Oberhausen. Ausgerechnet im Oberhausener Norden ballen sich Baustellen. Die Sperrung der A2-Autobahn-Zufahrt Königshardt macht Betrieben sehr zu schaffen.
Das Chaos war vorprogrammiert und so landete Fleischermeister Jörg Bischoff schon nach wenigen Minuten im Stau. Und das gleich am ersten Tag der gesperrten Anschlussstelle Königshardt. Er wollte von seinem Firmensitz an der Fernewaldstraße in Richtung Duisburg, wäre eigentlich sonst auf die A2 gefahren, so musste der Firmenchef aber durch die Stadt, wie er sagt.
Viel Autoverkehr ist in den frühen Morgenstunden üblich, doch jetzt kam er zwischenzeitlich komplett zum Erliegen. Unglücklicherweise war auch noch die Fernewaldstraße in einem weiteren Teilstück wegen einer Unterspülung gesperrt und seit Wochen dauern Arbeiten auf der nahe gelegenen Hartmannstraße an. Dadurch erhöhte sich die Belastung zwar noch einmal, aber auch wenn die Straßen wieder komplett frei sind, werde sich die Lage wohl kaum verbessern. „Und wir stehen erst am Anfang“.
Zusätzliche Arbeit will bezahlt werden
Königshardt soll mindestens bis Anfang des nächsten Jahres dicht bleiben, möglicherweise auch noch länger. Da werden die Gewerbetreibenden auf eine harte Probe gestellt, unterstreicht der Firmenchef. Das kostet nicht nur zusätzliche Zeit, sondern geht auch kräftig ins Geld. „Wenn wir beim Kunden pünktlich sein wollen, müssen wir deutlich früher losfahren und sind anschließend auch später zurück. Dadurch fallen mehr Arbeitsstunden an, die bezahlt werden wollen.“
Da Catering zu einem der wichtigen Standbeine des Betriebs gehört, sind Bischoff und seine Mitarbeiter oft unterwegs, beliefern Unternehmen in der näheren und weiteren Umgebung. „Wenn dort eine Tagung, eine Schulung oder eine Konferenz stattfindet und das Büfett für 13 Uhr bestellt ist, dann sollte es auch um die Zeit da sein.“ Ansonsten sind die Kunden verärgert, was er auch gut verstehen kann. Deshalb setzen sich die Fahrer schon früher hinters Steuer.
Vorgehen ist für die Autobahn GmbH alternativlos
Bischoff hat auch bereits mit der Autobahn GmbH Kontakt aufgenommen und nachgefragt, ob es denn wirklich einer solchen langen Zeitschiene bedarf. Dabei erhielt er eine Antwort, ähnlich wie sie auch die Redaktion bekam. Die Autobahnfirma hat damit begonnen, das Teilstück der A2 zwischen der Brücke Mauskirchweg auf Bottroper Stadtgebiet und Königshardt zu erneuern, zudem werden Lärmschutzwände errichtet oder ausgebaut. Bis 2025 soll das gesamte Vorhaben dauern. „Damit wir in der Baustelle genügend Raum haben, um den Verkehr auf zwei Fahrstreifen durchgängig fließen zu lassen, müssen wir auch den Bereich des Standstreifens und der Auf- und Abfahrten in Anspruch nehmen. Deswegen ist es nicht möglich, diese während der Bauarbeiten offen zu lassen“, erläutert Sprecher Anton Kurenbach.
Baustellen habe es in der Vergangenheit auch immer wieder gegeben, meint Bischoff, aber die waren dann in der Regel nach einigen Wochen erledigt. Dass nun Monate ins Land gehen, mache es für Firmen, aber auch für Anwohner sehr schwierig. Das sieht Henning Schlautmann vom gleichnamigen Dachdeckerbetrieb, an der Matzenbergstraße gelegen, ganz ähnlich. Während der gesamten Zeit müssen alle Autofahrer auf innerstädtische Straßen ausweichen, was Staus zur Folge habe und auch deren Zustand beeinträchtigen könne. Besonders betroffen dürften nach Einschätzung von Bischoff und Schlautmann die Dorstener und auch die Kirchhellener Straße sein wie aber auch eine Reihe von Verbindungen in Sterkrade.
Eine Baustelle nach der nächsten
An der Dorstener Straße hat das Bauunternehmen von Peter Geese seinen Sitz. 40 Fahrzeuge gehören zu seiner Flotte, deren Fahrer sich nun auch andere Wege suchen müssen. Da bringt reichlich Ärger mit sich und kostet auch Geld. Als die Brücke auf der A42 bei Essen Monate gesperrt war, hatte Geese die Einbußen auf 100.000 Euro pro Woche beziffert, die durch „Handwerker im Stau“ entstehen. Jetzt fürchtet er erneut finanzielle Belastungen. „Die Autobahn GmbH muss doch wenigstens die Anwohner und nahen Betriebe über Baustellen informieren - und am besten an der Planung beteiligen. Wir müssen doch mindestens ein halbes Jahr vorher Bescheid wissen, um uns auf solche tiefen Einschnitte einstellen zu können“, kritisierte Geese im Gespräch mit der Redaktion die Informationspolitik der Behörde.
Dass sich eine Baustelle an die nächste reiht und es scheinbar überhaupt kein Ende nimmt, geht den Firmen extrem auf die Nerven. „Natürlich wissen wir, dass die Straßen instandgehalten werden wollen, aber es hat für zahlreiche Unternehmen eben auch seine Schattenseiten“, sagt Metzgermeister Bischoff.
Arg gebeutelt sind weitere Betriebe wie der Containerdienst Revotra Transport mit seinen zehn Fahrern. Eigentlich brauchen sie nur ein paar Minuten zur Autobahn, sie liegt etwa nur einen Kilometer entfernt. Von jetzt an über Monate hinweg Umwege in Kauf zu nehmen, da kommen durchaus schon wirtschaftliche Existenzängste auf.
Geballter Ärger spiegelt sich in den sozialen Netzwerken
Welchen geballten Ärger die Sperrung unter Bürgern auslöst, zeigt sich auch an den Kommentaren auf Facebook zu der Berichterstattung dieser Zeitung. Das sei eine absolute „Frechheit“, die Zu- und Abfahrt so lange zu sperren, heißt es beispielsweise. Der Autobahnabschnitt sei doch schon seit eineinhalb Baustelle, worauf in einem Kommentar eine Korrektur erfolgt: „Schon seit drei Jahren“.
Ein Nutzerin, die über sich sagt, nicht gerne zu meckern, meint: „Es ist zur Zeit echt anstrengend durch die ganzen Baustellen, hier noch irgendwo hinzukommen.“ Durch ihren langen Arbeitsweg, erklärt die Userin, sei sie auf das Auto angewiesen.
Zu finden sind in den Posts aber durchaus auch gegenteilige Stimmen. Sie erinnern daran, dass solche Sanierungen für den Fortbestand der Autobahnen nun mal unerlässlich seien.