Kamp-Lintfort. Versammlung im Wickrather Feld mit Promi-Unterstützung. Ex-Umweltministerin Bärbel Höhn hat eine klare Meinung zum Thema Kiesindustrie.

Die Grünen im Kreis sind sich einig: Einen weiteren Kiesabbau darf es im Kreis Wesel nicht mehr geben – egal, ob in Kamp-Lintfort, Neukirchen-Vluyn, Moers, Rheinberg oder Alpen. „Der Kreis Wesel ist bereits über viele Jahre von der Kiesindustrie ausgebeutet worden. Insgesamt wurden schon 9100 Hektar ausgekiest, damit sind elf Prozent der Kreisfläche verloren gegangen“, erklärte Hubert Kück, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag.

Der Landesentwicklungsplan (LEP), den der Regionalverband Ruhr als Planungsbehörde aufgestellt hat, sieht aber weitere Auskiesungen vor – unter anderem am Wickrather Feld in Kamp-Lintfort. Genau dort trafen sich am Donnerstagabend Mitglieder der Grünen-Kreistagsfraktion, der Ortsverbände der betroffenen Kommunen und Mitglieder der Interessengemeinschaft (IG) Dachsbruch, um zu signalisieren, dass sie sich weiterhin gegen den LEP wehren wollen.

„Das Wickrather Feld wurde schon zweimal ins Visier genommen. Wegen Unwirtschaftlichkeit wurden die Pläne, diese Fläche auszukiesen, aber immer wieder verworfen“, erklärte Linda Wiedemann, Ortsverbandssprecherin der Kamp-Lintforter Grünen und Sprecherin der IG Dachsbruch. Rund 91,7 Hektar sollen laut LEP hier ausgekiest werden. „Das wäre fast der komplette Ortsteil. Das ist Irrsinn. Es würde eine riesige Fläche aufgemacht werden, die eigentlich nicht gewollt ist. Das steht doch dafür, dass es kaum noch Flächen ohne Konfliktpotenzial gibt“, so Wiedemann.

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Im März wurden 12.000 Unterschriften gegen den Kiesabbau an den RVR im Kamp-Lintforter Ratssaal übergeben.
Im März wurden 12.000 Unterschriften gegen den Kiesabbau an den RVR im Kamp-Lintforter Ratssaal übergeben. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Höhn gesellte, einmal über die Fläche, die zukünftig ausgekiest werden soll. „Der Kiesbedarf wurde im LEP von 20 auf 25 Jahre erhöht. Dieser Bedarf wird einzig und allein von der Kiesindustrie bestimmt und das geht nicht“, betonte Höhn. „Die Zeit, in der Politik für wenige Unternehmen zu Lasten der restlichen Bevölkerung gemacht werden konnte, ist vorbei. Das sieht man schließlich auch daran, dass immer mehr Menschen gegen die Kiespläne vorgehen.“

Nicht nur das Landschaftsbild werde mit weiteren Auskiesungen zerstört, auch das Grundwasser sei gefährdet, da die filternden Schichten für das Grundwasser schrittweise verringert werden würden. „Auch die Verschmutzung des Wassers wird übersehen. Wir haben bereits jetzt ein Grundwasserproblem“, so Höhn. Gerade am Wickrather Feld würden zudem einmalige Heckenbiotope verloren gehen, ergänzte Wiedemann. Sie beide forderten stärkere Restriktionen für die Kiesindustrie und ein allgemeines Umdenken. Statt auf Kies sollte in Zukunft auf recycelbare Stoffe gesetzt werden. „Wir sollten uns bewusst machen, ob wir beständig regionale Lebensmittel und sauberes Grundwasser haben wollen oder einen schnellen Gewinn mit dem einmaligen Verkauf von Kies“, sagte die Sprecherin der Interessengemeinschaft.