Kreis Wesel. Die Gifthaare des Eichenprozessionsspinners sind gefürchtet und bleiben es nach der Verpuppung. Eine Tatsache, an die wir uns gewöhnen müssen.

Eichen sind in den vergangenen Wochen für viele, die mit den Härchen des Eichenprozessionsspinners Bekanntschaft gemacht und stark juckende Pusteln davongetragen haben, ein rotes Tuch. Doch jetzt, wo die Raupen verpuppt sind, sollte die Gefahr auf den gewohnten Wegen wohl gebannt sein - oder?

Warnschilder stehen inzwischen vielerorts.
Warnschilder stehen inzwischen vielerorts. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Nein, sagen Fachleute, wie Dr. Martin Binder, Leiter Fachdienst Gesundheitswesen beim Kreis Wesel. „Wir müssen im Prinzip damit leben“. Zwar schlüpfen die harmlosen Falter des Eichenprozessionsspinners bald, doch die zurückgebliebenen Brennhaare behalten ihre Wirkung für mindestens zwei Jahre.

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Das Risiko, damit in Berührung zu kommen, habe zwar geringfügig abgenommen, weiß Binder, dennoch bestehe es nach wie vor. Und eine Ausrottung des lästigen Tiers sei praktisch unmöglich, zumal damit auch viele andere Insekten beseitigt würden. Folgt jetzt noch ein kalter, trockener Winter, haben die bis zu 200 Eier, die ein Weibchen auf den obersten Ästen der Eichen ablegt, beste Überlebenschancen. Warme, feuchte Winter wären für sie weniger gut, so Binder. Immer wieder gab es in seinem Fachbereich Anfragen zum Eichenprozessionsspinner, seit einem Monat allerdings nicht mehr.

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Ähnliche Erfahrungen hat Gerd Füting vom Fachbereich Ordnung bei der Stadt Wesel gemacht. Aktuell erreichen auch ihn keine Meldungen mehr, genauso wie den städtischen Betrieb ASG (Abfall, Straßen, Grünflächen). Betriebsleiterin Annette Mücke berichtet, dass nach dem Besprühen der betroffenen Stellen im Frühjahr die Mitarbeiter nun damit beschäftigt waren, Nester abzusaugen. Ein Aufwand, der Geld und vor allem Personal kostet. Wurde das Absauggerät im vergangenen Jahr noch geliehen, sind die ASG’ler nun mit einem eigenen unterwegs. Schließlich wird es auch in den nächsten Jahren noch gebraucht. Immer wieder gingen beim ASG Meldungen von Bürgern ein, die auf Nester aufmerksam machten. Zurzeit sei es aber recht ruhig geworden.

Eichen bei Wind meiden

Doch Hoffnung, dass sich die Situation im nächsten Jahr bessert, macht sich niemand. Auch Klaus Kretschmer von der Biologischen Station im Kreis Wesel nicht. „Damit wird man leben müssen“, sagt er. Er lässt sich auf jeden Fall nicht von Warnschildern abhalten, auch wenn es Kollegen von ihm schon mit quälendem Ausschlag getroffen hat. Einen von ihnen erwischte es beim Kontrollieren von Steinkauzkästen, ein anderer mähte mit einem Freischneider mitten in ein heruntergefallenes Nest und musste dafür büßen. Auch am Schwarzen Wasser, wo viele Nester seien, ließen sich die Leute nicht beeindrucken. Es gebe dort nach wie vor viele Spaziergänger, die die Natur genießen.

Das tut auch Richard Dorn vom Regionalforstamt Niederrhein in Wesel. „Es gibt so viele Gefahren“, sagt er und spricht zum Beispiel von Bremsen- und Zeckenstichen. „Man sollte sich nicht verrückt machen“. Allerdings rät er dazu, bei starkem Wind, befallene Bäume zu meiden und nicht unbedingt ein Picknick darunter zu machen.

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