Oberhausen. Die Fachleute im Oberhausener Rathaus haben die aktuellen Folgen der wochenlangen Autobahn-Sperrung A 42 analysiert. Es gibt auch Erstaunliches.
Monatelange Sperrung der Autobahn A 42 zwischen Bottrop-Süd und Autobahnkreuz Essen-Nord, vielleicht jahrelange Sperrung für Laster über 3,5 Tonnen Schwergewicht - doch im Unterschied zu Bottrop hält es die Stadt Oberhausen nicht für notwendig, einen Krisenstab einzurichten. Denn im Rathaus sitzen die Fachleute im Amtsbereich „Mobilität“ bereits zusammen, analysieren die neue Lage für das Stadtgebiet Oberhausen. Und sie überlegen jetzt, verschiebbare Straßenbauarbeiten auf den Prüfstand zu stellen, ob diese noch mit der aktuell problematischen Verkehrssituation im nördlichen Ruhrgebiet vereinbar sind.
Denn natürlich ist auch Oberhausen von der Sperrung der zentralen Achse des Berufs- und Freizeitverkehrs mitten im Stadtgebiet betroffen - auch wenn sich für alle Autofahrer die Ausweichstrecken A2 im Norden über die Autobahn A516 sowie die Autobahn A40 im Süden, erreichbar über die Konrad-Adenauer-Allee und die Mülheimer Straße, anbieten. Und auch wenn bisher der Ausweichverkehr durch die Brückensperrung nach der Analyse der Oberhausener Fachleute nicht so dramatische Folgen hat wie für die Anwohner in den Städten Essen und Bottrop.
Dennoch lässt sich anhand der aktuell erfassten Verkehrsdaten ablesen, wie die Autofahrer reagieren und welche Straßen völlig überlastet sind. Dabei gibt es erstaunlicherweise auch Wege, die durch die A42-Brückensperrung weniger Verkehrsbelastung ertragen müssen als bisher.
Weniger Verkehr auf innerstädtischen Straßen
Fangen wir mit den verblüffenden Entlastungen an: Die Osterfelder Straße, die maßgeblich am Centro vorbei zur Autobahn A42 führt, muss in Höhe der Emscherbrücke direkt an der Autobahn-Auffahrt 14 Prozent weniger Autoverkehr hinnehmen - am Tag haben sich damit immerhin 5400 Fahrzeuge an dieser Stelle in Luft aufgelöst. Das liegt vor allem daran, dass man Richtung Essen auf der Autobahn A42 nicht mehr weiterkommen würde. In die Osterfelder Straße Richtung Osterfeld kann man deshalb rund um die Auf- und Abfahrt „OB Neue Mitte“ nun einfacher nach links abbiegen, haben die Verkehrsexperten der Stadt in dieser Woche festgestellt. Es gibt dort also weniger Staus als üblich.
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Auch auf der Mellinghofer Straße, die von Autofahrern bisher verstärkt als Schleichweg zur Autobahn A 42-Auffahrt „Neue Mitte“ genutzt wurde, fahren nun zehn Prozent weniger Pkw (minus 800 Autos).
Typische Nutzer der Autobahn A 42 versuchen allerdings auch, auf städtischen Verbindungsstraßen vorwärtszukommen und zu Auffahrten der A 2 vorzudringen. So ist die Teutoburger Straße von der Abfahrt „OB-Sterkrade“ der Autobahn A516, Zubringer zur A2 im Norden, mit einem Plus von 20 Prozent deutlich stärker belastet als bisher (plus 2200 Autos). Dieser Verkehrszuwachs wird von den städtischen Planern aber als „gut aufnehmbar“ eingestuft, es sei kein Stau am beobachteten Tag entstanden.
Feierabend-Verkehr staut sich auf der Konrad-Adenauer-Allee
Auf der Konrad-Adenauer-Allee Richtung Norden staut sich dagegen jetzt noch regelmäßiger und länger der Feierabendverkehr von 14 bis 19 Uhr. Durchschnittsgeschwindigkeit: weniger als 20 Stundenkilometer. In Höhe des Schlosses Oberhausen auf der ohnehin dicht befahrenen Autobahn-Zubringer-Straße zählen die Verkehrsplaner 5500 Autos zusätzlich (plus acht Prozent). Trotzdem urteilen die Fachleute im Rathaus: „Die Mehrbelastung auf der Konrad-Adenauer-Allee war zu erwarten und ist vertretbar.“
Den größten Verkehrszuwachs erlebt die Fernewaldstraße in Königshardt, auf der die Autofahrer zur Autobahnauffahrt „OB-Königshardt“ der A2 fahren - eigentlich eine gute Ausweichmöglichkeit für die blockierte A42. Hier fahren sage und schreibe 50 Prozent mehr Fahrzeuge als sonst üblich, der Zuwachs macht absolut 3500 Kraftfahrzeuge aus. Dabei schleichen die Autos dort nur noch mit einer Langsam-Geschwindigkeit von unter zehn Stundenkilometern vorwärts - mit anderen Worten der städtischen Verkehrsexperten: „Die Fernewaldstraße ist überlastet.“
Mehr Autoverkehr verkraften muss auch die Bottroper Straße, die südlich von der Osterfelder Innenstadt zur Nachbarstadt entlang führt: Der Zuwachs liegt zwischen 15 und 25 Prozent Richtung Bottrop, ein Plus von bis zu 3000 Fahrzeugen am Tag. Vergleichsweise glimpflich kommen da die Anwohner des Sterkrader Postwegs davon: Hier fahren nun täglich 700 Autos mehr durch als früher, ein Zuwachs von 15 Prozent, der aber nach Beobachtung der Rathaus-Bediensteten gut verkraftbar ist.
In den nächsten Wochen lässt das Rathaus nun regelmäßig die Verkehrszahlen messen, um auf Engpässe reagieren zu können. So können die Ampelanlagen automatisch nach den tatsächlichen Autozahlen gesteuert werden.
Zu der geplanten Lkw-Wiege- und Schrankenanlage auf der Autobahn A42 kann die Stadt Oberhausen bisher keine detaillierten Angaben machen, noch ist der genaue Standort der Waage für Laster nicht geklärt. Die Anlage soll in Zukunft ermöglichen, dass zwar Pkw über die marode Kanalbrücke der A 42 fahren können, aber nicht Lkw über 3,5 Tonnen. Nach Gerüchten in Bottrop gibt es die Idee, die Waage- und Schrankenanlage in Höhe der Centro-Ausfahrt „Neue Mitte“ zu platzieren. Wie sich dies auswirken würde auf den innerstädtischen Verkehr in Oberhausen, dazu wollen sich die Fachleute noch nicht äußern. Erst im Januar 2024 soll die Planung für die Schrankenanlage stehen. Alle 14 Tage trifft sich nun ein neuer Arbeitskreis der zuständigen Autobahn GmbH des Bundes, um die aktuelle Lage zu besprechen - daran nimmt auch ein Mitglied des Mobilität-Amts der Stadt Oberhausen teil.