Mülheim/Essen. Der Heißener Hof aus Mülheim übernimmt eine Essener Traditionsmetzgerei mithilfe eines modernen Konzepts. Dafür wird komplett umgesattelt.

Frische Steaks, Würstchen und Aufschnitt aus der Kühltheke: Auf dem Heißener Hof in Mülheim bekommt man diese Produkte täglich von 6 bis 22 Uhr, seit im April 2024 der Selbstbedienungsbereich der Landfleischerei eröffnet hat. Nun will Fleischermeister Johann Steineshoff auch in der Nachbarstadt Essen ein SB-Angebot starten - und zugleich eine Traditionsmetzgerei retten.

Die Fleischerei Ziegler in Essen-Stoppenberg, ein offenbar gut laufendes Geschäft, das 86 Jahre bestand, schloss am 1. Juni. Ulrich und Monika Ziegler, Betreiber in dritter Generation, gehen in den Ruhestand, fanden aber keinen Nachfolger. Das Bedauern bei den Kundinnen und Kunden war groß. Zum Heißener Hof hatten Zieglers bereits gute Geschäftsbeziehungen, bezogen dort ihr Wild und Weihnachtsgefügel. Die Essener Kundschaft kaufte also schon Fleisch vom Heißener Hof. Nun steigt der Mülheimer Familienbetrieb, den Johann und Katharina Steineshoff bereits in vierter Generation führen, im Zollverein-Stadtteil Stoppenberg ein.

Mülheimer Landfleischerei übernimmt Essener Traditionsgeschäft

„Herr Ziegler hat uns ein sehr faires Angebot gemacht, um das SB-Konzept auszuprobieren“, sagt Johann Steineshoff. „Viel zu verlieren haben wir beide nicht, also versuchen wir es mal und hoffen, dass das Fleischerhandwerk vor Ort bestehen bleibt.“ Den bisherigen Geschäftsführer und Fleischermeister von Ziegler übernimmt der Heißener Hof ins eigene Team.

So sah es noch vor wenigen Wochen in der Essener Fleischerei Ziegler aus. Nun übernimmt die Mülheimer Familie Steineshoff das Geschäft und baut es um zum reinen SB-Laden.
So sah es noch vor wenigen Wochen in der Essener Fleischerei Ziegler aus. Nun übernimmt die Mülheimer Familie Steineshoff das Geschäft und baut es um zum reinen SB-Laden. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Im SB-Laden gibt es keine Bedientheke mehr, kein Personal, das ständig anwesend ist. Der Zugang funktioniert über eine Smartphone-App: Kunden registrieren sich und bekommen einen QR-Code, mit dem sich die Tür öffnen lässt. Bezahlt wird per EC- oder Kreditkarte.

Mehrmals täglich kümmert sich jemand um den SB-Bereich

„Zwei- bis dreimal täglich ist jemand kurz im Laden“, berichtet Steineshoff, „um den Raum sauber zu halten, Ware nachzufüllen oder Produkte herauszunehmen, deren MHD abläuft.“ Auf diese Art kann man seit April in der Mülheimer Landfleischerei einkaufen, und so soll es künftig auch in Essen laufen. Das Ziegler-Geschäft muss dafür umgebaut werden - Steineshoff möchte möglichst Anfang August seinen zweiten SB-Laden starten, kann jedoch noch keinen konkreten Eröffnungstermin nennen.

Den Zutritt zur SB-Metzgerei eröffnet ein QR-Code auf dem Handy.
Den Zutritt zur SB-Metzgerei eröffnet ein QR-Code auf dem Handy. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Der Selbstbedienungsbereich auf dem Heißener Hof laufe sehr gut, sagt der Fleischermeister. „Wir bekommen sehr viele positive Reaktionen, unsere Kunden sind zufrieden.“ Derzeit würden Grillfleisch und Würstchen am meisten verkauft, aber auch Burger-Pattys, zu denen es gleich die passenden Brötchen gibt. Mit etwa 180 Produkten ist das SB-Angebot gestartet, darunter auch Kartoffeln, Nudeln oder Eier. „Wir haben das Sortiment schon erweitert“, berichtet der Fleischermeister, „und beispielsweise noch Grillkäse hinzugenommen, frischen Kartoffel- und Nudelsalat.“

Regionale Produkte, jedoch keine Bio-Qualität

Das Fleisch kommt durchweg aus eigener Produktion, alle Produkte stammen aus regionaler Herstellung, Bio-Qualität kann der Heißener Hof allerdings nicht bieten. Frischetheke und SB-Laden laufen dort parallel. Grundsätzlich betrachtet Johann Steineshoff das Selbstbedienungsangebot nicht als bedrohliche Konkurrenz für die klassischen Metzgerläden, sondern als sinnvolle Ergänzung - „wir haben alle Personalprobleme“.

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Nach seiner Beobachtung gibt es zwar immer weniger Metzgereien, doch große Nachfrage nach regional produzierten Fleisch- und Wurstwaren. Die beiden Verkaufsmodelle seien für unterschiedliche Gruppen von Kundinnen und Kunden interessant: „Wer bedient werden möchte, kommt weiterhin zur Frischtheke, zu den entsprechenden Öffnungszeiten. Wem die Wartezeiten dort zu lang sind, oder wer es zeitlich nicht schafft, nutzt gerne das SB-Angebot.“

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