Hamminkeln. Leichte Entspannung im Hochwassergebiet: Bis zum Freitagnachmittag sind neue Wassermassen ausgeblieben. Doch die Gefahr ist noch nicht gebannt.

Durchschnaufen am Niederrhein: Die Lage im Hochwassergebiet hat sich am Freitag etwas entspannt. Die Pegelstände an der mancherorts die Dämme bedrohenden Issel waren seit der Nacht gesunken. Hamminkeln im Kreis Wesel und das benachbarte, schon zum Münsterland zählende Isselburg blieben von den befürchteten Fluten verschont.

Für Entwarnung sei es aber noch zu früh, sagten Meteorologen und das Landesumweltamt (LANUV). Aufgeweichte Deiche, vollgesogene Böden und drohende Gewitter waren weiterhin ein Risiko. Das Landesumweltamt (LANUV) nannte die Hochwasserlage an der Issel daher am Mittag noch immer angespannt: "Die Böden sind gesättigt, da dringt nichts mehr ein. Was an Regen runterkommt, fließt direkt in die Flüsse", sagte LANUV-Sprecherin Birgit Kaiser de Garcia.

Hunderte Helfer haben 68.000 Sandsäcke aufgeschichtet

Der Regen hatte den Wasserstand des kleinen Flüsschens Issel seit Mittwochabend deutlich steigen lassen. In der Nacht zum Freitag sank aber der Pegel Dämmerwald von mehr als zwei Meter auf nur noch 77 Zentimeter. Normalerweise steht er dort bei knapp 20 Zentimeter. Aus Isselburg weiter flussabwärts meldete die Feuerwehr am Mittag ebenfalls sinkende Pegelstände - hier lag er aber zuletzt noch immer bei 1,60 Meter statt der durchschnittlichen knapp 30 Zentimeter. Seit in der Nacht zu Donnerstag ein Deich zu brechen drohte, waren in der gesamten Region Hunderte Helfer im Einsatz. 68.000 Sandsäcke wurden allein im Kreis Wesel aufgeschichtet, weitere 35.000 lagen als Reserve bereit. Auch am Freitag wurden die Deiche weiter regelmäßig auf Schwachstellen untersucht, Pegelstände kontrolliert. Der Deich, der das sonst unscheinbare Flüsschen im Zaum halten soll, war an zwei Stellen kontrolliert geöffnet worden, damit Wasser abfließen konnte. An anderer Stelle brach sich das Wasser am Freitag selbst eine Bahn und schoss auf einen Acker.

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Der Dammdurchbruch befindet sich in Hamminkeln-Brünen. Dies ist mehrere Kilometer flussaufwärts vom Ortsteil Ringenberg und damit von jener kritischen Stelle an einem Gewerbegebiet entfernt, die den Katastrophenschützern bislang besonders große Sorgen bereitet hatte. Dort seien die Pegelstände in der Nacht deutlich gesunken, so der Krisenstab-Sprecher. Der Deichverband werde die Stelle erst später reparieren.

Der bange Blick der Menschen ging immer wieder auf die Prognosen und gen Himmel: Der Deutsche Wetterdienst hatte erneut vor kräftigen Gewittern von Freitagnachmittag bis in die Nacht gewarnt - die auch wieder örtlich heftige Regengüsse mit im Gepäck haben könnten. Der Niederrhein konnte allerdings hoffen, verschont zu bleiben: Es sei zu erwarten, dass sich die Gewittergebiete am Samstag und Sonntag eher südlich der Ruhr austobten, sagte Meteorologin Ines Wiegand. Trotzdem behielt der Kreis Wesel am Freitag die Arbeit im Krisenstab bei: "Wir können noch nicht absehen was passiert, auch wenn wir sehr hoffen, dass die für Nachmittag und Abend angekündigten Gewitter weiter südlich durchziehen", sagte ein Sprecher.

Die Feuerwehr hält weiter die Stellung

Die Feuerwehr Isselburg weiter flussabwärts gab sich entspannt: "Wir bleiben von weiterem Regen verschont", hoffte der Einsatzleiter. Es gebe derzeit keine absehbare Gefahr mehr für eine Überschwemmung, teilte auch die Stadt mit. Die Feuerwehr hielt aber weiter die Stellung. Auch in Xanten, wo Feuerwehrleute am Freitag Entwarnung für die von Überschwemmung bedrohte Altstadt gaben, hatten Katastrophenschützer noch reichlich zu tun: Damit weiterer Regen nicht wieder für überflutete Straßen und Keller sorgen würde, musste das voll- und schließlich übergelaufene Entwässerungssystem der Stadt leergepumpt werden.

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