Rheinberg. Am Dienstag hat es in Rheinberg den ersten Aufschlag zur Gründung einer Bürgerinitiative gegen den Kiesabbau gegeben. Mitstreiter werden gesucht.

„Vielleicht wurden in Rheinberg mehr Flächen zur Auskiesung ausgewiesen, weil man in Rheinberg bisher eher passiv war“, mutmaßte Hannah Bollig mit Blick aufs benachbarte Kamp-Lintfort. Dort versuchen die Bürger schon seit mehr als zwei Jahren, sich gegen den geplanten Kiesabbau im Wickrather Feld zu wehren. Mehr als 12.500 Menschen stimmten mit ihren Unterschriften bereits für den Erhalt des landschaftlichen Areals. 2019 gründete sich zudem dieInteressengemeinschaft Dachsbruch.

Auch in Neukirchen-Vluyn gründete sich schnell eine Bürgerinitiative, als in den letzten Wochen mögliche Auskiesungen im Stadtgebiet ins Gespräch kamen. In Rheinberg will man nun nachziehen und ebenfalls aktiver den Kampf gegen die Auskiesungspläne des Regionalverbandes Ruhr (RVR) aufnehmen. Dafür wollen die Rheinbergerin Hannah Bollig und der Alpsrayer Klaus Leonhards eine eigene partei-unabhängige Bürgerinitiative gründen.

Kampf gegen Kiesabbau in Rheinberg: Start via Videokonferenz

Über das Aktionsbündnis Niederrheinappell haben die beiden zueinandergefunden. Ein erster Aufschlag erfolgte dafür am Dienstagabend per Videokonferenz. Rund 20 Teilnehmer – darunter vor allem Mitglieder aus Reihen der SPD und den Grünen – tauschten sich dabei über mögliche Aktionen gegen die Kiesabgrabungen aus. „Wir müssen mehr öffentlichen Druck machen. Dafür brauchen wir viele Mitstreiter. Es wird am Ende auf einen Flächenkampf hinauslaufen“, so Bollig.

Seit Jahren protestiert das Aktionsbündnis Niederrheinappell, wie hier 2019 in Wesel, gegen den Kiesabbau in der Region. Über die Gruppe lernten sich auch die beiden Initiatoren der Bürgerinitiative gegen den Kiesabbau in Rheinberg kennen.
Seit Jahren protestiert das Aktionsbündnis Niederrheinappell, wie hier 2019 in Wesel, gegen den Kiesabbau in der Region. Über die Gruppe lernten sich auch die beiden Initiatoren der Bürgerinitiative gegen den Kiesabbau in Rheinberg kennen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Denn Rheinberg ist von den RVR-Plänen nicht gerade verschont geblieben: Weil mehr Abbauflächen für die nächsten 25 Jahre (statt zuvor 20 Jahre) für den Kiesabbau vorgehalten werden müssen, müssen auch mehr Flächen ausgewiesen werden – 546 Hektar allein in Rheinberg, Alpen und Kamp-Lintfort. Eine Fläche, die etwa doppelt so groß ist, wie der Berliner Wannsee.

RVR-Pläne für Auskiesung sollen im September veröffentlicht werden

So sei die Erweiterung der Auskiesungsflächen bei Wolfskuhlen, Gelinde in Winterswick und in Pelden/Eversael am Rüttgerssteg vorgesehen. Hinzu sollen neue Auskiesungsgebiete in Alpen-Drüpt beziehungsweise Rheinberg-Millingen und zwischen Kamp-Lintfort(Saalhoff) und Alpsray (Höhe Flugplatz) kommen.

Die genauen Pläne des RVR sollen voraussichtlich im September veröffentlicht werden. „Wenn man bedenkt, dass ein Bauernhof im Schnitt 50 Hektar hat, merkt man erst das Ausmaß der geplanten Auskiesung“, betonte Leonhards. Ende August soll im Rahmen einer Präsenzveranstaltung die Bürgerinitiative offiziell gegründet und ein oder mehrere Sprecher gewählt werden. Bis dahin übernehmen Bollig und Leonhards vorerst die Koordination.

Kampf gegen Kiesabbau in Rheinberg: Erste Aktionen geplant

Ernst Barten (Grüne) plant bereits, in Vierbaum ein Transparent aufzuhängen. Diese Idee könnte aufs Stadtgebiet ausgebreitet werden. Zudem empfahl er, Mitglied beim Aktionsbündnis Niederrheinappell zu werden, gleichzeitig aber auch unabhängige Aktionen durchzuführen. Eventuell noch vor oder in den Sommerferien könnte es in Rheinberg eine Demonstration geben. Zudem sind Fototermine vor möglichen Kiesgebieten sowie Unterschriftenaktionen und eine Petition geplant.

Die sozialen Medien sollen ebenfalls bespielt werden, um möglichst viele Menschen zu erreichen.Ulla Hausmann-Radau – ebenfalls von den Grünen – schlug vor, Abgeordnete einzuladen, um ihnen das Ausmaß der möglichen Auskiesung zu zeigen.

>>>Mailverteiler für aktuelle Informationen

Über einen Mailverteiler werden aktuelle Informationen zur Bürgerinitiative sowie zur Auskiesung an Interessierte verschickt. Wer in den Verteiler aufgenommen werden möchte, kann sich bei Hannah Bollig unter melden.