Oberhausen. Die Vollsperrung der A42-Kanalbrücke belastet auch die Autofahrer auf Oberhausener Stadtgebiet. Die Stadtspitze fordert einen schnellen Neubau.
Die seit Mitte Dezember anhaltende Vollsperrung der Autobahn A42 rund um die marode Essener Kanalbrücke belastet finanziell nicht nur die Oberhausener Handwerksbetriebe, sondern auch viele andere Unternehmen und erst recht zahlreiche autofahrende Pendler. „Wir sind zwar durch den Umleitungsverkehr nicht ganz so hart getroffen wie die Städte Essen und Bottrop, gleichwohl ist es jetzt dringend geboten, die Autobahnbrücke so schnell wie möglich neu zu bauen und die alte abzureißen“, sagte Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) im Gespräch mit der Redaktion.
A42-Sperrung sorgt auch in Oberhausen für erhebliche Staus
Die Komplettsperrung der Brücke sorgt in den letzten Wochen auch in Oberhausen für erhebliche Staus und zähfließenden Verkehr auf der Fernewaldstraße in Richtung A2 (Auffahrt OB-Königshardt), auf der Teutoburger Straße in Sterkrade, auf der parallel zur Autobahn A42 verlaufenden Bottroper Straße in Osterfeld sowie auf der ohnehin schon in normalen Zeiten stark belasteten Konrad-Adenauer-Allee. Über diese Verbindungsstraße fahren die Autos durch Alt-Oberhausen, um zur nördlichen Autobahn A2 oder Autobahn A40 zu gelangen. Das ergeben aktuelle Verkehrsdaten der Stadt. „Eine deutlich höhere Belastung unserer Straßen ist zwar klar messbar, aber noch kann unser innerstädtisches Verkehrsnetz dies einigermaßen verkraften“, beobachtet Ricarda Mauksch, die Rathaus-Bereichsleiterin Mobilität.
Die Autobahnbrücke provisorisch herzurichten, um diese auch für den tonnenschweren Lkw-Verkehr freigeben zu können, und ein Zweitgutachten zur Überprüfung der Brückenanalyse der Autobahn GmbH - diese Forderungen aus Handwerkerkreisen macht sich Schranz nicht zu eigen. „Aus der Politik zu fordern, man möge die Brücke für den Verkehr wegen der wirtschaftlichen Nachteile freigeben, wäre falsch, denn politischer Druck kann die Brücke nicht heilen, man würde sich nur dem Einsturz-Szenario von Genua mit vielen Toten nähern“, sagt der Oberbürgermeister. Und weitere Gutachten würden nur noch mehr Zeit kosten, um den Neubau zu verwirklichen.
Nach Sitzungen mit Fachleuten der zuständigen Autobahn GmbH bilanziert der Oberhausener Planungsdezernent Thomas Palotz: „Das Desaster ist groß. Die Verkehrsexperten der Autobahn GmbH schauen auch ratlos.“ Die enorme Beschädigung der 1970 erbauten Brücke ist schließlich in Jahrzehnten entstanden: Der Verkehr hat sich im Vergleich zu den 70er Jahren heutzutage verdreifacht, das Gewicht der Lastwagen sogar vervierfacht.
A42-Brücke: Von 56 Brückenanhängern haben zwölf nachgewiesenermaßen Risse
Aus mehreren Gründen ist der Schaden der Brücke nicht einfach zu reparieren, wie eine Begehung mit Fachleuten vor Ort gezeigt hat. Von 56 Brückenanhängern haben zwölf nachgewiesenermaßen Risse, die restlichen 41 werden nun nochmals untersucht. Doch angesichts der winterkalten Temperaturen ist das derzeit kaum möglich: Das Strahlmittel für die Magnetpulverprüfung friert hin und wieder ein. An allen 56 Brückenanhängern werden nach der Überprüfung Bewegungsmelder befestigt, um die Brücke so zu überwachen, dass sie ab Frühjahr zumindest für den Pkw-Verkehr freigegeben werden kann. Eine Lkw-Waage soll Laster von der Brücke fernhalten. Der Neubau ist schwer zu bewältigen: Die Kanalbrücke ist einteilig, sie trägt also beide Fahrbahnen gleichzeitig. Dadurch kann der Verkehr beim Neubau nicht wie sonst auf die eine Seite verlegt werden, während auf der anderen Seite die Brücke abgerissen wird.
Oberbürgermeister Daniel Schranz sieht den Zustand nicht nur der Autobahnbrücken als Zeichen dafür, wie sehr Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten die Infrastruktur im Lande vernachlässigt hat. „Was wir hier erleben, zeigt, dass wir uns viel zu wenig um die Instandhaltung gekümmert haben. Dieses Versäumnis wird jetzt bestraft. Wir müssen mehr Geld und Aufmerksamkeit für die Infrastruktur investieren.“