Kamp-Lintfort. Der Kampf gegen Kiesabgrabung am Niederrhein geht weiter: Die IG Dachsbruch übergibt RVR-Regionaldirektorin Geiss-Netthöfel 12.500 Unterschriften.
Für Marion Kempken von der IG Dachsbruchwar die Übergabe der 12.500 Unterschriften gegen eine Auskiesung am Wickrather Feld an Karola Geiss-Netthöfel ein hochemotionaler Moment: „Zeigen Sie eindeutig, dass Sie auf der Seite der Bürgerinnen und Bürger stehen. Denken Sie daran, dass es sich um Menschen handelt, nicht um Unterschriften“, gab die Sprecherin der Interessengemeinschaft der RVR-Regionaldirektorin am Dienstag in ihrer Ansprache im Kamp-Lintforter Ratssaal mit auf den Weg.
Coronabedingt musste die Übergabe der Unterschriften, die die Bürgerinitiative seit 2018 gesammelt hatte, anders als geplant im kleinen Rahmen über die Bühne gehen. Kamp-Lintforts Bürgermeister Christoph Landscheidt hatte dazu eine begrenzte Anzahl der Akteure, darunter auch Simone Spiegels vom Aktionsbündnis Niederrhein-Appell, die Bürgermeister von Alpen, Rheinberg und Neukirchen-Vluyn und den Stellvertreter des Kreis Weseler Landrats, auf Abstand in den Ratssaal gebeten.
Auch, um über den aktuellen Sachstand im Kampf gegen neuen Kiesabbau im Kreis Wesel zu informieren. Draußen vor dem Rathaus hatten sich Vertreter der Bürgerinitiativen zu einer stillen Demo zusammengefunden.
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Durch die geöffneten Fenster im Ratssaal konnten die abgezählten Demonstranten dann unter anderem die Ansprache der RVR-Regionaldirektorin verfolgen. Sie hoffe, dass im Sommer der zweite Entwurf des Regionalplanes vorgelegt werden könne, so Geiss-Netthöfel. Zu konkreten Flächen könne sie hier und heute aber nichts sagen. „Ich hoffe, dass es uns gelingt, konfliktärmere Gebiete zu finden.“ Im Herbst solle dann eine neue Abgrabungskonferenz organisiert werden. Die Teilnahme an der ersten Konferenz vor anderthalb Jahren hatten betroffene Kommunen und Bürgerinitiativen mit dem Hinweis, die Konferenz sei lediglich eine „Alibiveranstaltung“, abgelehnt.
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Zuvor hatte Bürgermeister Christoph Landscheidt noch einmal deutlich gemacht, dass es nicht allein um das Wickrather Feld geht: „Wickrath ist die Spitze des Eisbergs, aber nicht das Hauptproblem.“ Gemeinsam mit dem Kreis Wesel, Neukirchen-Vluyn, Alpen und Rheinberg hatte die Stadt Kamp-Lintfort bekanntlich eine Klage gegen den Landesentwicklungsplan (LEP) auf den Weg gebracht. Aber: „Es gibt noch keinen Termin für eine mündliche Verhandlung“, sagte Landscheidt am Dienstag auf Anfrage. Obwohl es aus seiner Sicht sinnvoll sei, vor dem zweiten Entwurf die Entwicklung des Gerichtsprozesses abzuwarten.
Erneut war in einem Kurzreferat von Herwig Scholz von der Landwirtschaftskammer NRW auch der Export von Sand und Kies vom Niederrhein ein Thema. Laut Daten der Landesdatenbank IT.NRW betrage der Exportanteil in die Niederlande etwa 20 Prozent, so Scholz. Ein weiteres großes Zielgebiet sei außerdem Belgien. Und: „Landesplanerisch besteht rechtlich kein Erfordernis, die Rohstoffsicherung für Export-Kies sicherzustellen“, sagte Scholz.
Für das Wickrather Feld sei es die letzte Chance, sagte Marion Kempken gegenüber dieser Redaktion: „Wenn der RVR uns nicht rausnimmt, sind wir in den nächsten 25 Jahren dabei“, so die Sprecherin der Bürgerinitiative.
Der Protest sei nicht allein auf die IG Dachsbruch beschränkt: „Hier haben 12.500 Menschen ihre Stimme erhoben, Menschen, auf die wir zugegangen sind und die mit ihren Ängsten und Sorgen zu uns gekommen sind.“