Bottrop/Essen. Seit vier Wochen ist die A42 über dem Rhein-Herne-Kanal gesperrt. Autobahn Westfalen informiert, was die Probleme und Herausforderungen sind.
Es ist im Moment eines der wohl umstrittensten Bauwerke im Ruhrgebiet. Die marode Brücke der A42 über den Rhein-Herne-Kanal erhitzt die Gemüter. Seit dem 11. Dezember gibt es eine Vollsperrung in beide Richtungen. Exklusiv hat sich die WAZ nun ein Bild vor Ort gemacht.
Über 56 Brückenanhänger verfügt das Bauwerk. An einigen zeigten sich zuletzt Schäden in Form von Rissen an den Schweißnähten. „An 15 hatten wir Verdachtspunkte. Zwölf davon haben sich bestätigt“, erklärt Projektleiter Lars Batzer. Er ist verantwortlich bei der Autobahn Westfalen GmbH für den Neubau der Brücke. Das Dutzend sei inzwischen repariert worden.
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„Die restlichen 41 müssen noch untersucht werden“, sagt Lars Batzer. Eine Magnetpulverprüfung soll weitere Klarheit bringen. Batzer betont, dass die 41 Brückenanhänger bei den vorherigen Untersuchungen keine Schäden aufwiesen.
Die Witterung entpuppt sich zurzeit ein wenig als Spielverderber. Normalerweise fahren die Fachleute mit Hubsteigern hoch zu den Stahlbögen. Das Problem sind jedoch die Temperaturen. Es ist laut Batzer schon vorgekommen, dass das Strahlmittel für die Magnetpulverprüfung eingefroren ist.
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Diese Tatsache hält Autobahn Westfalen jedoch nicht von weiteren Untersuchungen ab. Sollte es in den nächsten Tagen oder Wochen doch weiter schneien, kann in luftiger Höhe auch eine Einhausung des Hubsteigers inklusive Beheizung erfolgen. „Wir müssten dann zwar einen größeren Aufwand betreiben, aber zeitlich bekommen wir das hin“, sagt Batzer.
Sicher ist, dass es eine Wiege- und Schrankenanlage geben wird. Ab wann und wo sie aufgestellt wird, darüber ist laut Autobahn Westfalen noch nicht entschieden worden. Dazu soll es Gespräche mit den betroffenen Kommunen in den nächsten Wochen geben.
Klar ist auch, nach der Magnetpulverprüfung folgt ein Monitoring. „An allen 56 Brückenanhängern werden Bewegungsmelder befestigt“, sagt Batzer. Jeder einzelne prüft die Bewegungen auf 0,0001 Millimeter genau. Die notwendigen Teile sind bestellt.
Das Ziel ist es, dass die Brücke dadurch überwacht wird und wieder dauerhaft – „24/7“, so Batzer – für den Verkehr freigegeben werden kann. Wann die Vollsperrung aufgehoben sein wird, weiß bis jetzt niemand. Auch die Frage, ob dann möglicherweise nur Fahrzeuge bis zu 3,5 Tonnen drüberfahren dürfen, bleibt weiterhin unbeantwortet.
Schon 2005 warnten Experten vor dem maroden Zustand der Brücke – genauer gesagt, vor dem Unterbau der Fahrbahn unter der Brücke. „Am Fahrbahnträgerrost gibt es immer wieder kleinere Schäden“, erklärt Batzer. Jedes Jahr erfolge eine Sonderprüfung. „Ein Ingenieur schaut sich dann unter der Brücke jeden Quadratzentimeter an und wenn Risse gefunden werden, wird sofort geschweißt.“
Prüfung erst 2025: Autobahn Westfalen hat aber die Hauptprüfung vorgezogen
Erste Verdachtsfälle oberhalb der Brücke tauchten im Oktober auf. „Wir haben dann eine Hauptprüfung gemacht“, sagt er. In der Regel ist dies alle sechs Jahre der Fall. 2019 erfolgte die bis dato letzte. Eigentlich wäre die Prüfung erst 2025 fällig gewesen. Die Hauptprüfung wurde laut Autobahn Westfalen vorgezogen. „Es ging um eine Gesamtuntersuchung der Brücke. Gut, dass wir es gemacht haben“, sagt Batzer.
Auf die Frage, warum ein Neubau nicht schon früher in Angriff genommen wurde, sagt er: „Die Brücke hatte Schäden. Aber wir konnten sie immer wieder beheben.“ Wie schwierig der Neubau werden wird, zeigt sich unmittelbar vor Ort.
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„Auf der Südseite ist kein Platz. Dort ist das Hafenbecken“, sagt Batzer. Also wird der Neubau nördlich versetzt gebaut. Unter dem Bauwerk verlaufen zurzeit unter anderem Versorgungsleitungen.
Der Abriss der A42-Brücke ist komplizierter als bei anderen Autobahnbrücken
Hinzu kommt, dass die A42-Brücke kaum vergleichbar ist mit anderen Autobahnbrücken. „Im Gegensatz zu den meisten Brücken kann der Verkehr nicht auf eine Seite verlegt werden, während auf der anderen Seite die Brücke abgerissen wird“, sagt Batzer. Die A42-Brücke besteht nämlich aus einem einteiligen Überbau, quasi aus einem Stück. „Normalerweise hat man pro Fahrtrichtung auf den Autobahnen eine separate Brücke. Das ist hier nicht der Fall.“
Die neue Brücke soll laut Batzer wieder eine Bogenbrücke werden, diesmal allerdings weitaus höher. Die aktuelle Brücke wurde 1970 für den Verkehr freigegeben. Wissenschaft und technische Entwicklung sind aber mittlerweile fortgeschritten. „Die Konstruktionsweise dieser Brücke trägt im Moment auch dazu bei, dass diese Schäden aufgetreten sind“, sagt Lars Batzer.
Wann soll die neue Brücke über der A42 denn fertig sein? Auch dazu kann Autobahn Westfalen aktuell keine konkreten Aussagen treffen. „Es sind viele Prozesse, die laufen und ineinander greifen müssen.“ Das fängt an mit dem Planfeststellungsverfahren. „Die Unterlagen liegen bei der Bezirksregierung Münster“, sagt Lars Batzer. Wann der Brückenbau beginnt: unklar.