Mülheim. Im Naturschutzgebiet musste ein kranker Baum gefällt werden. Um dorthin zu kommen, fielen weitere Bäume. Wieso eine Aufforstung abgelehnt wird.
Da haben die Anwohner des Rumbachtals nicht schlecht gestaunt. Als draußen Sägen kreischten, dachten sie zunächst an Gartenarbeiten bei Nachbarn. Der Blick aus dem Fenster aber zeigte: Gerodet wurde ein Hang vis-à-vis ihres Grundstücks zwischen Walkmühlenstraße und Hölter Höhe. Eine Schneise „breit wie eine Skipiste“ sei dabei entstanden, kritisiert eine Anwohnerin. Dabei hätte die Baumfällung aus ihrer Sicht mit viel weniger Verwüstung ablaufen können.
Dass der große Baum, der direkt hinter ihrem Grundstück stand, augenscheinlich krank war, sei auch für Laien zu erkennen gewesen, sagt die Anwohnerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Deshalb informierte sie im vergangenen Spätsommer das Forstamt: „Damit der Baum bei Unwetter nicht auf unser schönes Haus fällt, baten wir um Fällung. Immerhin neigte er sich schon schräg in unsere Richtung.“
Baumdienst fräst im Mülheimer Rumbachtal breite Schneise frei
Bei einem Ortstermin habe eine Sachverständige des Forstamtes entschieden, dass der Baum wegmuss. Im September rückte dann die Fäll-Kolonne an - sehr zur Verwunderung der Anwohnerin jedoch am gegenüberliegenden, dichtbewachsenen Hang. „Im Vorfeld hatten wir angeboten, dass das Unternehmen über unser Grundstück an den Baum gelangen kann.“ Das aber blieb aus, der von Seiten der Stadt beauftrage Baumdienst „fräste sich stattdessen mit großem Gerät den Abhang von der Hölter Höhe runter“, schildert die Anwohnerin und bilanziert: „Nicht nur der kranke Baum wurde gefällt, sondern auch 19, 20 gesunde Bäume.“ Die Stadt spricht auf Nachfrage dieser Redaktion von „mehreren abgestorbenen Bäumen, die das angrenzende Privatgrundstück hätten beschädigen können.“
Um zu den betreffenden Bäumen zu gelangen, skizziert die Stadt, habe das beauftragte Unternehmen mit seinen Forstmaschinen und Fahrzeugen keine andere Zuwegung als die Tilsiter Straße und die angrenzende Hölter Höhe nutzen können, denn: „Der Rumbach und der parallel verlaufende Mühlengraben liegen in der Rumbachaue und sind als Überschwemmungsgebiet festgesetzt, einem in der Regel sehr feuchten Bereich.“ Daher sei die Anfahrt über Privatgrundstücke ausgeschlossen, Schäden durch Rücke-Arbeiten seien „leider unvermeidbar. Aber Rückegassen wachsen wieder zu“.
Forstamt in Mülheim setzt auf Kraft der Natur: Jungholz wächst stabiler nach
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Die Anwohnerin beschwerte sich beim Forstamt über das Vorgehen, bat um Wiederaufforstung und bot sogar an, sich daran zu beteiligen: „Wenn die Stadt Bäume anliefern lässt, sorgen wir dafür, dass sie eingepflanzt werden.“ Kürzlich aber habe ein Telefonat ergeben, dass eine Aufforstung „nun doch nicht stattfindet, obwohl wir uns im Naturschutzgebiet befinden und Zusagen im September letzten Jahres für dieses Jahr April/Mai getätigt wurden“.
Das Forstamt argumentiert dagegen mit der „natürlichen Verjüngung, das heißt die Ansamung der Altbäume sorgt für die nächste Generation.“ Dieses Vorgehen zeichne sich nicht nur durch ökologische Vorteile aus, sondern auch durch wirtschaftliche, heißt es bei der Stadt, die das Angebot der Anwohner, sich an neuer Anpflanzung zu beteiligen, ablehnt: „Das Engagement von Privatpersonen ist zwar aller Ehren wert, aber vorhandenes Jungholz wächst in der Regel stabiler und wird durch den Altholzbestand geschützt.“
Die Anwohnerin findet das bedauerlich, denn: „Als Privatmensch wird man schnell zur Kasse gebeten, wenn man zur falschen Zeit mal ein paar Äste schneidet. Hier ist ohne Not mitten im Naturschutzgebiet ein großer Streifen gerodet worden - und man lehnt sogar unsere Unterstützung ab.“
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