Wesel. Der Klimawandel zeigte sich 2019 in Wesel vielerorts. Auch eine Fridays-For-Future-Bewegung, bei der auch Ältere mitmachen, gründete sich.

Was bleibt den meisten in Wesel von 2019 in Erinnerung? Nun ja, vor allem werden sich alle sofort an den Hitzesommer erinnern, an die damit verbundene Trockenheit und das viele Wässern der eigenen Blumen.

Man wird aber auch an die jungen Menschen denken, die unter dem Titel „Fridays For Future“ auch die Weseler Politiker wachrüttelten und mittlerweile Unterstützung aus allen Altersgruppen haben. Der von ihnen gewünschte Klimanotstand wird zwar nicht ausgerufen, dafür soll es nun eine klimagerechte Stadtentwicklung geben.

Rußrindenkrankheit und Borkenkäferbefall

Doch zunächst fallen im Herbst zahllose Bäume der Säge zum Opfer. Teils, weil die Rekordtemperaturen ihre Spuren hinterlassen haben, teils, weil die Gewächse einfach krank sind. So wie die vielen Ahornbäume, die in dreistelliger Zahl gefällt werden müssen, Diagnose: Rußrindenkrankheit. Oder die Fichten, die am Schwarzen Wasser allesamt weichen, Grund: Borkenkäferbefall. Nicht nur Menschen, auch Äpfel bekommen im Sommer 2019 Sonnenbrand, und dank des viel zu warmen Februars kommt diesmal schon im März der erste niederrheinische Spargel auf den Teller während im Mai während der traditionellen Kirmes schäbiges Aprilwetter herrscht.

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Der Eichenprozessionsspinner macht auch in der alten Hansestadt den Menschen zu schaffen. Der städtische Betrieb ASG (Abfall, Straßen, Grünflächen) behandelt 3000 Bäume mit der Sprühkanone und dennoch verbreiten sich die widerlichen Härchen des Insekts, sorgen für fürchterlichen Juckreiz bei allen, die mit ihnen in Berührung kommen.

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Die Issel fällt in vielen Teilen trocken und gleicht monatelang selbst auf der Sohle einer Wiese. Erst im Herbst füllt sie sich langsam wieder mit Wasser. Ein ähnliches Bild bietet sich den Spaziergängern rund ums Schwarze Wasser. Zum zweiten Mal in Folge sinkt der Pegel des mit Regen gespeisten Heideweihers von Tag zu Tag. Fachleute sehen das aber nicht nur negativ: Denn, wenn das Ufer trockenfällt, mineralisieren sich die dort angesammelten Substanzen, was durchaus erwünscht ist. Die Uferzone rutscht aufgrund der anhaltenden Trockenheit wieder etwas nach unten und im Bett des Weihers macht sich die Knotenbinse breit, so sehr, dass mancher befürchte, das Schwarze Wasser könnte zuwachsen.

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Blühstreifen und Stadtradeln

Ab und zu geht es aber auch nass zu. Zum Beispiel im März, als die Sturmtiefs Dragi und Eberhard über Wesel hinwegziehen und Dachziegel auf die Straße poltern lassen sowie Bäume entwurzeln.

Ist das alles noch normal? Heinz-Georg Oberender, beim ASG für Grünflächenneubau und Baumschutz zuständig, lässt keinen Zweifel aufkommen: „Wir erleben den Klimawandel live“, sagt er im Gespräch mit der NRZ.

Und damit die Insekten noch genügend Nahrung finden, werden sowohl Landwirte als auch die Stadt Wesel und Privatleute aktiv. Bauern sorgen für Blühstreifen entlang ihrer Flächen und damit für gut frequentierte Bienenweiden. Auch der ASG sät an vielen Stellen in der ganzen Stadt Blumen, die teils herrlich bunt blühen oder aber kaum keimen, weil nämlich da bereits der Regen fehlt.

Die Weseler Ortsbauernschaft präsentiert einen Blühstreifen und ein von Kindern gebautes Insektenhotel gleich nebenan. Mit dabei: Bürgermeisterin Ulrike Westkamp (rechts).
Die Weseler Ortsbauernschaft präsentiert einen Blühstreifen und ein von Kindern gebautes Insektenhotel gleich nebenan. Mit dabei: Bürgermeisterin Ulrike Westkamp (rechts). © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

In Wesel entscheidet man sich erstmals dafür, beim Stadtradeln mitzumachen und damit auch einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Das wird mit einem Preis belohnt: Die Kreisstadt erhält den Titel „Bester Newcomer“, weil sie bei den Kommunen von 50.000 bis 99.999 Einwohner die meisten Fahrradkilometer zusammenbekam.