Kreis Wesel. . Drei Mal pro Jahr bietet die Niag Weiterbildungslehrgänge zum Busfahrer an. Viele Teilnehmer erhalten bereits zu Beginn eine Einstellungszusage.
Normalerweise fährt sie einen Opel Corsa. Schaltwagen. Nun sitzt Alev Safak (28) in einem zwölf Meter langen Fahrschulbus. Mit Automatikgetriebe. Nicht per Schlüssel, sondern mit einem Knopf startet sie den Motor. Der Blick der jungen Frau wandert aufmerksam vom linken zum rechten Spiegel und wieder zurück.
„Du musst jederzeit kontrollieren, was los ist“, sagt Fahrschullehrer Markus Weytmans. Kurz darauf lenkt Safak den Linienbus über das Gelände der Niederrheinischen Verkehrsbetriebe (Niag) in Moers. Hier absolviert sie eine Weiterbildung zur Berufskraftfahrerin im Personenverkehr. Und sie weiß jetzt schon, dass sie danach angestellt wird, bereits zu Beginn des Lehrgangs hat sie eine Einstellungszusage erhalten.
Die Not der Busunternehmen ist groß
„Das ist der Fachkräftemangel. Man bekommt auf dem Arbeitsmarkt keine fertigen Leute mehr. Also ist die Not groß, die Unternehmen wollen sich an die Busfahrer binden“, sagt Hans-Rudolf Röhling, Leiter der Aus- und Weiterbildung bei der Niag, deren Busse auf vielen Linien im Kreis Wesel unterwegs sind. Händeringend werde in der Branche gesucht, das gelte auch für den Schienenverkehr.
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Darum müssen Lösungen her. „Mittlerweile können sich bei uns auch Menschen bewerben, die in einem Arbeitsverhältnis sind und sich umorientieren wollen“, nicht nur arbeitssuchende Personen, sagt Marion Lätzsch, stellvertretende Leiterin.
Unternehmen kooperieren bei der Vermittlung
Ein Lehrgang dauert hier ein halbes Jahr – dazu gehören 70 bis 80 Fahrstunden, 75 Unterrichtstage, ein Praktikum sowie fünf Prüfungen. Die Bestehensquote liege bei 97 Prozent, verrät Röhling. Die Niag kooperiere bei der Ausbildung mit 30 Unternehmen, es gehe darum die Bewerber, die danach im Schichtdienst arbeiten, wohnortnah zu vermitteln und einzusetzen, sagt Lätzsch.
Das ist auch für Alev Safak wichtig. Die 28-Jährige aus Walsum und hat zwei Kinder. Sie machte eine Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel. Dann heiratete sie und wurde Mutter, arbeitete danach in einem Lager. Als sie sich scheiden ließ, wünschte sich die junge Frau Sicherheit – für sich und ihre drei und vier Jahre alten Kinder. Ihr Bruder sei Busfahrer, daher habe sie sich mit diesem Beruf auseinandergesetzt.
Noch gibt es vor allem männliche Busfahrer bei der Niag
Nun büffelt sie zusammen mit neun anderen Fahrschülern bei der Niag Theorie, etwa zum Personenbeförderungsgesetz, Straßenverkehrsregeln oder dem Umgang mit Notfällen. Zwischen 23 und über 50 Jahre seien die Teilnehmer im Schnitte alt. Noch dominierten männliche Fahrer das Berufsfeld, circa ein Drittel der Busfahrer sei weiblich bei der Niag, „die Tendenz steigend“, sagt Marion Lätzsch. Man überlege auch einen Lehrgang nur für Frauen anzubieten.
Alev Safak hat ihre Chance ergriffen. Gefühlschaos sei das gewesen, als sie das erste Mal in einem so großen Fahrzeug saß. Im Vergleich zu ihrem Opel Corsa eine „ganz andere Baustelle“, sagt die 28-Jährige, der Stolz ist ihr anzumerken. „Ich denke, das ist ein Job mit dem ich bis zur Rente gehen kann.“
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Wer sich zum Busfahrer bei der Niag weiterbilden lassen möchte, muss mindestens 23 Jahre alt sein und seit zwei Jahren einen Führerschein (Klasse B) sowie gute Fahrpraxis besitzen. Im Vorfeld wird die gesundheitliche Eignung geprüft, außerdem darf der Bewerber maximal einen Punkt in Flensburg haben.
- Der nächste Lehrgang beginnt am 12. August. Es sind noch Plätze frei. Hier gibt es Informationen: www.niag-bildung.de