Oberhausen. Ab 1. Januar gilt für Restaurant-Essen die höhere Mehrwertsteuer von 19 Prozent. Damit verteuert sich der Restaurant-Besuch - aber nicht überall.
Gäste müssen sich ab dem kommenden Jahr auf höhere Preise in Restaurants und Kneipen einstellen. Die Mehrwertsteuer schießt rauf. Ab Januar 2024 gilt wieder der reguläre Satz von 19 Prozent auf Leckereien. Der verringerte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent war in der Corona-Pandemie eingeführt und zunächst wegen der Energiekrise verlängert worden.
Doch die Ampelkoalition in Berlin konnte sich nun auf keine Verlängerung einigen. Auch Oberhausener Gastronomen blicken mit großen Sorgen auf den Jahreswechsel. Gdanska-Wirt Czeslaw Golebiewski sagt klipp und klar: „Wir werden unsere Preise um mindestens zehn Prozent erhöhen müssen. Wir haben Angst, aber überhaupt keine andere Wahl.“
Das leidige Thema bereitet dem Betreiber des deutsch-polnischen Lokals am Altmarkt Bauchschmerzen. „Wenn ein Tellergericht momentan zehn Euro kostet, dann kostet es später elf Euro“, rechnet Golebiewski vor. An anderen Stellen Geld einzusparen, sieht der Wirt nicht. „Wir haben bereits energiesparende Lampen angeschafft. Alte Kühlschränke und Waschmaschinen ausgetauscht. Und die Wärmedämmung verbessert.“
Gastronomie in Oberhausen: Gdanska möchte Gäste offen informieren
Golebiewski möchte mit dem Thema bewusst offen umgehen. „Das Thema ist bei den Gästen jetzt präsent. Wir wollen genau erklären, warum wir die Preise erhöhen müssen - und nichts unter den Tisch kehren.“
Experten bewerten die Mehrbelastungen für viele Restaurants als existenzbedrohend. Das gelte nicht nur für kleine Betriebe. Uschi Wischermann vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) aus Oberhausen sieht auf die hiesigen Betriebe knüppelharte Belastungen zukommen.
„Neben den höheren Preisen könnten kürzere Öffnungszeiten die Folge sein.“ Während Lieferdienste weiterhin mit sieben Prozent besteuert würden, müsse für den Genuss im Restaurant mehr bezahlt werden. Wischermann kritisiert ein Ungleichgewicht. „Wenn die Pizza in der Schachtel verkauft wird, ist die Mehrwertsteuer geringer. Auf der anderen Seite sind wir sensibilisiert, Verpackungsmüll zu sparen. Das passt einfach nicht zusammen.“
Gastronomie in Oberhausen: Dehoga fürchtet um gesellschaftliches Kulturgut
Wenn Restaurants und Kneipen schließen müssten, gehe nicht nur ein Kulturgut verloren, sondern verschwinde auch ein gesellschaftlicher Treffpunkt. Die Dehoga-Frau sieht deutsche Betriebe im Vergleich zu den meisten anderen europäischen Ländern mit geringerer Mehrwertsteuer benachteiligt.
Auch an der Marktstraße geht die Mehrwertsteueranhebung bei Betreiber Gianluca Demirci vom sardischen Spezialitäten-Restaurant „La Maddalena" nicht spurlos vorbei. Er fürchtet, dass sich die Ausgehen-Kultur grundlegend verändern könnte. Das breite Angebot verschiedener Lokale könne dann verschwinden. „Darunter haben dann alle zu leiden." Er selbst müsse für das kommende Jahr ebenfalls über neue Preise nachdenken. Möchte seine Preise auf der Speisekarte aber nur moderat anheben.
Uerige-Wirt Andreas Dehorn sieht ein grundlegendes Problem. „Ich habe auf die Mehrwertsteuererhöhung enttäuscht reagiert und fühlte mich auf der anderen Seite aber auch bestätigt. Die Gastronomie hat eben keine Lobby. Erst recht keine, die bis nach Berlin reicht." Dass Wirte durch einen reduzierten Mehrwertsteuersatz gegenüber anderen Branchen sowieso bevorzugt würden, dem widerspricht er: „Was macht die Regierung denn mit der Großindustrie?“
Der Mittelstand trage das Land mit und werde meistens vergessen. „Nicht nur die Direktbeschäftigten sind betroffen.“ Auch Aushilfen würden nun in vielen Betrieben weniger beschäftigt. Zulieferer erhielten weniger Aufträge, weil weniger Waren bestellt würde. Dies bedeute wiederum weniger Mehrwertsteuereinnahmen und im schlimmsten Fall mehr Arbeitslose.
Gastronomie in Oberhausen: Uerige-Wirt erwartet nächsten Nackenschlag
Dehorn wird seine Preise direkt zum Jahreswechsel erst einmal unangetastet lassen. Jede Preiserhöhung bedeute Kosten für frisch gedruckte Speisekarten. Und brächte Diskussionen mit den Gästen. Und weiteres Unheil schimmert schon am Horizont. „Die Brauereien haben bereits eine Preiserhöhung angekündigt.“ Maut-Gebühren für den Lieferverkehr steigen, auch das betrifft die Gastronomen. „Dass wir die Preise im kommenden Jahr erhöhen müssen, lässt sich nicht verhindern.“
Die zwölf Prozent Differenz nehme er zunächst auf die eigene Kappe. Kosten einzusparen, sei fast nicht möglich. Selbstständige Gastronomen arbeiteten bereits 60 bis 70 Stunden in der Woche. Restaurants hätten noch immer mit den Pandemie-Folgen zu kämpfen. „Die Verluste gehen zulasten der Eigentümer. Die Mehrwertsteuerreduzierung war dazu gedacht, diese aufzufangen. Nach der Pandemie kamen direkt der Krieg und die hohe Inflation." Erst jetzt seien Umsatzzahlen wieder vergleichbar mit der Vor-Coronazeit.
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Bei der Freizeit-Attraktion Topgolf am Brammenring in Oberhausen betrachtet man die neue Steuer-Entwicklung ebenfalls mit wenig Freude. Trotzdem möchte man zunächst abwarten. „Wir werden besprechen, wie wir auf die Mehrwertsteueranhebung reagieren“, sagt Topgolf-Chef Patrick Davis. Dies bedeute nicht automatisch eine Preiserhöhung für Burger, Salate und Bier.
Das Unternehmen sieht sich nicht so stark betroffen wie kleinere Betriebe oder reine Restaurants. Die Gäste würden überwiegend zum Spielen auf die Anlage mit den 102 Golf-Abschlagsbuchten erscheinen.
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