Oberhausen. 5000 Oberhausener Bürger haben auf der Demo am Mittwoch ein dickes Zeichen gegen Rechtsextremismus gesetzt. Mit dabei: Ein Überraschungsgast.

Bundesweit demonstrieren in vielen Städten und Gemeinden Deutschlands Bürgerinnen und Bürger seit knapp zwei Wochen gegen Rechtsextremismus, Rechtspopulismus und Ausländerfeindlichkeit - jetzt, am Mittwochabend, reihen sich auch die Oberhausenerinnen und Oberhausener ein, um Demokratie und Menschlichkeit zu verteidigen.

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Gerade einmal mit 500 Demonstranten haben die Veranstalter der Kundgebung „Oberhausen steht auf! Gegen die AfD – Nie wieder ist jetzt“ auf dem Friedensplatz mitten in der Oberhausener Innenstadt gerechnet; die Helferinnen und Helfer des 60 Organisationen umfassenden Oberhausener „Bündnis für Toleranz und Demokratie Oberhausen“ bauten deshalb nur eine kleine Bühne in der Nähe der Alt-Gaststätte „Uerige“ auf.

Beeindruckendes Bild unserer Fotografin Kerstin Bögeholz aus der oberen Etage des Europahauses am Friedensplatz am Mittwochabend: Es zeigt die von der Polizei auf 5000 geschätzten Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Oberhausener Kundgebung gegen Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit.
Beeindruckendes Bild unserer Fotografin Kerstin Bögeholz aus der oberen Etage des Europahauses am Friedensplatz am Mittwochabend: Es zeigt die von der Polizei auf 5000 geschätzten Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Oberhausener Kundgebung gegen Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit. © Oberhausen | Kerstin Bögeholz

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst mischt sich unter die Demonstranten

Tatsächlich aber strömen bereits vor dem offiziellen Beginn der für 18 Uhr angesetzten Kundgebung zahlreiche Menschen auf den zentralen City-Platz vor dem Polizeipräsidium - begleitet von lauten Songs aus den Lautsprechern von BAP und Danger Dan. Sie sind, dem windigen Wetter entsprechend, mit festen dunklen Jacken gekleidet, haben zur Demo sogar kleine Kinder und ihre Hunde mit bunt blinkenden Halsbändern mitgebracht.

Am Mittwochabend sind mehrere tausend Menschen auf dem Friedensplatz zusammengekommen, um gegen Rechtsextremismus und Faschismus ein Zeichen zu setzen
Am Mittwochabend sind mehrere tausend Menschen auf dem Friedensplatz zusammengekommen, um gegen Rechtsextremismus und Faschismus ein Zeichen zu setzen © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Einige halten Pappschilder hoch: „Menschenrechte statt rechter Menschen“, „Aufstehen! Für Demokratie gegen Hetzer und Faschisten“, „Remigriert Euch ins Knie!“ oder auch „Bunt ist hübscher als braun“. Die Menschen stehen rund um den berühmten Brunnen auf dem Friedensplatz - und im leeren Wasserbecken. Die Polizei schätzt die Teilnehmerzahl auf 5000.

Einige Protestierende auf der Oberhausener Kundgebung hatten extra Schilder und Plakate mit Slogans angefertigt, die ihre Meinungen kurz auf den Punkt bringen.
Einige Protestierende auf der Oberhausener Kundgebung hatten extra Schilder und Plakate mit Slogans angefertigt, die ihre Meinungen kurz auf den Punkt bringen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Mitorganisator Dirk Paasch, Vertreter des Bündnisses „Runder Tisch gegen Rechts“, zeigte sich ob der Menschenmassen auf dem Friedensplatz gerührt: „Wir sind jetzt hier mehrere Tausend Menschen, die ein wichtiges Zeichen setzen. Die AfD ist Vorreiter der Verrohung, sie schleift die Fundamente unserer Gesellschaft. Es ist klar, dass die AfD eine massive Gefahr für die Gesellschaft darstellt.“

Dirk Paasch, Mitorganisator der Kundgebung gegen Rechts auf dem Oberhausener Friedensplatz, zeigte sich begeistert über die vielen Demonstranten am Mittwochabend.
Dirk Paasch, Mitorganisator der Kundgebung gegen Rechts auf dem Oberhausener Friedensplatz, zeigte sich begeistert über die vielen Demonstranten am Mittwochabend. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Unter den Demonstranten mischt sich ein sehr bekanntes Gesicht: NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat sich wie eine Privatperson in der Menge eingereiht, will so auch aktiv auf einer Kundgebung gegen Rechtsextremismus seine Einschätzung zur AfD untermauern: „Die AfD ist keine konservative Partei und erst recht keine wertorientierte Partei. Die AfD ist eine brandgefährliche Nazi-Partei.“

Fotos von der Oberhausener Demo gegen Rechtsextremismus

Am Mittwochabend sind mehrere tausend Menschen auf dem Friedensplatz zusammengekommen, um gegen Rechtsextremismus und Faschismus ein Zeichen zu setzen.
Am Mittwochabend sind mehrere tausend Menschen auf dem Friedensplatz zusammengekommen, um gegen Rechtsextremismus und Faschismus ein Zeichen zu setzen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz
Einige Protestierende auf der Oberhausener Kundgebung hatten extra Schilder und Plakate mit Slogans angefertigt, die ihre Meinungen kurz auf den Punkt bringen. 
Einige Protestierende auf der Oberhausener Kundgebung hatten extra Schilder und Plakate mit Slogans angefertigt, die ihre Meinungen kurz auf den Punkt bringen.  © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz
5000 Menschen sind gekommen, um gegen Rechts zu protestieren
Foto: Kerstin Bögeholz / Funke FotoServices
5000 Menschen sind gekommen, um gegen Rechts zu protestieren Foto: Kerstin Bögeholz / Funke FotoServices © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz
Erhielt für ihre Rede auf der Kundgebung gegen Rechtsextremistisch viel Beifall zu ihrer Einschätzung, wie sich die AfD in den vergangenen Jahren entwickelt hat: Nagihan Erdas, Vorsitzende des Oberhausener Integrationsrates.
Erhielt für ihre Rede auf der Kundgebung gegen Rechtsextremistisch viel Beifall zu ihrer Einschätzung, wie sich die AfD in den vergangenen Jahren entwickelt hat: Nagihan Erdas, Vorsitzende des Oberhausener Integrationsrates. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz
5000 Menschen sind gekommen, um gegen Rechts zu protestieren
Foto: Kerstin Bögeholz / Funke FotoServices
5000 Menschen sind gekommen, um gegen Rechts zu protestieren Foto: Kerstin Bögeholz / Funke FotoServices © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz
Schon vor dem offiziellen Beginn der Oberhausener Kundgebung gegen Rechtsextremismus strömten viele Menschen auf den Friedensplatz in der Innenstadt. 
Schon vor dem offiziellen Beginn der Oberhausener Kundgebung gegen Rechtsextremismus strömten viele Menschen auf den Friedensplatz in der Innenstadt.  © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz
5000 Menschen sind in die Oberhausener Innenstadt  gekommen, um gegen rechtsextreme Politik, Faschismus und Menschenfeindlichkeit zu protestieren.
Foto: Kerstin Bögeholz / Funke FotoServices
5000 Menschen sind in die Oberhausener Innenstadt gekommen, um gegen rechtsextreme Politik, Faschismus und Menschenfeindlichkeit zu protestieren. Foto: Kerstin Bögeholz / Funke FotoServices © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz
„Lieber Bund statt Braum“ - einige Demonstranten haben Plakate mit ihren Meinungen extra für die Kundgebung angefertigt.
„Lieber Bund statt Braum“ - einige Demonstranten haben Plakate mit ihren Meinungen extra für die Kundgebung angefertigt. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz
Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) auf der Kundgebung: „Wir stehen hier, weil wir uns einem weiteren Erstarken der Rechtspopulisten und Rechtsextremisten entgegenstellen müssen.“
Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) auf der Kundgebung: „Wir stehen hier, weil wir uns einem weiteren Erstarken der Rechtspopulisten und Rechtsextremisten entgegenstellen müssen.“ © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz
Unangekündigt mischte sich überraschend NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (rechts) am Mittwochabend unter die Oberhausener Demonstranten, an seiner Seite zu sehen sind Superintendent Joachim Deterding, SPD-Landtagsabgeordneter Stefan Zimkeit und Oberbürgermeister Daniel Schranz (von links).
Foto: Kerstin Bögeholz / Funke FotoServices
Unangekündigt mischte sich überraschend NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (rechts) am Mittwochabend unter die Oberhausener Demonstranten, an seiner Seite zu sehen sind Superintendent Joachim Deterding, SPD-Landtagsabgeordneter Stefan Zimkeit und Oberbürgermeister Daniel Schranz (von links). Foto: Kerstin Bögeholz / Funke FotoServices © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz
5000 Menschen sind in Oberhausen zusammengekommen, um gegen Rechts zu protestieren, darunter auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), rechts im Bild.
5000 Menschen sind in Oberhausen zusammengekommen, um gegen Rechts zu protestieren, darunter auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), rechts im Bild. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz
5000 Menschen sind gekommen, um gegen Rechts zu protestieren
Foto: Kerstin Bögeholz / Funke FotoServices
5000 Menschen sind gekommen, um gegen Rechts zu protestieren Foto: Kerstin Bögeholz / Funke FotoServices © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz
Gut gefüllt war der Friedensplatz am Mittwochabend von den Demonstranten gegen Rechtsextremismus. Im Vordergrund des Bildes redet Oberbürgermeister Daniel Schranz mit Ministerpräsident Hendrik Wüst.
Gut gefüllt war der Friedensplatz am Mittwochabend von den Demonstranten gegen Rechtsextremismus. Im Vordergrund des Bildes redet Oberbürgermeister Daniel Schranz mit Ministerpräsident Hendrik Wüst. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz
5000 Menschen sind in Oberhausen zum Friedensplatz gekommen, um gegen Rechts zu protestieren.
5000 Menschen sind in Oberhausen zum Friedensplatz gekommen, um gegen Rechts zu protestieren. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz
Dirk Paasch, Mitorganisator der Kundgebung gegen Rechts auf dem Oberhausener Friedensplatz, zeigte sich begeistert über die vielen Demonstranten am Mittwochabend.
Dirk Paasch, Mitorganisator der Kundgebung gegen Rechts auf dem Oberhausener Friedensplatz, zeigte sich begeistert über die vielen Demonstranten am Mittwochabend. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz
Unangekündigt mischte sich überraschend NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (rechts) am Mittwochabend unter die Oberhausener Demonstranten.
Unangekündigt mischte sich überraschend NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (rechts) am Mittwochabend unter die Oberhausener Demonstranten. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz
Beeindruckendes Bild unserer Fotografin Kerstin Bögeholz aus der oberen Etage des Europahauses am Friedensplatz am Mittwochabend: Es zeigt die von der Polizei auf 5000 geschätzten Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Oberhausener Kundgebung gegen Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit.
Beeindruckendes Bild unserer Fotografin Kerstin Bögeholz aus der oberen Etage des Europahauses am Friedensplatz am Mittwochabend: Es zeigt die von der Polizei auf 5000 geschätzten Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Oberhausener Kundgebung gegen Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz
5000 Menschen sind gekommen, um gegen Rechts zu protestieren
Foto: Kerstin Bögeholz / Funke FotoServices
5000 Menschen sind gekommen, um gegen Rechts zu protestieren Foto: Kerstin Bögeholz / Funke FotoServices © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz
5000 Menschen sind gekommen, um gegen Rechts zu protestieren
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5000 Menschen sind gekommen, um gegen Rechts zu protestieren Foto: Kerstin Bögeholz / Funke FotoServices © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz
5000 Menschen sind gekommen, um gegen Rechts zu protestieren
Foto: Kerstin Bögeholz / Funke FotoServices
5000 Menschen sind gekommen, um gegen Rechts zu protestieren Foto: Kerstin Bögeholz / Funke FotoServices © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz
Man sieht den Menschen auf der Oberhausener Kundgebung an, wie ernst sie den Kampf gegen Rechtsextremismus in diesen Zeiten sehen, welche Gefahr sie hier für unsere Gesellschaft erblicken. 
Man sieht den Menschen auf der Oberhausener Kundgebung an, wie ernst sie den Kampf gegen Rechtsextremismus in diesen Zeiten sehen, welche Gefahr sie hier für unsere Gesellschaft erblicken.  © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz
Aufgerufen zur Oberhausener Demo gegen Rechts am Mittwoch hat das „Bündnis für Toleranz und Demokratie Oberhausen“, in dem 60 Organisationen versammelt sind.
Aufgerufen zur Oberhausener Demo gegen Rechts am Mittwoch hat das „Bündnis für Toleranz und Demokratie Oberhausen“, in dem 60 Organisationen versammelt sind. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz
Oberhausener Bürger auf der Kundgebung gegen Rechts am Mittwochabend zeigen ihre Meinung.
Oberhausener Bürger auf der Kundgebung gegen Rechts am Mittwochabend zeigen ihre Meinung. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz
5000 Menschen sind gekommen, um gegen Rechts zu protestieren: Sie hörten den Rednern auf der Bühne aufmerksam zu.
Foto: Kerstin Bögeholz / Funke FotoServices
5000 Menschen sind gekommen, um gegen Rechts zu protestieren: Sie hörten den Rednern auf der Bühne aufmerksam zu. Foto: Kerstin Bögeholz / Funke FotoServices © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz
Der Oberhausener Oberbürgermeister Daniel Schranz in seiner Rede auf der Kundgebung: „Oberhausen steht auf für Toleranz und für die Menschenwürde! Oberhausen steht auf gegen die Spaltung unserer Gesellschaft.“
Der Oberhausener Oberbürgermeister Daniel Schranz in seiner Rede auf der Kundgebung: „Oberhausen steht auf für Toleranz und für die Menschenwürde! Oberhausen steht auf gegen die Spaltung unserer Gesellschaft.“ © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz
5000 Menschen sind am Mittwochabend auf dem Friedensplatz in der Oberhausener Innenstadt zusammengekommen, um gegen Rechts zu protestieren.
5000 Menschen sind am Mittwochabend auf dem Friedensplatz in der Oberhausener Innenstadt zusammengekommen, um gegen Rechts zu protestieren. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz
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Bisher hatte Wüst die anhaltenden Großdemonstrationen gegen Rechtsextremismus unterstützt, nahm aber zuvor an keiner aktuellen Demo gegen Rechts teil. Er ist in Oberhausen ausdrücklich als Privatmann, hält keine Rede vor Ort. Sein Besuch wird mit viel Beifall bedacht.

Geheimtreffen von Rechtsextremisten und Rechtspopulisten in Potsdam

Vor zwei Wochen hatte das Essener Recherche-Netzwerk „Correctiv“ ein Geheimtreffen mit hochrangigen AfD-Vertretern, bekannten Rechtsextremen, Mitgliedern der Werteunion und Unternehmern im November 2023 aufgedeckt. Diese debattierten dort einen Plan zur „Remigration“, zur Abschiebung mehrerer Millionen Zuwanderer auch mit deutscher Staatsangehörigkeit. Die Vertreibungsidee löste eine anhaltende Welle von Empörungen aus.

Oberhausener Bürger auf der Kundgebung gegen Rechts am Mittwochabend.
Oberhausener Bürger auf der Kundgebung gegen Rechts am Mittwochabend. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

7000 Menschen waren bereits vor anderthalb Wochen am Montagabend (15. Januar 2024) in Essen auf die Straße gegangen, um gegen die AfD, Ausländerfeindlichkeit, Faschismus und Rechtspopulismus zu demonstrieren. In der Millionen-Metropole Köln nahmen am Sonntag (21. Januar) an der Kundgebung rund 70.000 Menschen gegen Rechtsextremismus teil, in Bonn rund 30.000 - und in Mülheim 7000. Am Samstag, 20. Januar,versammelten sich 30.000 Bürgerinnen und Bürger in Dortmund zum Protest gegen rechtsextremistisches Gedankengut. Auch in Duisburg gab es eine größere Demonstration gegen eine AfD-Veranstaltung.

Man sieht den Menschen auf der Oberhausener Kundgebung an, wie ernst sie den Kampf gegen Rechtsextremismus in diesen Zeiten sehen, welche Gefahr sie hier für unsere Gesellschaft erblicken.
Man sieht den Menschen auf der Oberhausener Kundgebung an, wie ernst sie den Kampf gegen Rechtsextremismus in diesen Zeiten sehen, welche Gefahr sie hier für unsere Gesellschaft erblicken. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

OB Daniel Schranz: Das sind historisch große Demonstrationen

An der Kundgebung gegen Menschenfeindlichkeit nahmen 5000 Oberhausenerinnen und Oberhausener teil.
An der Kundgebung gegen Menschenfeindlichkeit nahmen 5000 Oberhausenerinnen und Oberhausener teil. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

„Das sind historisch große Demonstrationen gegen extremistische Parolen, die wir in diesen Tagen auf deutschen Straßen und Plätzen erleben“, hatte der Oberhausener Oberbürgermeister Daniel Schranz am Dienstagabend beim offiziellen Neujahrsempfang der Stadt gesagt - und alle Bürger aufgerufen, gegen Rechtsextremismus aufzustehen. Am Mittwochabend war das Stadtoberhaupt auch auf dem Friedensplatz. Er wies in seiner Rede darauf hin, dass Oberhausen ohne Zuwanderer gar nicht existieren würde. „Oberhausen steht auf für Toleranz und für die Menschenwürde! Oberhausen steht auf gegen die Spaltung unserer Gesellschaft.“ Niemand habe das Recht, den Familien mit Migrationsgeschichte ihren Platz in unserem Land streitig zu machen.

Schon vor dem offiziellen Beginn der Oberhausener Kundgebung gegen Rechtsextremismus strömten viele Menschen auf den Friedensplatz in der Innenstadt.
Schon vor dem offiziellen Beginn der Oberhausener Kundgebung gegen Rechtsextremismus strömten viele Menschen auf den Friedensplatz in der Innenstadt. © Oberhausen | Kerstin Bögeholz

„Wir stehen hier, weil wir uns einem weiteren Erstarken der Rechtspopulisten und Rechtsextremisten entgegenstellen müssen“, rief Schranz der Menge entgegen. „Wir stehen hier, weil wir zeigen wollen, dass bei uns für die umstürzlerischen Ideen dieser Menschen, diese menschenverachtenden Fantasien einer millionenfachen Zwangsdeportation ganz sicher kein Platz ist.“

Das sagen Demonstranten auf der Kundgebung zu ihren Gründen für den Protest

Lothar Gores ist einer der vielen Oberhausener Demonstranten. Vor mehr als 30 Jahren war er das letzte Mal bei einer Demonstration. Nun ist er auf den Friedensplatz gekommen, „weil es irgendwann reicht“. Denn: „Jetzt ist die Zeit, Flagge zu zeigen. Die schweigende Mehrheit muss jetzt laut werden.“

Die Oberhausenerin Marion, die ihren Nachnamen nicht in einer öffentlichen Publikation lesen möchte, besucht die Kundgebung, weil sie sich große Sorgen um die Demokratie macht. Sie hat ihre zwölfjährige Tochter Mathilda mitgebracht. Warum sie zum ersten Mal demonstriert? „Weil Nazis scheiße sind.“

Gut gefüllt war der Friedensplatz am Mittwochabend von den Demonstranten gegen Rechtsextremismus.
Gut gefüllt war der Friedensplatz am Mittwochabend von den Demonstranten gegen Rechtsextremismus. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

„Haben Sie Kinder?“, antwortet eine Teilnehmerin auf die Frage nach den Gründen, warum sie heute an der Demo teilnimmt. „Möchten Sie, dass Ihre Kinder in Frieden und Freiheit aufwachsen? Dann erübrigt sich die Frage.“ Auch sie will ihren Namen nicht nennen, nicht öffentlich in Erscheinung treten - wie mehrere andere Demonstranten, die wir befragen. Peter S. erklärt die Ursache dafür: „Ich traue den Rechten mittlerweile alles zu.“ Wenn die AfD trotz der Correctiv-Berichte bei künftigen Wahlen noch zweistellige Ergebnisse einfährt, „dann schäme ich mich für mein Land“.

Schauspielerin Anna Polke: „Kultur kann nur in einer demokratischen Welt überleben“

Auf der Bühne lesen Schauspieler des Theaters Oberhausen aus Werken des deutschen Schriftstellers Erich Kästner, dessen Bücher von den Nazis im Mai 1933 als „undeutsch“ verbrannt wurden. „Kultur kann nur in einer demokratischen Welt überleben“, sagt die bekannteste Oberhausener Schauspielerin, Anna Polke.

Die 5000 Oberhausener Demonstranten, unter ihnen NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, hörten den Rednern auf der 80 Minuten dauernden Kundgebung aufmerksam zu, darunter Oberbürgermeister Daniel Schranz, Mitorganisator Dirk Paasch, Paritätische-Geschäftsführer Mauno Gerritzen und die Integrationsratsvorsitzende Nagihan Erdas.
Die 5000 Oberhausener Demonstranten, unter ihnen NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, hörten den Rednern auf der 80 Minuten dauernden Kundgebung aufmerksam zu, darunter Oberbürgermeister Daniel Schranz, Mitorganisator Dirk Paasch, Paritätische-Geschäftsführer Mauno Gerritzen und die Integrationsratsvorsitzende Nagihan Erdas. © Oberhausen | Kerstin Bögeholz

Besonders viel Beifall für die Aussagen in ihrer Rede erhielt Nagihan Erdas, die Vorsitzende des Integrationsrates, die sich vor allem um die Entwicklung der AfD drehten. „Die AfD hat sich in den letzten Jahren immer mehr radikalisiert, ist offen und deutlich noch extremer geworden und verbündet sich mit faschistischen Gruppen, Reichsbürgern, NPD-Anhängern und gewaltbereiten Rassisten. Spätestens jetzt müssen wir feststellen, dass es der AfD um einen anderen Staat, um eine andere Gesellschaft geht. Rassistische, antisemitische Parolen bilden den inhaltlichen Kern dieser Partei: Er besteht aus Hass, Hetze und Menschenverachtung.“

Erhielt für ihre Rede auf der Kundgebung gegen Rechtsextremistisch viel Beifall zu ihrer Einschätzung, wie sich die AfD in den vergangenen Jahren entwickelt hat: Nagihan Erdas, Vorsitzende des Oberhausener Integrationsrates
Erhielt für ihre Rede auf der Kundgebung gegen Rechtsextremistisch viel Beifall zu ihrer Einschätzung, wie sich die AfD in den vergangenen Jahren entwickelt hat: Nagihan Erdas, Vorsitzende des Oberhausener Integrationsrates © Oberhausen | Kerstin Bögeholz

Man dürfe deshalb die Wähler der AfD nicht als „Protest- oder Wutwähler“ bezeichnen, dies sei eine Verharmlosung, meint Erdas. „Wir sollten die Wähler wie auch die Funktionäre sehr ernst nehmen, und das bedeutet, sie politisch und rechtlich zur Verantwortung zu ziehen. Mit ihrer Stimme unterstützen sie Demagogen und Demokratiefeinde. Man kann nicht mit anderthalb Beinen auf dem Boden des Grundgesetzes stehen.“

Oberhausener Demonstranten setzen Lichtzeichen mit ihren Handys

Nach 80 Minuten ist die Kundgebung zu Ende, die Polizei meldet keine besonderen Vorkommnisse. Am Ende zeigen die Demonstrantinnen und Demonstranten noch einmal ein beeindruckendes Bild: Sie halten ihre leuchtenden Handys in den Nachthimmel - damit allen Bürgern in Deutschland ein Licht aufgeht.

Oberhausen: Kundgebung gegen die AFD und gegen Rechts

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