Wesel. Viele Bürger ärgern sich über fehlende Busverbindungen. Die SPD will eine bessere Finanzierung, auch wenn die Kreisumlage dadurch steigen sollte.
Der öffentliche Nahverkehr in Wesel steht in der Kritik – schlechte oder gar keine Verbindungen in die ländlichen Bereiche, ausgedünnte Takte. Zwei Drittel der Bürgerbeschwerden drehen sich bei örtlichen SPD-Terminen um das Thema. Die Bürger sind sauer und fühlen sich abgehängt, berichtet SPD-Chef Ludger Hovest. Daher fordern die Weseler Genossen den Kreistag auf, das Angebot zu verbessern und mehr Geld in den ÖPNV zu investieren. Falls das nicht passiert, hat sich die SPD auch schon Konsequenzen für Wesel überlegt: „Dann muss überlegt werden, ob man die Konzessionierung der Niag 2025 kündigt.“
Stadtbussystem als Option für Wesel
Bis zu diesem Zeitpunkt hat die Verkehrsgesellschaft die Konzession für die innerstädtischen Linien. Doch aus Sicht der SPD könnte es auch Sinn machen, selbst Geld in die Hand zu nehmen und ein Stadtbussystem einzuführen. Denn die Unzufriedenheit mit dem jetzigen System ist groß. Das Anrufsammeltaxi-System in Bislich zum Beispiel ist den Genossen viel zu umständlich, sie fordern feste Taxi-Zeiten statt umständlicher Anrufe.
Marktlinie in Wesel soll im Dezember starten
Ein Probelauf für eine städtische Lösung sei ja bereits geplant durch die Marktlinie samstags von Lackhausen in die Innenstadt – vorerst nur für ein Jahr. Für die Marktlinie hat die Niag laut Hovest inzwischen ihr erstes (zu teueres) Angebot nachgebessert. „Die Verhandlungen sind auf der Zielgeraden.“Ab Dezember könnten die Busse rollen.
Sobald die Genehmigung für den Kombibad-Bau vorliegt, soll zudem eine Busverbindung an die Rheinpromenade organisiert werden: „Wenn sich bis dahin nichts ändert, könnte das der Einstieg in das Stadtbussystem sein.“ Allerdings, räumt Ludger Hovest auch ein, wäre das nicht das beste System, denn es bedeute für den ÖPNV „Kleinstaaterei“, wenn jede Stadt ihr eigenes Angebot organisiert.
SPD kritisiert „verfehlte Kreistagspolitik“
Für die SPD ist die heutige Situation das Resultat einer „verfehlten Kreistagspolitik“, die den ÖPNV nicht ausreichend finanziert – hauptsächlich sieht Hovest die Verantwortlichen bei Grünen und CDU. Die Weseler Genossen fordern den Kreistag auf, mehr Geld für bessere Busverbindungen bereitzustellen und nehmen dabei auch eine Erhöhung der Kreisumlage für die Städte in Kauf. Hovest: „Die Bürger kriegen ja etwas dafür.“
Bisher ist es so, dass der Kreis Wesel mit seinen Gewinn-Ausschüttungen von der Niag (der Kreis hält 43 Prozent der Niag-Anteile) den ÖPNV finanziert. Das reicht der Weseler SPD aber nicht. Auch die SPD-Kreistagsfraktion, so Hovest, stehe hinter dem Anliegen. Außerdem fordern die Sozialdemokraten, kleine Busse einzusetzen und auf alternative Antriebe zu setzen. Einen Antrag, kündigt Hovest an, werde die SPD-Kreistagsfraktion stellen.