Hamminkeln.. 2000 Einsatzkräfte aus dem ganzen Land und Tausende Bürger versuchen die Katastrophe zu verhindern. Über 40 000 Sandsäcke liegen bereit. Deichkrone oberhalb von Ringenberg am Nachmittag ausgespült.
„Deutsche Bundesbank“ steht auf den Säcken. Gefüllt sind sie aber nicht mit Geld, sondern mit Sand. Insgesamt 30 Tonnen sollen die Firma Holz Pieper sichern, wenn die Issel in Ringenberg über die Ufer tritt – und dann könnten sie tatsächlich bares Geld wert sein. „Wir haben die Hallen voll, die Maschinen stehen auf dem Boden“, sagt einer der Mitarbeiter, die seit den frühen Morgenstunden die Säcke schleppen. Ein Schaden würde allein in diesem Betrieb in die Millionen gehen.
Genau wie die Mitarbeiter von Holz Pieper kämpfen die ganze Nacht hindurch und den ganzen Donnerstag 2000 Einsatzkräfte und Tausende Hamminkelner Bürger dafür, die Gebäude und Deiche gegen die immer weiter anschwellende Issel zu schützen. Auf mehr als zweieinhalb Meter ist der Pegel schon bis zum frühen Nachmittag gestiegen.
A 3 durch Wassermassen bedroht
Bürgermeister Bernd Romanski reagiert schnell und entscheidet, im Bereich von Vierwinden den Deich zu öffnen und eine riesige Fläche in Richtung der Autobahn kontrolliert über drei kleine Öffnungen volllaufen zu lassen. Der Druck der Wassermassen muss vom Deich genommen werden, um Ringenberg und die Isselsiedlung zu schützen. Irgendwann zwischen 15 und 16 Uhr geht der Kampf um den Deich dann aber an anderer Stelle verloren. 1500 Meter flussaufwärts spült die Issel drei Meter der Deichkrone aus, der Wall bricht auf knapp drei Metern länge und Abertausende Kubikmeter Wasser schießen unkontrolliert in Richtung A 3, berichten die Feuerwehrleute. „An der Stelle war für uns nichts mehr zu machen“, erklärt Romanski, der an diesem Tag im Dauereinsatz ist und selbst mit anpackt.
Weit mehr als 20 000 Sandsäcke sind da längst verbaut, weitere 20 000 liegen bereit. Hamminkeln will sich nicht dem Druck der Issel beugen. Kontrolliert wird auch der Damm am Königsbach gebrochen, weitere landwirtschaftliche Flächen laufen voll, um die noch größere Katastrophe abzuwenden. Zu allem Überfluss setzt am Nachmittag um kurz nach 16 Uhr wieder starker Regen ein. Innenminister Ralf Jäger ist da auch nach Hamminkeln geeilt, um sich ein Bild von der Lage zu machen.
Klar ist längst, dass auch die Nacht zum Freitag eine weitere schlaflose wird. Die Eisenbahnbrücke an der Isselsiedlung hängt zu tief und droht zum gefährlichen Staudamm zu werden. Mithilfe einer riesigen Pumpe sollen große Wassermengen in den Weikensee abgeleitet werden, um die Bürger der Isselsiedlung und ihre Häuser zu schützen. Eine Besserung der Wetterlage ist nicht in Sicht. Viel Platz für einen weiteren Pegelanstieg ebenfalls nicht...