Mülheim/Essen. Ein Zeppelin NT soll im Mai 2024 seine erste Flugsaison ab Essen-Mülheim starten. Drei neue Piloten sind in Ausbildung, einer mit Heimspiel.
Es sind am 9. November noch genau sechs Monate hin, bis der Zeppelin am 9. Mai 2024 erstmals zu Rundflügen mit Passagieren am Flughafen Essen-Mülheim starten wird. Hinter den Kulissen laufen die Vorbereitungen aber bereits auf Hochtouren.
Denn wenn die Zeppelin-Reederei aus Friedrichshafen 2024 den Rundflug-Betrieb der Westdeutschen Luftfahrtgesellschaft (WDL) übernimmt, müssen rechtzeitig genügend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die neue Zeppelin-Basis vorhanden sein. Um nächstes Jahr auch genügend Cockpit-Personal für die dann drei Luftschiffe zu haben, werden derzeit in Friedrichshafen drei neue Piloten ausgebildet. Sie sind im Alter zwischen Ende 20 und Mitte 30. Für einen dieser Piloten ist der künftige Standort Essen-Mülheim ein Zurück zu seinen fliegerischen Wurzeln. Der 36-jährige Viktor Schacht hat hier bereits seine Ausbildung zum Airline-Piloten absolviert und flog bisher einen Airbus A320.
Drei Aspiranten haben theoretische Prüfung als Berufspiloten für Luftschiffe bestanden
Nach bestandener Praxisprüfung werden er und seine beiden Kollegen ab 2024 zunächst am Bodensee und später sowohl in Essen/Mülheim als auch Friedrichshafen eingesetzt. In diesem Sommer haben alle drei bereits die theoretische Prüfung als Berufspiloten für Luftschiffe beim Luftfahrtbundesamt in Braunschweig bestanden.
Alle drei Zeppelin-Novizen sind fasziniert von der geruhsamen Art des Fliegens im Zeppelin und der Entschleunigung, in geringer Höhe mit knapp 70 km/h unterwegs zu sein. Das Trio wird ab 2024 die bisherigen vier Piloten und eine Pilotin ergänzen. Deshalb fliegen die Neuen auch öfter bei Passagierflügen auf dem rechten Sitz im Cockpit mit, der eigentlich der Flugbegleiterin vorbehalten ist. Aber so bekommen sie mehr Routine beim Mitfliegen mit den erfahrenen Kollegen und übernehmen die Aufgaben der Flugbegleiterin einfach mit.
Zeppeline dürfen nicht in Wolken oder bei Nebel fliegen
Außerdem ist die Flugsaison effektiv zu nutzen: In den Wintermonaten bis etwa Mitte März fliegen die beiden Zeppeline nicht, weil Wartungsarbeiten erledigt werden müssen und auch das Wetter oftmals zu schlecht ist. Denn ein Zeppelin NT wird zumindest in Deutschland immer nach Sicht gesteuert, er darf also nicht in Wolken oder bei Nebel fliegen wie etwa Verkehrsflugzeuge. Anders hingegen die drei in die USA verkauften Zeppeline NT, die für den Goodyear-Konzern fliegen. Angesichts der riesigen Distanzen in den Vereinigten Staaten dürfen diese Luftschiffe und ihre Crews auch nach Instrumentenflugregeln, also in Wolken, legal unterwegs sein.
Wie aber kommt man überhaupt ins Zeppelin-Cockpit? Erste Voraussetzungen sind eine bereits vorhandene Berufspilotenlizenz und mindestens 450 Flugstunden Erfahrung. Alle drei Zeppelin-Novizen flogen daher schon vorher als Berufspiloten auf Flugzeugen. Dennoch müssen sie selbst als bereits erfahrene Fliegerprofis ziemlich umlernen, um einen Zeppelin zu steuern. Schließlich bietet er dem Wind mit 75 Metern Länge und einem riesigen Hüllenvolumen viel Angriffsfläche.
Zeppelin-Chefpilot Fritz Günther flog auch schon Mülheims „Theo“
Die Zeppelin-Reederei bildet ihre Luftschiff-Führer von Beginn an selbst aus. Nach der mehr als einjährigen Umschulung fliegt ein frischgebackener Zeppelinpilot erst einmal 150 Stunden unter Aufsicht eines erfahrenen Kapitäns. Erst anschließend darf er alleine mit Passagieren los. Denn an Bord eines Zeppelin muss man sehr vorausschauend unterwegs sein. Aufkommendes schlechtes Wetter um- oder überfliegen, wie es ein Airliner kann, funktioniert mit dem Luftschiff nicht: Seine geringe Geschwindigkeit und höchstens 2500 Meter maximale Flughöhe machen das unmöglich.
Zeppelin-Chefpilot und Fluglehrer Fritz Günther, der auch schon Mülheims „Theo” geflogen ist, verdeutlicht diese Komplexität so: „Im Flugzeug reicht dir Plan A und B. Im Zeppelin musst du immer Plan A, B, C und D haben.” Der Job im Cockpit ist also äußerst anspruchsvoll.
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Zeppelin-Reederei glaubt an den wirtschaftlichen Erfolg am Flughafen Essen-Mülheim
Auch wirtschaftlich muss die neue Basis in Essen-Mülheim ein Erfolg für die Zeppelin-Reederei vom Bodensee sein. Die Ausgangssituation erscheint allerdings günstig: Während am Bodensee vor allem Urlauber mit dem Zeppelin NT aufsteigen, sieht man bei der Zeppelin-Reederei am neuen Standort Essen-Mülheim vor allem die Bewohner des Ruhrgebiets als Zielgruppe: Rund 15 Millionen Menschen leben im Einzugsgebiet von etwa zwei Autostunden um den Flugplatz. Mit Düsseldorf und Essen gibt es zudem Großstädte in unmittelbarer Nachbarschaft. Daher sind die Verantwortlichen optimistisch, dass der Flugbetrieb ab Mai 2024 im Ruhrgebiet gut angenommen wird.
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Im Frühjahr 2024 soll ein neuer Zeppelin NT mit 14 Passagierplätzen seinen Erstflug haben, das ist dann das dritte Exemplar der Flotte. Momentan werden etliche Komponenten montiert. Vor kurzem wurde bereits die neue Hülle für das künftige Luftschiff mit Hilfe eines großen Gebläses in Friedrichshafen probehalber aufgeblasen. Dabei überprüfen die Techniker, ob in dem Hightech-Material noch irgendwelche fehlerhaften Stellen vorhanden sind. Die hochfeste Außenhaut ist extrem dicht und kommt von einer Firma, die auch Weltraumanzüge für Astronauten herstellt. So geht auch nur ganz wenig von dem sündhaft teuren Helium im Innern der Hülle verloren.
Erste Zeppelin-Saison am Flughafen Essen-Mülheim startet am 9. Mai 2024
Der Zeppelin NT hat als „echter Zeppelin“ ein stabiles Innengerüst aus Karbon, anders als etwa das Prallluftschiff „Theo“, das nur durch seine Hülle die Form bekommt. Mit seiner besseren Mopedgeschwindigkeit ist er allerdings eher ein Schleicher der Lüfte, was die Geschwindigkeit betrifft. Dafür könnte er mit vollen Tanks aber bis zu 1000 Kilometer weit fliegen.
Ab 9. Mai 2024 werden zunächst zwei erfahrene Piloten vom Bodensee zeitweilig den ersten Zeppelin von Essen-Mülheim aus fliegen. Das wird auch nicht der nagelneue Zeppelin NT sein, sondern eines der beiden älteren Exemplare. Damit will die Reederei sicherstellen, dass man keine Verzögerungen im Flugbetrieb am neuen Ruhrgebiet-Standort riskiert, falls Bau oder Zulassung des neuen Luftschiffs doch etwas länger dauern sollten als ursprünglich geplant.
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