Oberhausen. Der gastronomische Zuwachs für die Innenstadt lässt noch auf sich warten. Wann es Bowls und frisch gepresste Säfte im neuen Innenstadt-Café gibt.
Schließt man die Augen und denkt an die Tropen, was sieht man da? Viel Grün, den Regenwald, in den Bäumen kletternde Affen vielleicht und saftige, bunte Früchte wie Kaki oder Litschi. Was diese exotische Welt mit der Oberhausener City-Einkaufsmeile zu tun hat, kann man sich bald an der Marktstraße Ecke Paul-Reusch-Straße im Untergeschoss des ehemaligen Kaufhof-Gebäudes anschauen. Hier eröffnet am 1. August das Café „Tropical“, ein kleiner, feiner Laden, dessen Inhaber Mehmet Şah Bilik mit hohen Ansprüchen an den Start geht. Deswegen habe er auch seinen ursprünglichen Eröffnungstermin im Juli nicht einhalten können. „Ich will einfach, dass alles perfekt ist“, sagt der Oberhausener. Nachdem alle Speisen nun einzeln zubereitet, fotografiert und auf Video gebannt wurden, müssten jetzt noch die Kaffee-Spezialitäten durchprobiert werden. Erst dann soll es losgehen.
Mit Blick auf den Standort des „Tropical“ könnte man einige Fragen stellen: Ist das die richtige Ecke für ein neues gastronomisches Angebot? Mit gesunden Bowls und frisch gepressten Säften? In direkter Nachbarschaft zu einer hochfrequentierten Netto-Filiale, deren Eingang Bettler belagern, die Obdachlosen als Treffpunkt dient und Anlaufstelle für Leergutsammler ist? Schaut man sich um, befindet sich direkt gegenüber die Horsthemke-Bäckerei mit einem Sitzbereich, der sich besonders unter älteren Besucherinnen und Besuchern höchster Beliebtheit erfreut. Die Damen und Herren reisen überwiegend mit Rollatoren an. Den Duft von Pommes-Currywurst in der Nase, das Geschrei der Kleinkinder im Ohr, die von ihren Flip-Flops tragenden Müttern mit Softdrinks und Chipstüten bestochen werden, hat man an dieser Adresse nicht unbedingt das Gefühl, eine hippe Großstadtbewohnerin zu sein, die gleich zum Latte Macchiato ihr Notebook aufklappt.
Neues Café „Tropical“ in Oberhausen: ein richtiges Familienunternehmen
Mehmet Şah Bilik sieht all dies auch – und hat sich dennoch dafür entschieden, genau hier seinen Lebenstraum zu verwirklichen. Viel Zeit, Geld und Herzblut hat er investiert, um sein eigenes Café eröffnen zu können. „Ich hab’ hier mein ganzes Leben reingesteckt“, sagt der 35-jährige Kurde, der in der Türkei geboren wurde, aber als Kleinkind schon mit der Familie nach Deutschland kam. Noch tüftelt er an den letzten Details, muss Bilder aufhängen und die Bar im Aloha-Stil bestücken. Bis zur Eröffnung werden auch noch einige andere Mitglieder der Großfamilie Bilik die Ärmel hochkrempeln. Sieben Geschwister, Schwägerinnen, Schwager, Nichten und Neffen gehören dazu. „Ungefähr 30 Personen“ sind sie – „nur die engste Familie, ohne Freunde“.
Den viel kritisierten Zustand der Marktstraße empfindet der junge Gründer und Familienvater nicht als abschreckend. Ganz im Gegenteil: Er macht sich gemein mit dieser Lebensader seiner Stadt und will mit dazu beitragen, sie zu verschönern. „Ich möchte für diese Ecke Verantwortung übernehmen“, sagt Bilik. „Wenn jemand Müll auf die Straße wirft, werde ich hingehen und ihn darauf ansprechen.“ Auch mit den anderen Geschäftsleuten möchte er eng zusammenrücken. „Das fehlt hier noch“, sagt er, „der Zusammenhalt“. Etwas, das der zweifache Vater von klein auf gewohnt ist. Bei allem, was ein Familienmitglied anpackt, helfen die anderen ganz selbstverständlich mit. So habe einer seiner Brüder, der viel herumgekommen, nach Thailand und Vietnam gereist ist, ihn zum Look und Namen des „Tropical“ inspiriert. Seine Schwestern und Schwägerinnen haben dabei geholfen, das Menü zusammenzustellen und die Gerichte abzuschmecken. Kochen will der Chef die kleinen Speisen, die es neben einer Auswahl an Kaffee-Spezialitäten, Säften und alkoholfreien Cocktails geben wird, jedoch selbst.
„Unsere Gastfreundschaft wird alles toppen“, sagt der künftige Gastgeber voller Vorfreude und Selbstbewusstsein. Er will, dass das „Tropical“ für seine Gäste ein Rückzugsort im innerstädtischen Trubel wird, ein warmer Ort, in dem sich jeder herzlich willkommen fühlt. Es soll so sein, wie die Cafés in Düsseldorf, in die er selbst so gerne mit seinen Brüdern geht. Nur mit viel Grün, mit Bambus und vielleicht noch ein bisschen tropischem Vogelgezwitscher vom Band. Und nicht an der Kö, sondern mitten in der Oberhausener Innenstadt.
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