Oberhausen. Ob Café Fave, Restaurant La Maddalena oder Weinbistro Traubenschmiede: Die Betreiber ziehen nach dem Start in der Oberhausener City erste Bilanz.
In verwaiste Ladenlokale der krisengebeutelten Innenstadt von Oberhausen ist im vergangenen Jahr Bewegung gekommen: Neue Restaurants, Cafés und Imbisse haben erste Speisen serviert und Getränke gezapft. Doch wie zufrieden sind die Betreiberinnen und Betreiber? Wir haben uns umgehört.
Im Café Fave an der Goebenstraße fließt der Kaffee mit Wonne in die Becher. „Die Leute sind sehr neugierig“, sagt Betreiberin Katharina Harten. „Die ersten drei, vier Monate waren sehr trubelig. Wir konnten uns schnell eine Stammkundschaft aufbauen - womit wir nicht direkt gerechnet hatten.“
Café Fave: Gastronomin wünscht sich mehr Toleranz der Nachbarn
Die Gründerin ist bereits im September 2022 gestartet und hat die Räume des italienischen Spezialitäten-Lokals Valdani bezogen. Sie sieht in der Innenstadt einen Fortschritt. „Das erkennen auch viele Kunden. Andere sind dagegen ungeduldig und wollen, dass sich alles auf einen Schlag ändert.“ Es gebe gute Gründe, in die Innenstadt zu kommen. „Es wird einfach gerne gemeckert.“
Das Angebot im „Fave" wächst. Katharina Harten hat selbstgebackene Kuchen ergänzt, auch Möhren- und Grünkohleintopf und orientalische Suppen sind hinzugekommen. Mit einer mobilen Theke ist das „Fave“ unterwegs und arbeitet bei Events mit der „Homebar" von Phillip Kirchstein zusammen. Gemeinsame Kebab- oder Cocktail-Events stehen schon auf der Wunschliste.
Enttäuscht ist Harten dagegen von einzelnen Anwohnern. Drei kleine Tische möchte die Gastronomin tagsüber vor dem Lokal aufbauen. Selbst darüber gab es schon eine Beschwerde. „Manche wollen, dass in der Innenstadt etwas passiert, aber bitte nicht vor der eigenen Haustür.“
Sie sei trotzdem dankbar für den Standort und schätzt die Nachbarschaft der gastronomischen Kollegen. Man tausche sich regelmäßig aus.
La Maddalena: Jazz-Bekanntheiten spielen neben den Fisch-Gerichten
Ein Stückchen weiter, bei „La Maddalena" dampfen die Kochtöpfe. Im Januar 2023 schloss Gianluca Demirci an der Marktstraße auf und baute ein ehemaliges Handygeschäft in ein sardisches Spezialitäten-Restaurant um. Er sagt: „Wir sind sehr freundlich in Oberhausen aufgenommen worden.“
Der sardischen Küche sei er im ersten Jahr treu geblieben. „Unsere hausgemachten Ravioli sind noch immer der Renner.“ Auch das Restaurant-Umfeld in der City sieht der Gastronom auf einem guten Weg. „Wenn die Gesellschaft sieht, dass etwas verkommt, dann ist es unsere Aufgabe, dagegen etwas zu tun.“ An Ideen mangelt es nicht. Demirci kann sich Second-Hand-Boutiquen oder Outlet-Läden in der Oberhausener Innenstadt gut vorstellen.
Die Personaldecke im „La Maddalena möchte der Gastronom ausbauen. Er sucht noch Unterstützung für die Küche und den Service. „Desto mehr Gäste kann ich bewirten.“ Die Speisekarten wechsele monatlich. Das Catering für 100 bis 200 Personen sei bereits hinzugekommen.
Dienstags soll Kultur einen festen Platz finden: Wechselnde Blues- und Jazz-Künstler treten bei Afterwork-Abenden auf. „Bis zu drei Stunden gibt es dann coole Musik. Ohne Eintrittspreis.“ Freitags rieselt lockere Piano-Begleitung. Bilder von lokalen Künstlerinnen und Künstlern hängen wechselnd an den Wänden des Lokals.
Gianluca Demirci kann derzeit bis zu 200 Personen im Lokal bewirten. 150 Sitzplätze folgen im Sommer im Außenbereich. Die Küche habe bislang viel Lob erhalten - vor allem für die große Fischkarte. Auch gefüllter Lammrücken, Rinderfilet aus Australien und hausgemachte Gnocchi stehen auf der Karte. Die Speisenpreise bewegen sich mit einem Glas Wein im Schnitt bei 30 bis 35 Euro.
Das sardische Lokal hat sich auch außerhalb von Oberhausen herumgesprochen. Und das lockt Bekanntheiten an. „BVB-Fußballer Karim Adeyemi und die Band Silbermond waren schon bei uns zu Gast.“
„Traubenschmiede": Hoher Mietspiegel - Wirte regen weitere Förderung an
An der Elsässer Straße fließen seit September beliebte Weine in die Gläser. Die „Traubenschmiede"-Bar spricht sich gerade erst herum. Trotzdem sagt Betreiber David Schweitzer: „Wir befinden uns auf einem guten Weg. Der Besuch wird von Woche zu Woche mehr.“
Zusammen mit Lea Wassenberg hat er die alte Apotheke in ein gemütlich-rustikales Weinbistro umgebaut. „Unsere Gäste stammen aus der Innenstadt, Alstaden oder Dümpten. Viele Besucher aus dem Lichtburg-Kino kommen anschließend zu uns.“ Die Standortwahl bereut Schweitzer nicht: „Die Elsässer Straße besitzt großes Potenzial.“ Die Vision einer größeren Café-, Bar- und Restaurant-Meile hält er nicht für utopisch.
Die „Traubenschmiede" konnte durch die monetäre Brückenschlag-Förderung recht entspannt starten. Dieser Zuschlag ist aber Ende des Jahres ausgelaufen. Weiterführende Förderungen könnten Neugründern den Weg in die risikobehaftete Selbstständigkeit erleichtern, findet der Betreiber. „Der hohe Mietspiegel in der Innenstadt ist für manche Interessenten ein Hindernis.“
35 Plätze bietet die kleine „Traubenschmiede"-Bar momentan an. Schweitzer setzt auf den Sommer - wenn der Außenbereich hinzukommt. Im Gegensatz zu seinen Pop-up-Weinpartys im Zentrum Altenberg sei die Altersspanne der Bargäste spürbar breiter. Im Schnitt reicht diese von 30 bis 70 Jahren. Im Altenberg dagegen meist von Anfang 20 bis Mitte 40.
Rotweine seien besonders beliebt, genauso kleine Snacks wie Brot, Käse und Oliven. Die Öffnungszeiten hält der Neugründer noch kompakt: donnerstags und freitags von 18 bis 23 Uhr sowie samstags von 10 bis 14 Uhr. Live-Musik-Abende will er vorbereiten. „Die komplette Weinbar kann für Geburtstage gebucht werden.“
„Tropical": Betreiber bewirten viele auswärtige Gäste - und haben Pläne
Mehmet Şah Bilik kann sich im alten Kaufhof-Gebäude ebenfalls nicht beklagen. „99 Prozent der Gäste haben mit unserem Angebot in dieser Form nicht gerechnet“, sagt der Gastronom über sein Café „Tropical". Im Ecklokal des Hotel-Gebäudes an der Marktstraße setzen die Macher auf den Dreiklang aus Essen, Empfang und Ambiente. Es werden Salat-Bowls und frisch gepresste Säfte serviert.
Er stellt fest: „Die Innenstadt hat in den vergangenen Jahren gelitten. Doch nun kommen nicht nur Oberhausener, sondern auch mehr Auswärtige. Es gibt Gäste, die nur wegen uns kommen.“ Die Betreiber des „Tropical" arbeiten an weiteren Projekten. Die Menükarte wird noch im Januar erweitert. Im Sommer könnten zusätzliche Öffnungszeiten hinzukommen. Bilik: „Wir sind guter Dinge!“