Wesel. Auf der Baustelle der Südumgehung rollen die Bagger. Die Verfüllung des Lippearmes hat begonnen, für die B 8 wird eine Ersatztrasse gebaut.
Seit einigen Wochen herrscht an der Baustelle der Südumgehung Hochbetrieb: Lkw laden am alten Lippearm das Kiesgemisch für die Verfüllung des Gewässers ab. Nahe der B 8 sind Bagger damit beschäftigt, die Trasse für eine Umleitung vorzubereiten, die im Frühjahr fertig sein soll. Gleichzeitig müssen Versorgungsleitungen, die noch entlang der Bundesstraße verlaufen, weichen.
Der Arbeiten im Bereich der zukünftigen B 8- und Bahnquerung sind laut Projektleiter Christoph Angenendt (Straßen NRW) ein „neuralgischer Punkt“ der 220 Millionen Euro teuren Straße, die den Verkehr in einigen Jahren von der Rheinbrücke zur B 58 in Obrighoven führen soll.
Bahnstrecke zwischen Wesel und Voerde wird zeitweise gesperrt
„Dabei müssen wir genau im Zeitplan bleiben. Wir müssen die Sperrpausen für die Bahn einhalten, die zwei bis drei Jahre im Voraus beantragt wird“, erklärt Angenendt. Denn wenn die beiden Tröge für die Unterführung gebaut werden, kann der Autoverkehr zwar über die verlegte B 8 fließen – die Bahnstrecke muss jedoch zeitweise gesperrt werden. Erstmals ist das für zehn Tage im Mai 2020 der Fall. Eine Baustelle dieser Größenordnung ist auch für den Landesbetrieb Straßen NRW kein Standardprojekt.
Nachdem sich der Baustart um einige Zeit verzögerte – unter anderem, weil das Kies-Sandgemisch für die Lippeverfüllung nicht lieferbar war – sind nun zwei örtliche Firmen mit der Vorbereitung für die zukünftige Trasse beschäftigt: Die Voerder Firma Langenfurth und Walter Bau aus Borken haben den Zuschlag erhalten. Letzteres Unternehmen ist für die Verlegung der Leitungen und den Bau der B 8-Umleitung zuständig.
Auf der B 8-Umleitung wird Tempo 40 gelten
Ab Mai 2020 wird der Verkehr zwischen dem Lippeschlösschen und dem Weseler Ortseingang in einem rund 800 Meter langen Bogen um die Baustelle geleitet, während die Arbeiter unter der B 8 die Dichtwand und die Trogbauwerke für die B 58n errichten.
Mit der Umfahrung werden die Pendler einige Jahre leben müssen. Bis auf ein Tempolimit auf 40 km/h werde es aber keine Einschränkungen für den Verkehr geben, versichert Christoph Angenendt. Die Umleitung wird nach der Fertigstellung als Zubringer für die neue Umgehungsstraße dienen.
Um der Unterführung Platz zu machen, müssen auch alle Versorgungsleitungen auf dem Teilstück verlegt werden. Die Arbeiter haben damit begonnen, neue Trassen für Gas-, Telefon-, Strom- und Wasserleitungen anzulegen.
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Im hinteren Teil der Baustelle, von der B 8 aus unsichtbar, schieben Bagger das angelieferte Kiesgemisch in den alten Lippearm. Rund 15 Prozent des gut 700 Meter langen Gewässers sind schon verfüllt. Bis September 2020 werden 120.000 Kubikmeter Material benötigt, um den Boden für den Straßenbau vorzubereiten. Anschließend beginnen die Vorbereitungen für die neue Lippebrücke, die ab Herbst 2020 errichtet wird.
Kiesgemisch gibt der Südumgehung Halt
Das Füllmaterial, das der Straße auf dem alten Lippearm Halt geben soll, stammt aus Kieswerken der Region und ist nach genauen Vorgaben angemischt worden, erklärt Andreas Kunert von der Bauüberwachung. „Das Material muss sich ausreichend verdichten, damit die Trasse stabil ist“. Das gilt auch für den Fall, dass Hochwasser aus der Lippe in den Damm strömt. „Filterstabil“ nennen die Fachleute das. Rund einen Meter tief ist das Gewässer, das die Bagger nun Stück für Stück mit dem Material füllen.
Gelöst ist nun auch das Problem mit der Verlegung eines Regenwasserkanals im Bereich einer ehemaligen Schutt- und Müllkippe am Lippeglacis, erläutert Angenendt. Hier gab es zunächst Unsicherheiten wegen möglicher Schadstoffansammlungen. Die Arbeiter werden - wenn nötig - eine Sicherheitsausrüstung tragen.
Ein Hochwasser könnte die Arbeiten noch ausbremsen
Die Bauarbeiten sollen auch im Winter fortgeführt werden, so Angenendt. Leichter Frost beeinträchtigt die Arbeiten nicht. Das einzige, was den Fortgang ausbremsen könnte, wäre ein Hochwasser. Während der Sperrpausen der Bahn müssen die Arbeiter sogar im 24-Stunden-Betrieb aktiv werden, damit der Zeitplan eingehalten wird.
Wenn die Querung der Bundesstraße und der Bahnlinie geschafft dann ist, setzen sich die Bauarbeiten Richtung Fusternberg fort. Dort verläuft die Umgehung zum Teil in einem Trog sowie durch einen Tunnel und mündet schließlich an der B 70 und der Schermbecker Landstraße in Obrighoven. Ab Mitte 2025, so der aktuelle Plan, kann der Verkehr wohl über die neue Umgehung fließen und damit die Innenstadt vom Durchgangsverkehr entlasten.
Eine Videoanimation zum geplanten Verlauf der B 58n findet sich hier.