Oberhausen. Unwirklich anmutende Landschaften und Gipfelskulpturen: Die neue Ausstellung in der Panoramagalerie am Schloss Oberhausen zeigt Erstaunliches.
Mit dem fortschreitenden Klimawandel und den von ihm ausgehenden Bedrohungen für die Erde sei das Bewusstsein der Menschen für die Schönheit und Einzigartigkeit von Landschaften gestiegen – das sagt der Berliner Künstler Sven Drühl. Insofern passt die neue Ausstellung des Kunstvereins Oberhausen in der Panoramagalerie des Schlosses Oberhausen exakt in die aktuelle Zeit: „Öl, Lack und Bronze. Neue Landschaften“.
Seit 2011 gibt es die Projektreihe „Parallel“ des Kunstvereins Oberhausen, die jährlich im Sommer die Werke namhafter Künstlerinnen und Künstler zeigt. Die Präsentation des Jahres 2023 ist nun eine ganz besondere, denn: Bei dem Wort Landschaftsmalerei denkt man zunächst an das 19. Jahrhundert und die ikonischen Landschaftsbilder jener Ära.
Sven Drühl, Jahrgang 1968, katapultiert die Landschaftsmalerei in das 21. Jahrhundert und greift dabei zum Teil auf vorhandene Bilder von Künstlern wie Ferdinand Hodler (1853-1918) oder Janus La Cour (1837-1909) zurück, wählt einen Ausschnitt daraus und überträgt diese Motive mit seinen speziellen Mitteln aus Öl, Lack und Silikon in eine gegenwärtige Ästhetik.
Ausstellung in Oberhausen: Virtuelle Landschaften mit großer Anziehungskraft
Die Ausstellung des Kunstvereins in Zusammenarbeit mit der Galerie Ludwig zeigt zudem neuere Drühl-Exponate, frisch aus dem Atelier: Lackbilder, die etwa auf Motiv-Vorlagen der Gaming-Industrie beruhen; virtuelle Landschaften also, die in der Oberhausener Ausstellung eine geradezu magische Wirkung auf den Betrachter ausüben. Landschaftsgemälde, die realistisch anmuten, sich genau darauf aber nicht mehr beziehen – auf eine wirklich existente Landschaft. Die Kunst wechselt von der Naturanschauung zu den Algorithmen errechneter Welten. In einer digitalen Ära aufgewachsene Betrachterinnen und Betrachter werden sich davon vielleicht besonders angezogen fühlen.
Besonders beeindruckend: Bei dem größten Werk der Ausstellung handelt es sich um ein fünfteiliges Exponat, das an einen Flügelaltar erinnert und über sieben Meter Gesamtlänge misst. Das Panorama-Motiv bezieht sich auf ein Werk des Alpin-Malers Leonardo Roda (1868-1933) aus dem 19. Jahrhundert. Die von Sven Drühl auf moderne Weise malerisch interpretierte Gebirgskulisse entfaltet in der Panoramagalerie eine besonders große Anziehungskraft.
Ausstellung in Oberhausen: Dreidimensionaler Blick auf erodierte Berghänge
Eine pink leuchtende Neonarbeit ergänzt im Kabinett die Gemäldepräsentation. Zudem hat diese Ausstellung eine verblüffende, dreidimensionale Komponente. Sven Drühl zeigt in Oberhausen zwei detailgetreue Bronzeskulpturen von Gipfeln des Himalaya. Diese Berghöhen sind vom Künstler mit Hammer, Meißel und Fräse stark verformt worden – ein Blick in die Zukunft einer zunehmend gefährdeten Erde, auf der eines Tages zahlreiche Hänge erodiert und abgerutscht sein werden.
Ausstellung läuft bis zum 8. Oktober
Die Ausstellung „Öl, Lack und Bronze. Neue Landschaften“ wird am Sonntag, 25. Juni, um 12 Uhr in der Panoramagalerie des Schlosses Oberhausen eröffnet.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 11 bis 18 Uhr; Feiertags geöffnet.
Der Eintritt ist frei. Die Ausstellung läuft bis zum 8. Oktober.
Diese Bergskulpturen sieht der Künstler als eine Verlängerung der Malerei in den Raum hinein. „Als Maler ist man stets auf eine Wand angewiesen. Das nervt“, sagt Sven Drühl, der als Student in Essen das Schloss Oberhausen als Ausstellungsort bereits in den 1990er Jahren kennengelernt hat. Insofern können Ortwin Goertz als Vorsitzender des Kunstvereins und Kulturdezernent Apostolos Tsalastras mit dem Berliner Sven Drühl in diesem Sommer einen kreativen Kenner des Ruhrgebiets in Oberhausen begrüßen, dessen ungewöhnliche Arbeiten einen besonderen ästhetischen Akzent setzen. Ortwin Goertz: „Diese Werke zeigen die illusionistische Dimension der Malerei.“