Mülheim. Ob der Sanierung der Straße auf der Heimaterde sind sich Bürger und Mülheims Verwaltung einig gewesen. Stress gibt es jetzt trotzdem. Die Gründe.

Eigentlich war an der Nollendorfstraße alles geregelt zwischen Anwohnern und Tiefbauamt: Die Bürger auf der Heimaterde durften selbst zwischen zwei Entwürfen entscheiden, etwa mit welchem Straßenbelag - Asphalt oder Pflaster - saniert werden soll. Die Sanierungskosten tragen, anders als an der Kolumbusstraße, Kommune und Land. Auch die vormals wilde Parksituation wurde einvernehmlich verändert. Nur mit einem hatten die Anwohner nicht gerechnet: dem Denkmalschutz.

Deswegen gibt es nun Stress mit den Siedlern: Denn statt die Parkflächen durchgängig farblich dunkel - und damit deutlich sichtbar - vom hellgrauen Pflaster abzusetzen, umkringeln lediglich dunkelgraue Striche die Stellflächen. Und prompt sind die Verhältnisse von früher wieder da, die man doch eigentlich verhindern wollte: Wild wird beidseitig geparkt - wo man eben so meint. Breitere Fahrzeuge wie Müllwagen oder die Feuerwehr hätten es im Notfall schwer, zwischen den Autos durchzukommen. Denn die Parkbereiche seien kaum zu erkennen, meinen Siedler.

Untere Denkmalbehörde interveniert: Anthrazitfarbene Umrandung auf grauem Grund

Vorgesehen war es anfangs anders, wie ein Entwurf der Verkehrsplaner vom Oktober 2021 mit dunkel abgesetzten Parkflächen noch zeigt. Nur intervenierte dann offenkundig die untere Denkmalbehörde: „Die Gestaltung der Oberflächen wird vom Standard der Stadt Mülheim an der Ruhr abweichen und sich nach den denkmalschutzrechtlichen Auflagen richten“, lautete der Beschluss im August 2022 - ein knappes Jahr später. Nun soll die Straße durchgehend grau gepflastert werden, „die Kennzeichnung der Stellflächen erfolgt durch Umrandung mittels anthrazitfarbener Pflastersteine“, heißt es dort.

Anthrazit auf hellgrauen Grund: Mancher Anwohner soll Probleme haben, die Stellflächen auf der Nollendorfstraße zu erkennen.
Anthrazit auf hellgrauen Grund: Mancher Anwohner soll Probleme haben, die Stellflächen auf der Nollendorfstraße zu erkennen. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Anthrazitfarbene Striche auf grauem Grund: Bei Mathias Darnieder, dem Vorsitzenden der Siedlervereinigung Heimaterde, läuft einiger Ärger der Anwohner auf. „Bei diesen unkenntlichen Parkflächen ist ein Parkchaos vorprogrammiert. Fußgänger, Kinder und ältere Menschen werden unnötig gefährdet“, beschwert sich die Vereinigung bei der Unteren Denkmalbehörde. Einsatz- und Rettungsfahrzeuge kämen schwer oder gar nicht durch. „Setzen Sie den Denkmalschutz über die Verkehrssicherheit?“

Auf wenig Verständnis bei den Anwohnern stößt dies auch deshalb, weil gleich nebenan im Finkenkamp, an der Kellermann- und Kolumbusstraße solche dunklen Parkzonen durchaus möglich sind - trotz geltenden Denkmalschutzes.

Mülheims Denkmalbehörde: Problem ist die Zergliederung der Parkflächen

Hat die Denkmalbehörde hier zweierlei Maß angewandt? Ist die Verkehrssicherheit gefährdet? Die Verwaltung weist beides zurück: Falschparker müssten entsprechend geahndet werden.

Ziel des Denkmalschutzes sei es aber gewesen, das Erscheinungsbildes der Siedlung zu schützen, das aus einem „Zusammenspiel aus schlichten Straßen, Vorgärten, Wegen“ bestehe, die sich wie einheitliche Bänder durch die Siedlung zögen.

So habe man zwar der Veränderung von einer asphaltierten zu einer gepflasterten Straße - und damit weniger einheitlichen Erscheinung - zugestimmt. Eine „Zergliederung der Flächen in dunkle Parkflächen und Fahrbereiche“ verändere aber das Erscheinungsbild, begründet die Denkmalbehörde der Stadt.

Die Verwaltung räumt dabei ein: An der Kellermannstraße habe man damals - vor 2007 - keinen Einfluss genommen, da dort vor der Unterschutzstellung bereits gepflastert worden sei. An der Kolumbusstraße hingegen sei die dunkel abgesetzte Parkfläche so zusammenhängend gestaltet, dass auch hier ein „einheitliches Band“ bestehe. An der Nollendorfstraße hingegen wechseln die Parkflächen. „Denkmalpflegerische Bedenken bestehen gegen die Zergliederung der Wegeflächen / Flächen durch ‚dunkle Flecken‘“, heißt es.

Erste Reaktion aus Mülheims Politik: Markierung okay, aber zu wenig Parkplätze

Eine erste Reaktion gibt es aber aus der Politik: Peter Pickert vom SPD-Ortsverband Heißen-Heimaterde hat sich ein Bild von der Lage gemacht. „Aus meiner Sicht geht die Markierung in Ordnung. Man kann sie ganz gut erkennen, wenn man hinschaut.“ Das ‚Problem‘ liege woanders, meint Pickert, denn obwohl die Straße als Mischverkehrsfläche geplant wurde - sprich die gemeinsame Nutzung durch Fußgänger, Rad- und Autofahrer -, habe man seitlich eine Rinne und augenscheinlich Bürgersteige angelegt. Damit ‚rutschten‘ aber Parkplätze zur Straßenmitte, durch die geringere Breite seien nur versetzt Parkplätze möglich - und somit weniger.

„Gehwege auf Mischverkehrsflächen machen keinen Sinn“ - für den SPD-Genossen sollten Stellflächen weiter an den Rand verlagert werden, um mehr Platz in der Mitte zu schaffen. Und noch ein weiterer Vorteil ergäbe sich, heißt es: „Wir haben in Mülheim zu wenig Möglichkeiten, E-Autos zu laden. Wenn die Parkplätze näher am Grundstück lägen, könnten Mieter ihr Ladekabel zum Auto legen, ohne dass diese Fußgänger gefährden würden.“

Manche Siedler wünschen sich mehr Bäume und Sträucher

Indes: Manche Anwohner würden sich in Zeiten des Klimaschutzes noch etwas anderes wünschen: Bäume. Die sind wegen der Leitungen in der Straße nach Angaben der Stadt nicht möglich, aber „die untere Denkmalschutzbehörde hätte Bäume im Straßenraum sehr begrüßt, da diese historisch Teil des Erscheinungsbildes waren“.

„Man könnte aber Pflanzkübel auf die ,Inseln‘ setzen“, schlägt Darnieden von der Siedlergemeinschaft vor, denn an verschiedenen Stellen haben die Planer „kleine Aufpflasterungen“ vor den Parkbuchten vornehmen lassen, damit niemand versucht sei, einfach geradeaus über das Pflaster zu brettern, wenn dort kein Auto parkt, sondern langsam der vorgesehenen Straßenschwenks folgt. Ein Pflanzkübel auf der ‚Insel‘ könnte zudem diese sichtbarer machen.

Die Denkmalbehörde verwehrt sich nicht und hält das sogar für eine gute Idee - wenn sie einheitlich gestaltet werden. Dazu soll die Siedlergemeinschaft gemeinsam mit den Anliegern einen Vorschlag machen und mit der Verwaltung abstimmen.

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