Oberhausen. Wie ist die Lage auf dem Oberhausener Arbeitsmarkt? Geht es wirklich aufwärts? Oder hat sich Langzeitarbeitslosigkeit verfestigt? Eine Analyse.
Ist Oberhausen auf einem guten Weg, wenn es darum geht, die seit Jahrzehnten verfestige Sockel-Langzeitarbeitslosigkeit endlich aufzubrechen? Welche Antwort die Wählerinnen und Wähler auf diese wirtschaftspolitische Frage geben, dürfte mit darüber entscheiden, welche Erfolgsaussichten der amtierende Oberbürgermeister Daniel Schranz CDU) bei den nächsten Kommunalwahlen 2025 hat, seinen dritten Wahlsieg in Folge zu erreichen.
Mitten in dieser politischen Situation hat die Stadt zu den aktuellen Oberhausener Arbeitslosenzahlen Stellung genommen, was nur recht selten vorkommt. „Der Oberhausener Arbeitsmarkt zeigt sich trotz Krisen robust“, heißt es gleich zu Beginn in dieser Mitteilung an die Medien. Die jüngsten Zahlen der Arbeitsagentur würden erneut bestätigen, „dass Ende 2022 so viele Menschen in Oberhausen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgingen wie seit 40 Jahren nicht“.
Arbeitsmarkt Oberhausen: „Einer der Spitzenwerte im Ruhrgebietsvergleich“
Insgesamt waren danach 71.358 Personen zum Stichtag 31. Dezember 2022 in Oberhausen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Damit sei ihre Zahl im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2,2 Prozent gestiegen – „einer der Spitzenwerte im Ruhrgebietsvergleich“, freut sich die Stadtpressestelle. Nur in der Nachbarstadt Mülheim (plus 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr) und dem Agenturbezirk Dortmund (plus 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr) seien leicht höhere Zuwächse zu verzeichnen gewesen. Zum Vergleich: Bis zum Jahr 2009 lag die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Jobs in Oberhausen unter der 60.000er Marke.
Den Arbeitsplatz-Boom in Oberhausen hat nach der Analyse der städtischen Fachleute vor allem die aufstrebende Logistik-Branche ausgelöst: Verkehr und Lagerwesen hätten mit 5060 Beschäftigten einen Zuwachs von 392 Personen (plus 8,4 Prozent) erzielt. Auch im Bereich Heime und Soziales sei ein Anstieg, um 10,1 Prozent festzustellen. Spitzenreiter sei das Gastgewerbe: Die Beschäftigtenzahl sei hier um 15,5 Prozent auf 2160 Beschäftigte gewachsen.
In diesen Zahlen spiegelten sich – neben Großansiedlungen in der Logistik-Branche (Edeka) und im Entertainment-Bereich (Top-Golf) – auch die Erholungseffekte nach der Corona-Pandemie, heißt es. Die Übernachtungszahlen und Gästeankünfte hätten sich im Jahr 2022 – trotz anfänglicher Corona-Beschränkungen – bereits wieder dem Niveau von 2019 genähert.
Oberhausen kämpft in diesem Jahr wieder mit steigenden Langzeitarbeitslosen-Zahlen
Ist die Lage auf dem Arbeitsmarkt also rundherum rosig? Politische Opponenten von Schranz werten etwa die Ansiedlung des Edeka-Zentrallagers mit bis zu 1000 versprochenen Jobs eher als einen von der CDU hochgeredeten Erfolg, da viele der Arbeitsplätze lediglich aus Moers nach Oberhausen verlagert worden seien. Zudem werde der Stadtnorden von zusätzlich 1000 Lkw-Fahrten pro Tag überflutet. Und die zunehmende Automatisierung und Digitalisierung der Logistik-Branche würden die Dauerhaftigkeit der neuen Stellen infrage stellen.
Zudem kämpft Oberhausen in diesem Jahr wieder mit steigenden Langzeitarbeitslosenzahlen: 5700 von fast 11.700 arbeitslosen Oberhausenern sind bereits länger als ein Jahr ohne Arbeitsplatz – im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 130 Menschen. Die Arbeitslosenquote liegt – auch durch die Zuwanderung der ukrainischen Kriegsflüchtlinge – wieder über zehn Prozent (exakt: 10,5 Prozent im Juli 2023).
Zu einem vollständigen Bild zur Bewertung der Oberhausener Arbeitsmarkt-Erfolge gehört zudem die Feststellung, dass Oberhausen keine Sonderstellung hat: Denn in allen Ruhrgebietsstädten ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Zehn-Jahres-Vergleich von 2012 bis 2022 angestiegen. Während Oberhausen in dieser Zeit 13,7 Prozent an Beschäftigten zulegte, waren es allerdings in ganz Nordrhein-Westfalen 17,7 Prozent. Die Dynamik des Arbeitsmarktes liegt in Oberhausen also – trotz aller starken Zuwächse in absoluten Zahlen – deutlich unterhalb des NRW-Schnitts.
Oberhausens Oberbürgermeister Daniel Schranz: „Ansiedlungserfolge bilden sich spürbar in den Zahlen ab“
Dennoch beschleunigte sich der Job-Zuwachs in Oberhausen vor allem in den vergangenen fünf Jahren – und deshalb schlussfolgert Oberbürgermeister Daniel Schranz: „Die Zahlen vom Arbeitsmarkt sind ermutigend und bestätigen unseren Anspruch, die wirtschaftliche Entwicklung Oberhausens strategisch in den Fokus der Stadtentwicklung zu rücken. Die Ansiedlungen der vergangenen Jahre bilden sich spürbar in den Zahlen ab. Hier entsteht sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, die auch Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung eine Perspektive auf dem Arbeitsmarkt eröffnet.“
Gerade das war ja ein zentrales politisches Versprechen des CDU-Oberbürgermeisters mit Blick auf Edeka: Dem lokalen Arbeitsmarkt – die Arbeitslosenquote beträgt hier seit langem wie festzementiert um die 10 Prozent – endlich mehr Jobs zur Verfügung zu stellen, für die man nicht hoch qualifiziert sein muss, bei denen es eher aufs kräftige Anpacken, Verlässlichkeit und praktisches Können ankommt.
Stadtspitze: „Es gelingt, Perspektiven für Menschen ohne Ausbildung zu schaffen“
Die Zahl der Beschäftigten ohne anerkannten Berufsabschluss sei 2022 im Vergleich zum Vorjahr überdurchschnittlich angestiegen, lautet just zu diesem Punkt die Stadtbilanz: „Um 5,8 Prozent bzw. weitere 697 Beschäftigte.“ Ebenfalls überdurchschnittlich sei zugleich die Zahl der Beschäftigten mit akademischem Abschluss gewachsen: „Hier fanden 553 Personen (plus 6,8 Prozent) einen Arbeitsplatz in Oberhausen.“
Schranz wertet diese Zahlen nach Angaben der städtischen Pressemitteilung so: „Diese Zahlen zeigen, dass es gelingt, Perspektiven für Menschen ohne Ausbildung zu schaffen, die es klassischerweise schwieriger haben, eine feste Anstellung zu finden. Zum anderen zeigt sich aber auch, dass Oberhausen immer attraktiver wird als Standort für hoch qualifizierte Menschen.“
Sozialversicherungspflichtige Jobs (31. Dezember 2022) – die Hitliste der kreisfreien Städte (Quelle: Bundesagentur für Arbeit):
1. Düsseldorf: 452.431
2. Essen: 266.616
3. Dortmund: 263.316
4. Duisburg: 179.828
5. Bochum: 146.753
6. Gelsenkirchen: 84.956
7. Oberhausen: 71.358
8. Mülheim: 62.242
9. Herne: 50.020
10. Bottrop: 33.215