Hamminkeln. . Der Scheitelpunkt des Hochwassers ist ohne größere Schäden an der Stadt vorbeigezogen. Isselpegel sinkt seit dem späten Donnerstagabend deutlich. Bürgermeister Bernd Romanski kritisiert Krisenkommunikation.

Am Tag nach dem Hochwasser ist Bernd Romanski noch immer voller Adrenalin. Erst weit nach Mitternacht fand Hamminkels Bürgermeister in der Nacht zum Freitag in den Schlaf. Stunden zuvor hatte er noch mit den Katastrophenhelfern und Bürgern dafür gekämpft, die Stadt vor den Fluten zu bewahren. Und Hamminkeln hat den Kampf gewonnen – vorerst. „Wie Hamminkeln in den vergangenen 48 Stunden zusammengehalten hat, wie die Bürger gemeinsam mit den Helfern aus ganz NRW gearbeitet haben, war phänomenal. Dafür danke ich allen“, so Romanski.

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Am Freitagmorgen war der Isselpegel deutlich gesunken. Die kritischen Punkte, wie die Eisenbahnbrücke am unteren Ende der Isselsiedlung, haben standgehalten. Zwischen Bauwerk und Wasseroberfläche ist wieder deutlich mehr Platz. An anderen Punkten sieht es aber auch schlimmer aus. In Brünen nahe der Straße „Am Hasselt“ hat der Deich nicht gehalten. Knapp anderthalb Meter Wall sind komplett weggebrochen, ein angrenzendes Feld geflutet. Mit sinkendem Flusspegel zieht sich auch das Wasser von der Ackerfläche wieder zurück. „Dort wird jetzt aber natürlich auch Erdreich ins Flussbett gespült. Diese Stelle müssen wir genau beobachten“, sagt Romanski.

60.000 Sandsäcke verbaut

Dafür zuständig ist der Deich-Experte vom THW. Der soll ohnehin den gesamten Isseldeich auf Hamminkelner Gebiet genau unter die Lupe nehmen. Kritische Stellen müssten ausfindig gemacht und umgehend verstärkt, nachgebessert oder im Zweifel umgebaut werden, heißt es aus dem Rathaus. 60.000 Sandsäcke haben die Helfer bereits verbaut. Am Freitagmorgen gingen die Verstärkungsarbeiten trotz sinkenden Isselpegels weiter.

Dramatisch wurde die Situation noch einmal am späten Donnerstag. Ein Notruf der Landwirte am Kuhkamp erreichte die Einsatzkräfte. Sofort eilten sie herbei, um die Höfe vor der Überflutung zu bewahren. 3000 Sandsäcke waren allein hier nötig, um Schlimmeres zu vermeiden. „Wir haben auch Glück gehabt, dass die Regenfälle am Donnerstagnachmittag nicht noch länger angehalten haben. Zwei Stunden länger hätten wir diesem Regen nicht mehr standhalten können“, so Romanski.

High-Tech-Hilfe aus Emmerich

Garant dafür, dass die meisten Wohngebiete – bis auf viele vollgelaufene Keller – glimpflich davonkamen, war auch High-Tech-Hilfe aus Emmerich. Das dortige THW schaffte zwei Hochleistungspumpen herbei, mit denen bis in die Morgenstunden rund 8000 Liter Wasser pro Minute in den Weikensee geleitet wurden.

Der Pumpen-Einsatz verhinderte einen weiteren kontrollierten Deichdurchstich am Kranendeich. So gibt es bisher nur drei kleine Durchstichstellen in Vierwinden und eine am Dingdener Königsbach, wo das Wasser auf ein Maisfeld geleitet wurde.

A 3 nur knapp nicht überflutet 

Auch die Autobahn 3 ist knapp einer Überflutung entgangen. Zwar überspülte die Issel ein Stück der Deichkrone rund 1800 Meter flussaufwärts von Ringenberg, die Fläche zwischen Flussbett und Fernstraße war aber groß genug, das dort unkontrolliert strömende Wasser aufzunehmen.

Hamminkeln kann erst einmal durchatmen, die Zeichen stehen vorsichtig auf Entspannung. So ganz ist die Gefahr aber dennoch noch nicht gebannt. Bis zum Sonntagabend sagen die Meteorologen weiter mögliche Unwetter voraus. Die Flächen rund um die Issel sind gesättigt, weitere heftige und langanhaltende Regenfälle könnten sie nicht mehr aufnehmen.

Aufarbeitung wird folgen

Weniger zufrieden ist der Bürgermeister aber mit der Krisenkommunikation. „Ich bin erstaunt über einige offizielle Aussagen des Krisenstabes. Es hat keine klar abgestimmte Krisenkommunikation gegeben“, sagte er diplomatisch. Dass es eine Aufarbeitung der Behörden untereinander geben wird, steht außer Frage. Wie deutlich es dabei zugeht, hängt auch von Romanskis Adrenalinspiegel ab...