Mülheim. Der denkmalgeschützte Sunderplatz in Mülheim-Heimaterde hat Charme. In den kleinen Ladenlokalen findet man ganz spezielle Händler. Ein Rundgang.

Ein Bürgerbaum mit den Wappen der örtlichen Vereine steht mitten auf dem Sunderplatz. Er unterstreicht den dörflichen Charakter dieses Karrees auf der Heimaterde. Ein Zentrum im üblichen Sinne ist der Platz, der an zwei Seiten von denkmalgeschützten Gebäuderiegeln und an den anderen beiden Seiten von Kirche und Grundschule gesäumt ist, nicht (mehr). Geschäfte zur Nahversorgung sucht man vergeblich. In den kleinen Ladenlokalen mit den hübschen Rundbogenfenstern findet man ganz spezielle Händler oder Dienstleister.

„Heimatliche Manufaktur“ hat Verena Neumeyer ihren Laden genannt. Denn er befindet sich auf der „Heimaterde“ und die Kauffrau bietet hier handgemachte Waren an – vor allem Konfitüren, Aufstriche oder Chutneys, Essig und Öle. Aber auch frisch belegte Brötchen und Filterkaffee sowie Süßigkeiten für die Grundschulkinder gehören zum Sortiment. „Meine Kunden kommen überwiegend hier aus dem Umkreis. Ich habe aber auch einige wenige Fans, die beispielsweise extra aus Köln anreisen“, berichtet Verena Neumeyer.

Die evangelische Erlöserkirche befindet sich am Kopf des Sunderplatzes in Mülheim. Dieser gehört zur denkmalgeschützten Siedlung Heimaterde.
Die evangelische Erlöserkirche befindet sich am Kopf des Sunderplatzes in Mülheim. Dieser gehört zur denkmalgeschützten Siedlung Heimaterde. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Ob eine Eisdiele den Platz in Mülheim-Heimaterde beleben könnte?

Seit fünf Jahren führt sie das Geschäft und findet es „nett hier“ auf dem Sunderplatz. Morgens beobachtet sie, wie Eltern ihre Kinder zur Schule bringen und auf den Parkplätzen in der Mitte der Piazza halten. Dann schneien irgendwann die Stammkunden herein, um Choco-Brownie-Likör, Chili-Paprika-Sauce, Sauerkirsch-Likör, Mango-Essig oder Trüffelöl zu erstehen. Alles selbst gemacht. „Mein aktuelles Highlight ist das Pflaumen-Zwiebel-Chutney“, macht Verena Neumeyer ein wenig Werbung. An eine unausgesprochene Regel hält sie sich strikt: die Mittagsruhe. Von 12 bis 15 Uhr haben die meisten Geschäfte hier vor Ort zu. Wenn sie nicht ohnehin nur ganz bestimmte Öffnungszeiten anbieten.

Der Netto-Markt, den es schräg gegenüber gab, fehlt vor allem den Älteren“, weiß die Delikatessen-Händlerin. Marlene Lewandowski, die zwei Häuser weiter seit zwölf Jahren ein Gardinen- und Änderungsatelier betreibt, kann das bestätigen. Sie hat schon andere Tage auf dem Sunderplatz erlebt. „Ich kenne ihn noch viel lebendiger. Vor ein paar Jahren gab es hier noch einen Bäcker, davor auch noch eine Trinkhalle und ein Mal in der Woche einen Markt“, sagt sie. An Laufkundschaft mangelt es heutzutage. Die Gardinenschneiderin selbst ist darauf zum Glück nicht angewiesen, denn zu ihr kommt man gezielt, mit einem Auftrag. Dennoch hat sie auch einige Mitnahme-Artikel in petto: selbst bestickte Kissen, Schürzen oder Kosmetikbeutel.

Die Kindertagespflege-Einrichtung „Heimatzwerge“ ist in einem der Ladenlokale am Sunderplatz in Mülheim untergebracht.
Die Kindertagespflege-Einrichtung „Heimatzwerge“ ist in einem der Ladenlokale am Sunderplatz in Mülheim untergebracht. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

In Mülheim-Heimaterde findet ein Generationenwechsel statt

Wie man wieder mehr Leben ins Herz der Siedlung bringen könnte, ist Thema bei den Heimaterdlern. „Manche denken, dass eine Eisdiele oder eine Konditorei mehr Leute anziehen könnte“, erzählt Marlene Lewandowski. Sie selbst ist unsicher, ob das gelingen kann. Aktuell sind aber auch alle Ladenlokale und die darüberliegenden Wohnungen (im Bestand der Covivio) vermietet. Der Tierschutzverein ist hier angesiedelt, ein Nagel-Studio, eine Thermomix-Kochschule, eine Gebärdensprachschule samt Familienhilfe, ein Gesundheits- und Bewegungsstudio, ein Friseur, eine Ärztin für Allgemeinmedizin, das Kinderpflege-Nest „Heimatzwerge“, ein Physiotherapeut und die „Kolumbus“-Apotheke.

Apotheker Michael Kuenen hat seit 1983 das Geschehen auf dem Sunderplatz im Blick, mittlerweile ist er in Rente, schaut aber noch ab und zu bei seiner Nachfolgerin Maira Deters vorbei. In seinen Anfangszeiten habe es noch ein Bekleidungsgeschäft, einen Sämereiladen, eine Metzgerei, einen Bäcker, einen Friseur oder auch einen Malerbetrieb gegeben. „Da war das hier noch ein richtiges Zentrum“, sagt er. Dass die Krupp-Siedlung aus den 1920er Jahren vor rund 15 Jahren unter Denkmalschutz gestellt wurde, findet Kuenen gut, und die Atmosphäre im Viertel sei weiterhin nett und familiär. „Im Moment findet ein Generationenwandel statt. Viele Jüngere empfinden das hier als attraktive Wohngegend. Und in die Apotheke kommen jetzt die Kinder der Leute, die ich anfangs begrüßt habe. Oftmals haben sie schon eigene Kinder dabei“, berichtet der Pharmazeut.

Verena Neumeyer verkauft in ihrem Laden „Heimatliche Manufaktur“ auf dem Sunderplatz in Mülheim selbst gemachte Marmeladen, Liköre, Öle, Essig und Chutneys.
Verena Neumeyer verkauft in ihrem Laden „Heimatliche Manufaktur“ auf dem Sunderplatz in Mülheim selbst gemachte Marmeladen, Liköre, Öle, Essig und Chutneys. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Mülheim-Heimaterde: „Die Leute hier achten aufeinander, wie in einer Elefantenhorde“

Auch Nachfolgerin Maira Deters hat schon festgestellt, dass es auf und rund um den Sunderplatz familiär zugeht. „Die Leute hier achten aufeinander, wie in einer Elefantenhorde. Man lernt auch schnell andere Menschen kennen. Und Kinder können hier gut spielen – zum Beispiel auf dem Schulhof“, erklärt sie. Eine Bushaltestelle und einen Briefkasten gibt es vor Ort übrigens auch. Maira Deters fände es gut, wenn auf dem Parkplatz eine E-Ladesäule aufgestellt würde. Sie selbst will den Bereich vor ihrer Apotheke schöner machen, eine Sitzbank und Blumenkästen hinstellen – damit die älteren Menschen sich ausruhen und Jüngere und Ältere ins Gespräch kommen können. Wie auf dem Dorf.

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