Kreis Wesel. . Lücken im Busangebot sind der Wirtschaftlichkeit geschuldet. Ein neues Mobilitätskonzept aber soll Autofahrer auf andere Verkehrsmittel locken
- In Wesel stößt der Plan auf heftige Kritik, man wünscht einen Aufschub um zu beraten
- Kreisverwaltung und CDU wollen gleich beschließen, die Grünen fordern mehr Zeit
- Weil die Niag ohne Subventionen arbeitet, fallen unwirtschaftliche Leistungen heraus
Bis auf Wesel haben alle kreisangehörigen Kommunen ihre Stellungnahme zum neuen Nahverkehrsplan abgegeben, der für Weseler Busnutzer spürbare Verschlechterungen beinhaltet. Für andere Kommunen, beispielsweise Hünxe, sieht er gar keine Änderungen vor: Stillstand ist für viele ländliche Gemeinden eine schlechte Nachricht. Doch der Nahverkehrsplan steht in der kommenden Woche zur Entscheidung im Kreistag an.
Unmut über Leistungskürzungen in Wesel
Gleichzeitig will der Kreis nun ein Mobilitätskonzept angehen: Es soll mehr PKW-Fahrer zum Umstieg auf Rad, E-Bike, Bus und Bahn oder Fahrgemeinschaften bringen und die Verkehrsstrukturen der Zukunft im Kreis Wesel lenken. Innovationen wie E-Busse im Linienverkehr und Leihräder an den Haltestellen sind einige Aspekte, die den Grünen vorschweben. Einstimmig hat der Kreisausschuss das Konzept auf Antrag der Grünen angeschoben. Allerdings, so Hubert Kück, bedürfe es eines guten Nahverkehrsplans, um solche Pläne zu verwirklichen.
Über den entscheidet der Kreistag in der kommenden Woche: Kämmerer Karl Borkes sprach sich gegen eine Vertagung des Themas auf den Herbst aus, wie Wesel es wünscht und die Grünen es beantragt haben. Alle Gemeinden bis auf Wesel hätten sich konstruktiv mit dem Entwurf auseinandergesetzt. Hubert Kück (Grüne) argumentierte, der Plan betreffe die Bürger massiv und nachhaltig, die Zeit zur Beratung sei zu kurz gewesen. „Der Unmut in Wesel wird ausgesprochen groß sein“, so Kück. „Es geht nicht darum, eine Busline vom Zentrum zum Auesee einzuführen.“ Das müsse Wesel im Zweifel selbst bezahlen. Doch der Kreis habe die Pflicht, ein sinnvolles Gerüst der Anbindung der Kommunen zueinander zu bieten. Auch die SPD fragte nach dem Grund für den Zeitdruck, immerhin sein ein Nahverkehrsplan für mehrere Jahre gültig. Frank Berger (CDU) sagte dagegen, der Entwurf habe eine ausgewogene Struktur. Die CDU wolle ihm ohne Verschiebung zustimmen, „am Ende wird kein anderes Ergebnis dabei herauskommen“.
Keine Subventionen für den Busverkehr
Knackpunkt der Kreis-Weseler Buspolitik ist, dass die Niag wirtschaftlich arbeiten muss. Es gibt keine Subventionen für die Busse und etliche Linien in den Abendstunden so wie an den Wochenenden rechnen sich nicht. Auch in den ländlichen Bereichen wird ein wirtschaftlicher Betrieb schwierig. Würde sich der Kreis für Subventionen entscheiden, besserte sich das Angebot. Dann müssten die Städte und Gemeinden eine ÖPNV-Umlage zahlen, wie es sie früher im Kreis Wesel gegeben hat. Dahin will die Mehrheit im Kreistag nicht zurück.
Viele Wünsche der Nutzer rechnen sich nicht
Die Folge: Der politische Wille, mehr Menschen vom Auto auf andere Verkehrsmittel zu locken, kollidiert mit dem Wirtschaftlichkeitsgebot des Busverkehrs. An welcher Stelle auch immer ein besserer Service umgesetzt wird, die Kosten müssten an anderer Stelle eingespart werden – oder die betroffene Kommune müsste sie selbst stemmen. So würde der Wunsch von Berufspendlern, den morgendlichen Verkehr nicht allein auf die Schüler auszurichten beispielsweise, zusätzliche Fahrzeuge und mehr Personal fordern. Das rechne sich nicht, so die Verwaltung.
Landrat Ansgar Müller warb dafür, den Nahverkehrsplan zu beschließen. Auch dann bleibe dieser noch flexibel, unter der Voraussetzung der Eigenwirtschaftlichkeit.