Hamminkeln. . Die Krisenkommunikation beim Hochwasser in Hamminkeln sorgt für Differenzen zwischen Rathaus und Kreisverwaltung. Große „Manöverkritik“ geplant.
Die Issel ist wieder auf Normalmaß geschrumpft und Hamminkeln nach nervenaufreibenden Stunden am Donnerstag und Freitag glimpflich davongekommen. Seit Samstagmittag um 15.30 Uhr ist der Katastrophenfall für beendet erklärt. Außer zahlreichen vollgelaufenen Kellern ist die Stadt an einer noch größeren Katastrophe vorbeigeschrammt. Und trotzdem hinterlassen die dramatischen Stunden jede Menge Gesprächsbedarf bei den handelnden Personen.
Gegenüber der NRZ hatte Bürgermeister Bernd Romanski von einem massiven Problem in der Arbeit mit dem Krisenstab gesprochen. „Es hat keine klar abgestimmte Krisenkommunikation gegeben“, sagte Romanski am Freitagmorgen. Im Zentrum seiner Kritik: der ständig mit zehn Personen besetzte Krisenstab unter Leitung von Landrat Dr. Ansgar Müller, der am Donnerstag um 0.55 Uhr den Katastrophenfall ausgerufen hatte. „Eine frühzeitige und gute Entscheidung. Nur so konnten die Kräfte aus ganz NRW zur Hilfe herangezogen werden“, sagte Romanski gestern.
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Große Verwirrung bei Meldungen über Dammdurchstich
Viele andere Meldungen aus dem Kreishaus sorgten bei Helfern und Medienvertretern aber für große Verwirrung. Lange Zeit dementierte der Krisenstab einen kontrollierten Dammdurchstich am Königsbach, dabei stand Müller selbst gemeinsam mit Romanski und Innenminister Ralf Jäger am Donnerstagnachmittag an eben jener Stelle, an der Wasser aus dem Königsbach in Dingden auf ein angrenzendes Maisfeld umgeleitet wurde, um Wohnbebauung zu schützen.
Außerdem ließ der Krisenstab am Donnerstagnachmittag um kurz nach 14 Uhr verlauten, dass es nach dem Überflug eines Polizeihubschraubers „deutlich nach Entspannung“ aussehe. Am Boden war bei kurz darauf einsetzendem Regen davon rein gar nichts zu spüren. Von den Erkenntnissen der Luftaufklärung kam außer dieser kurzen Meldung nur wenig bei den Menschen vor Ort an.
Vorfälle werden intern aufgearbeitet
Müller selbst wollte trotz Anfrage zu den Vorwürfen aus dem Hamminkelner Rathaus keine Stellung beziehen, ließ lediglich über seine Sprecherin Anja Schulte ausrichten: „Wir äußern uns dazu nicht in der Öffentlichkeit. Wir werden die Vorfälle intern aufarbeiten.“ Schulte sprach dabei von einer groß angelegten „Manöverkritik“ mit allen beteiligten Behörden. „Wir haben gemerkt, dass wir an vielen Stellschrauben noch drehen können, um in einer solchen Krisensituation besser zu werden.“ Zu einem persönlichen Gespräch zwischen Müller und Romanski wird es aber nach NRZ-Informationen ebenfalls noch in dieser Woche kommen.
Vermutlich wird dann auch eine weitere Meldung vom Donnerstagabend Thema sein. Da verbreitete der Krisenstab nämlich die Absicht, nach weiteren Stellen für einen Deichdurchstich suchen zu wollen. Vor Ort hatten die Einsatzkräfte längst entschieden, dass es dafür keine Möglichkeit mehr gebe und stattdessen längst selbst Hochleistungspumpen aus Emmerich angefordert, um die Isselsiedlung und Ringenberg vor der fast sicheren Überflutung zu bewahren.
Unerlaubtes eigenmächtiges Handeln sei das aber nicht gewesen, heißt es aus dem Kreishaus. „In solchen Situationen kann die Einsatzleitung vor Ort bei besonderen Gefahrenlagen natürlich selbst entscheiden“, sagte Schulte. Einsatzleiter vor Ort war Stadtbrandinspektor Konrad Deckers. Der handelte den ganzen Tag über in enger Abstimmung mit Bürgermeister Bernd Romanski – ganz ohne Kommunikationsprobleme...