Oberhausen. Beim Fest im Schloss Oberhausen ist das überbordende Buffet der Hingucker mit der Einladung zuzugreifen. Auch „It’s a Passion“ ist Tafelfreude.
Die einen zücken Messer und Gabel, die anderen Smartphone oder Fotoapparat. Gefolgt sind sie dem so gehaltvollen wie appetitanregenden Aroma von Wurst, Schinken und Käse. Doch wie Franz-Josef Kochs eigens zum Jubiläumsfest der Ludwiggalerie die Leckereien – auch vegetarischer Art – zwischen Bronzeskulpturen, Musikinstrumente und präpariertes Jagdwild auf einer gewaltigen Tafel im Kleinen Schloss drapierte: das schlägt alle Begriffe von „Imbiss“ und dürfte selbst protzende Kreuzfahrt-Buffets übertreffen. Selbst Kandelaber und eine Modell-Karavelle konkurrierten am Sonntag mit den Gemälden und Bronzen von Sven Drühl – und der zeigt immerhin lauter wuchtig-alpine Berggipfel.
Christine Vogt hatte als Direktorin der nun 25 Jahre jungen Ludwiggalerie im sonnigen Schlosshof allen Grund zu strahlen: Weit über tausend Besucher flanierten im Laufe des Tages kreuz und quer über den Hof zu den zahlreichen Attraktionen des Tages. Und das exzentrische Buffet, für das schon im Laufe des Vormittags immer mal wieder nachgelegt wurde, war natürlich ein Clou mit Hintergedanke: Schließlich hatten die feinen Porzellanfiguren der aktuellen Ausstellung „It’s a Passion!“ vor rund 300 Jahren vor allem diesen Zweck: Sie sollten als edle Tischdekoration der adeligen Festgesellschaft zwanglosen Gesprächsstoff bieten.
Für die gefragten Kurzführungen am Festtag gab’s aber noch andere Einstiege in das barocke Beruferaten vom Winzerpaar bis zum Quacksalber mit seinem Äffchen als Assistenten. „Wir sprechen noch heute von Schäferstündchen“ - eine Ansage, die verfängt. Zumal Schäferin und Schäfer in den frühen Porzellanen immer hübsch gekleidet und lieblich anzusehen waren.
Zeitlose Liebesgedichte für ein Raubvogel-Paar
Apropos Liebe: Als Oberhausens einzige Performancekünstlerin lässt Marie-Luise O’Byrne-Brandl ihre Worte der Zuneigung selbst zwei Bussarden angedeihen: In einem kleinen „Gehege“ inmitten des Schlosshofes liest sie dem Raubvogel-Paar aus den zeitlos schönen Liebesgedichten von Erich Fried vor. Allerdings dürfte die gefiederten Freunde vor allem die Präsenz von Falknerin und Falkner beruhigen – und dann geht’s auch schon zur Performance-Prozession unter dem Motto „Nötige Fabeltiere in Not“ in den ebenfalls mit Sonntags-Ausflüglern gut gefüllten Kaisergarten.
Dennoch war das sonnige Wetter keine Konkurrenz für die Indoor-Angebote des Jubiläumsfestes: Im Großen Schloss war eiliges Stühle-Hinzutragen mehrmals Gebot der Stunde. Das galt für die Lesung des Theaters Oberhausen aus Michael Endes „Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“: ein süffiger Appetizer für die am 23. September eröffnende Ausstellung. Es galt aber auch für den mit einem großen Podium besetzten Rückblick auf 25 Jahre Ludwiggalerie.
Zu guter Letzt ließen an diesem eintrittsfreien Festtag etliche Besucher doch noch richtig Geld in der Museumskasse – und zwar bei der Benefizauktion zugunsten des Freundeskreises. 100 Euro waren jeweils das Startgebot: für einen „Lucky Luke“ oder „Popeye“ des Pop-Artisten Heiner Meyer oder für die unter einem Himmel voller Feuerwerk strahlende Halden-Achterbahn „Tiger & Turtle“, fotografiert von Manfred Vollmer. Insgesamt 3800 Euro erlöste Bernhard Elsemann, Oberhausens früherer Kämmerer, als Auktionator in jenem „Kabinett der Wünsche“, in dem die Ludwiggalerie um spendable Kunst-Paten wirbt.
An dessen Wänden sind dann ganz andere Beträge aufgerufen – nämlich bis zu 2500 Euro für die Restaurierung eines hyperrealistischen Gemäldes des auch als Bühnenbildner berühmten Ben Willikens. Mit der aktuellen „It’s a Passion!“-Schau ist auch dieser Wunsch-Raum noch bis Sonntag, 17. September, geöffnet.
Noch zwei Wochen glänzt die Passion für Porzellan
Im Museumsshop war der schön gestaltete Katalog zur „It’s a Passion!“-Ausstellung für 29,80 Euro ein gefragtes Souvenir. Wer die Jubiläumsausstellung im Großen Schloss nicht nur auf Fotos betrachten, sondern live erleben möchte, hat noch bis Sonntag, 17. September, Gelegenheit. Dann schließt die Ludwiggalerie für eine Woche, um Michael Endes Illustratorenriege einziehen zu lassen.
Der Eintritt kostet 8 Euro, ermäßigt 4 Euro, für Familien 12 Euro, online informiert ludwiggalerie.de