Mülheim/Essen. Am Flughafen Essen/Mülheim wird der neue Zeppelin NT gefeiert. Was er kann, warum die Rundflüge so teuer sind, und was Passagiere erwartet.

Der neue Zeppelin NT wird gefeiert, das altbekannte Luftschiff „Theo“ dient nur noch als Kulisse. Unter seinem prallen weißen Bauch haben sich am Mittwoch in der stylischen Luftschiffhalle am Flughafen Essen-Mülheim zahlreiche geladene Gäste versammelt: Fernsehteams, Presseleute, bekannte Gesichter aus Politik und Stadtgesellschaft.

Der Zeppelin mit seiner gewaltigen Gestalt und angenehmen Langsamkeit entwickelt eine besondere Faszination. Nur fünf Luftschiffe seien weltweit im Einsatz, sagt Eckhard Breuer, Geschäftsführer der Deutschen Zeppelin-Reederei GmbH (DZR). Ein sechstes befindet sich im Bau, soll im Spätsommer fertig sein. Das NT im Namen stehe für „Neue Technologie“. Mit Blick auf den ausrangierten „Theo“ meint Daniel Dreier, Sprecher der gastgebenden Mülheimer WDL-Gruppe, es sei wie mit dem ersten eigenen Auto: „Das Herz hängt noch dran, aber irgendwann muss ein neues Modell her.“

Zeppelin-Rundflug für 470 Euro ab Essen/Mülheim

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    Neuer Zeppelin auf dem Flughafen Essen-Mülheim wird gefeiert

    Der Neue wartet draußen am Mast, wiegt sich im Wind. Er ist ausgestattet mit drei Triebwerken, was ihn erstaunlich wendig macht. „Theo“ hat nur zwei. Und aus Weiß wird Blau-Gelb, künftig ziehen die Farben des Zeppelin-Partners „Good year“ über den Ruhrgebietshimmel. So oder so: „Das Luftschiff gehört zur DNA unserer Städte Mülheim und Essen“, sagt Mülheims Oberbürgermeister Marc Buchholz stolz.

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    Nur für ideales Flugwetter pünktlich zur Präsentation gibt es leider keinen Lieferservice. Am Mittwochmittag ist es über den Raadter Höhen noch hellgrau und diesig. Alle hoffen, dass die dunstige Decke sich lüftet, was am Nachmittag tatsächlich passiert. Der Zeppelin-Chef nennt noch einmal die Mindestanforderungen zum Abheben: Sichtweite minimal fünf Kilometer, Wolkenuntergrenze 300 Meter. Dass das Wetter vielleicht nicht mitspielt, muss allen, die sich anmelden, bewusst sein. „Jeder dritte Passagier muss umbuchen“, erklärt Breuer später an Bord. Dann biete man Gutscheine für einen alternativen Termin an oder zahle notfalls auch Geld zurück.

    Vier verschiedene Rundtouren, Platz für 14 Passagiere

    Zum Einsteigen bereit: der neue Zeppelin NT am Flughafen Essen/Mülheim. In der Kabine haben 14 Passagiere Platz.
    Zum Einsteigen bereit: der neue Zeppelin NT am Flughafen Essen/Mülheim. In der Kabine haben 14 Passagiere Platz. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

    Von Mülheim aus fliegt der Zeppelin NT in verschiedene Himmelsrichtungen. Vier Touren stehen zur Auswahl: je 45-minütige Runden zur Zeche Zollverein in Essen, nach Duisburg und Oberhausen oder nach Bochum und Gelsenkirchen. Außerdem wird eine 90-minütige Tour über Düsseldorf und Neuss angeboten, dabei quert das Luftschiff auch den Airport der Landeshauptstadt.

    Im Cockpit der knapp elf Meter langen Kabine sitzt ein junger Mann aus Mülheim: Luftschiff-Pilot Viktor Schacht. Neben ihm - heute als Copilot - Fritz Günther, Chefpilot und Flugbetriebsleiter des Zeppelin NT. Hinter ihnen im offenen Raum haben 14 Fluggäste ausnahmslos auf Fensterplätzen Platz. Sie steigen jeweils zu zweit über eine kleine Treppe ein, des Gleichgewichtes wegen, denn der Zeppelin wird nur an einem Seil in Parkposition gehalten. Dann steigt er steil auf und schwebt in etwa 300 Metern Höhe brummend über der Landschaft.

    Flug von Mülheim zum Essener Weltkulturerbe Zollverein

    Die Tour zum Essener Weltkulturerbe Zollverein und zurück ist für alle, die die Region kennen und lieben, ein Erlebnis. Wie ein Wimmelbuch liegen die Stadtgebiete ausgebreitet da. Villa Hügel, der Baldeneysee, das Essener Krupp-Quartier, die Autobahnen, dann das Rhein-Ruhr-Zentrum, Heißen, Schloß Broich, Mülheims City an der Ruhr, der Airport von oben. Der Zeppelin schaukelt etwas. Die geringe Flughöhe erlaubt es, selbst spielende Kinder in einem Garten zu erkennen. So schön, so grün ist das Ruhrgebiet - die Passagiere sind begeistert.

    Am Himmelfahrtstag, 9. Mai, starten auf dem Flughafen Essen-Mülheim die regulären Zeppelin-Rundflüge. Zunächst bis zum 15. Juli. Dann absolviert das Luftschiff die Sommerferiensaison auf seiner Homebase am Bodensee und kehrt Ende September ins Ruhrgebiet zurück. Die 45-minütigen Touren ab Mülheim kosten 470 Euro pro Person, die 90-Minuten-Runde über Düsseldorf 820 Euro. Kinder (zwei bis zwölf Jahre) bekommen 20 Prozent Rabatt.

    Die meisten Rundflug-Gäste gehören zur Generation 50plus

    So junge Fluggäste hätten sie jedoch selten, berichtet Zeppelin-Chef Eckhard Breuer. „Drei Viertel unserer Gäste gehören zur Best-Ager-Generation, 50 plus.“ Für diese Kundschaft sei ein Rundflug „ein tolles Geschenk“. Die Preisgestaltung begründet er mit verschiedenen Faktoren: Man biete „ein einmaliges Erlebnis von hohem Erinnerungswert“, der technische Aufwand und die Sicherheitsstandards seien sehr hoch, die Zeppelinflotte klein. „Fünf Luftschiffe müssen diesen Aufwand wieder einspielen.“ Mülheims Oberbürgermeister Marc Buchholz würde sich - angesichts der Preisliste - freuen, „wenn ein Sponsor das Luftschiff auch für die breite Masse zugänglich machen könnte“.

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    Neben Sightseeing-Flügen wird der Zeppelin NT auch für wissenschaftliche Zwecke eingesetzt, um atmosphärische Prozesse in unteren Luftschichten zu untersuchen - wie Prof. Dr. Andreas Wahner vom Forschungszentrum Jülich erläuterte. Der neue Standort am Flughafen Essen/Mülheim soll die Zusammenarbeit mit den Jülicher Forschern erleichtern.

    Für Mülheimer Zeppelin-Team wird noch Personal gesucht

    Insgesamt 20 neue Arbeitsplätze sollen rund um den Zeppelin in Mülheim entstehen. Noch wird Personal gesucht, vor allem für den Passagierservice. Die Jobs - in Voll- oder Teilzeit - sind auf der Website zeppelinflug.de ausgeschrieben. Auch ein Fluggeräteelektroniker (m/w/d) wird aktuell noch zum Aufbau des Mülheimer Teams gesucht.

    Mülheim von oben: Der Zeppelin-Rundflug führt in etwa 300 Metern Höhe über die Innenstadt an der Ruhr.
    Mülheim von oben: Der Zeppelin-Rundflug führt in etwa 300 Metern Höhe über die Innenstadt an der Ruhr. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

    Jede Passagierin, jeder Passagier bekommt vor dem Einsteigen eine Sicherheitsunterweisung, und unter jedem Sitz ruht die aus Flugzeugen bekannte gelbe Schwimmweste, „da wir auch Gewässer überfliegen“, wie das Team erklärt. Doch der Zeppelin, gefüllt mit nicht brennbarem Helium, gilt als ausgesprochen sicheres Verkehrsmittel. Er habe bei der Deutschen Flugsicherung „eine weiße Weste“, hieß es bei der Präsentation in der Mülheimer Luftschiffhalle. Bislang sei nichts passiert.

    Flugbuchungen, Gutscheine und alle Infos rund um den Zeppelin NT gibt es online auf zeppelinflug.de.

    Alles zum neuen Zeppelin in Mülheim

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