense beschreibt sich als jemand, der auf kollegialer Ebene entscheidet und Spaß daran hat, sich mit Menschen zu unterhalten.

Arbeitsplätze stehen für Sebastian Hense im Fokus

Thematisch sieht er die Wirtschaftsförderung als wichtiges Anliegen, die Schaffung von Arbeitsplätzen vor Ort. Auch der weitere Verzicht auf Steuererhöhungen und die Unterstützung des Ehrenamtes liege ihm am Herzen. Und: Angesichts der beschlossenen 90 Millionen-Euro-Investition in die Weseler Schulen sei es sinnvoll, wenn der Rathauschef ein Fachmann ist.

Hense ist seit 2014 stellvertretender Schulleiter am Andreas-Vesalius-Gymnasium (AVG), ist verheiratet und lebt seit 2011 wieder in Wesel, wo er geboren wurde. Zunächst wuchs er in Mehrhoog auf, dann zog die Familie nach Rees, wo der Vater eine Schreinerei führte. „Wesel ist unsere Heimat“, beschreibt Hense, warum er und seine Frau Tina (38) in die Kreisstadt zurückkehrten.

CDU will vor einer Stichwahl mit anderen Parteien sprechen

Um vom Gymnasium in die wenige Meter entfernte Stadtverwaltung wechseln zu können, will er nach der Aufstellung am Dienstag mit Vollgas in den Wahlkampf starten. Bürgermeisterin Ulrike Westkamp hat bekanntlich ihre erneute Kandidatur erklärt. Grüne, Linke und WfW haben sich noch nicht öffentlich festgelegt. Es wird eine Stichwahl geben, glaubt Hense – in diesem Fall will er mit den anderen Parteien sprechen, denn: „Den Wechsel will nicht nur die CDU“, lautet seine Überzeugung.