Oberhausen. Zweimal in kurzer Zeit hat Hochwasser Oberhausens Süden bedroht. Zum Jahreswechsel fordert Oberbürgermeister Daniel Schranz mehr Klimaschutz.

Wer sich für den Klimaschutz und für die Eindämmung der Folgen einer erhitzten Erde einsetzt, muss sich oft massiv rechtfertigen: zu teuer, zu aufwändig, zu unwirtschaftlich. Doch zunehmende Naturkatastrophen oder Beinahe-Unglücke bewirken ein Umdenken – bei den direkt betroffenen Menschen, aber auch in der Politik. Denn nicht nur die Klimaschutzmaßnahmen selbst, sondern erst recht die direkten Folgen der Klimakrise kosten erheblich Geld – und schaden Menschen.

So ist Oberhausen bereits zum zweiten Mal innerhalb von zweieinhalb Jahren von Hochwasser bedroht worden – vor allem im Süden. Nur der massive teure Tag- und Nacht-Einsatz von über 1000 Helferinnen und Helfern der Feuerwehr und des Technischen Hilfswerks am Weihnachtswochenende hat verhindert, dass der Deich bricht und ganze Siedlungen von dreckigem Ruhrwasser überflutet werden.

Oberhausen kämpft mit Altschulden und 100-Millionen-Euro-Defizit

Deshalb nutzt nun Oberbürgermeister Daniel Schranz sein traditionelles Grußwort an alle Bürgerinnen und Bürger zum Jahreswechsel nicht nur, um sich bei den Katastrophenschützern zu bedanken („Sie haben wieder einmal hervorragende Arbeit geleistet“), sondern auch für eine politische Forderung. „Wir müssen uns – auf allen Ebenen, aber eben auch kommunal – noch intensiver mit dem Thema der Klimafolgen-Anpassung beschäftigen, um auch in Zukunft die Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger gewährleisten zu können.“

Der Oberhausener Oberbürgermeister Daniel Schranz (zweiter von rechts) informierte sich mehrmals über Weihnachten vor Ort über die Hochwasser-Lage am Ruhrdeich. Hier ist er am 23. Dezember mit Martin Schulze (Leiter Abteilung Kanäle und Straßen von den Wirtschaftsbetrieben Oberhausen (WBO)), mit dem Ordnungsdezernent Michael Jehn und dem Feuerwehr-Chef Jürgen Jendrian (von links) zu sehen.
Der Oberhausener Oberbürgermeister Daniel Schranz (zweiter von rechts) informierte sich mehrmals über Weihnachten vor Ort über die Hochwasser-Lage am Ruhrdeich. Hier ist er am 23. Dezember mit Martin Schulze (Leiter Abteilung Kanäle und Straßen von den Wirtschaftsbetrieben Oberhausen (WBO)), mit dem Ordnungsdezernent Michael Jehn und dem Feuerwehr-Chef Jürgen Jendrian (von links) zu sehen. © Oberhausen | Michael Dahlke

Dies ist eine große Forderung und ein gewaltiges Versprechen, denn höhere Investitionen fürs Klima sind von einer mit zwei Milliarden Euro hoch verschuldeten Stadt wie Oberhausen finanziell in nur geringen Dosen zu bewältigen. Zumal sich die Gesamtlage durch die seit Jahren von Bund und Land versäumte Altschuldenlösung und dem kräftigen Zinsanstieg noch verschlechtert. 2024 droht ein Defizit von 100 Millionen Euro. „Nach sieben finanziell kommoden Jahren müssen wir nun wieder neue Anstrengungen zum Konsolidieren unternehmen. Das ist für eine Stadt wie Oberhausen, die schon so viele Sparrunden hinter sich hat, keine leichte Übung“, formuliert der christdemokratische Politiker betont höflich in seinem Jahreswechsel-Grußwort.

Denn dieses soll trotz aller Probleme vor allem eines: Schranz will seinen Bürgern Zuversicht und Mut vermitteln, beschwört den Geist von Selbstheilungskräften. „Resignation hat noch nie geholfen. Wir bestimmen durch unser Handeln selbst mit, wie die Zukunft aussieht. Das gilt für unsere kleinen, aber wichtigen Beiträge zu den großen Fragen; für die Entwicklung unserer Stadt gilt dies sicher ganz besonders. Wir haben es in der Hand, in unserer Stadt einiges zu bewegen – was uns erfreulicherweise ja auch gelingt.“

Oberhausen investierte über 140 Millionen Euro in Schulen und Kitas

Und das Stadtoberhaupt zählt drei aus seiner Sicht bemerkenswerte Erfolge der vergangenen Jahre auf: „Erstmals seit den 1980er Jahren konnten wir in Oberhausen wieder mehr als 70.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze verzeichnen. In den vergangenen vier Jahren haben wir mehr als 140 Millionen Euro in die Oberhausener Bildungslandschaft investiert – das sind umgerechnet auf die Kinder und Jugendlichen unserer Stadt fast 4000 Euro pro Kopf. Wir investieren große Summen auch in die Stärkung unserer Stadtteilzentren: in den Kleinen Markt in Sterkrade ebenso wie in das neue Stadtteilzentrum in Osterfeld oder die geplante Aufwertung von Altmarkt und Marktstraße in Alt-Oberhausen.“

Der Oberhausener Oberbürgermeister Daniel Schranz in seinem Grußwort zum Jahreswechsel: „Wir haben es in der Hand, in unserer Stadt einiges zu bewegen – was uns erfreulicherweise ja auch gelingt.“
Der Oberhausener Oberbürgermeister Daniel Schranz in seinem Grußwort zum Jahreswechsel: „Wir haben es in der Hand, in unserer Stadt einiges zu bewegen – was uns erfreulicherweise ja auch gelingt.“ © Oberhausen | Lars Fröhlich

Bei der Betrachtung der Kriegsereignisse im Jahr 2023 hebt Oberbürgermeister Daniel Schranz die wichtige Rolle der aktiven weltweiten Völkerverständigung gerade von Kommunen hervor. Mit über 800.000 Euro an Spenden und 165 Tonnen Hilfsgütern hat Oberhausen über seinen Hilfeverein besonders die ukrainische Partnerstadt Saporischschja unterstützt, aber auch deutlich mehr Ukraine-Kriegsflüchtlinge aufgenommen als andere Kommunen.

Multi: Jugendliche aus aller Welt kommen im Sommer 2024 nach Oberhausen

„Wir leisten einen kleinen, aber wichtigen Beitrag zur Unterstützung der Menschen in der Ukraine, insbesondere in unserer Partnerstadt Saporischschja. Was mich zuversichtlich macht, sind die vielen positiven Beispiele, die vielen Menschen in unserer Stadt, die sich einsetzen für Frieden und Verständigung, die sich um Kriegsflüchtlinge ebenso kümmern wie um in Not geratene Oberhausener.“ Zudem helfe die Jugendbegegnung Multi im Sommer 2024 mit zahlreichen Jugendlichen aus aller Welt in Oberhausen, dass sich Menschen aus unterschiedlichen Kulturen freundschaftlich begegnen. „Das ist gelebte Völkerverständigung – und das seit mehr als 30 Jahren.“

Schranz zeigt sich besorgt und geschockt über den zunehmenden Judenhass in Deutschland, ausgerechnet beflügelt durch den Terrorangriff der Hamas auf unschuldige Zivilisten am 7. Oktober in Israel. „Es ist wichtig, dass wir uns selbst dem Antisemitismus entgegenstellen, egal aus welcher ideologischen Richtung er kommt.“

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