Mülheim. Für den Schreibwarenladen Prüßmann in Mülheims Innenstadt ist Schluss. Über die Hintergründe und was sich laut Inhaber im Handel verändert hat.

Wer den Laden Prüßmann in der Wallstraße betritt, wird von einem hellen Läuten empfangen - dem akustischen Signal dafür, dass Kundschaft da ist. Neben Schreibwaren des alltäglichen und weniger alltäglichen Gebrauchs gibt es hier vor allem eines: fachmännische Beratung, darauf legt der Chef auch besonderen Wert. Zum Ende des Monats ist damit aber Schluss, zumindest in der Innenstadt. „Es war eine schwierige Entscheidung“, sagt Erich Beekmann.

Immerhin, ein Wermutstropfen: Die Filiale in Saarn bleibt dem alteingesessenen Geschäftsmann erhalten. Sukzessive soll sämtlicher Bürobedarf zur Düsseldorfer Straße wechseln. Dort läuft das Geschäft, im Wallviertel hingegen schon seit geraumer Zeit nur mit Einschränkungen. „Abgesehen von unseren vielen Stammkunden ist es nicht einfach“, erklärt Beekmann. „Die Laufkundschaft ist uns fürchterlich weggebrochen.“

Mülheimer Innenstadt: Unternehmer übt Kritik

Seit 2007 sitzt der Bürobedarf an der Wallstraße, in den letzten Jahren habe sich aber vieles verändert. „Es gibt immer mehr Dienstleister, die in der Innenstadt sitzen und immer weniger Händler.“ Gleichzeitig, beobachtet der Unternehmer, würde der Handel in den Stadtteilen verstärkt. Die eigenen Stadtteilzentren funktionierten auch ohne Schloßstraße und Co. „Auf der Düsseldorfer Straße gibt es ein breiteres Angebot als in der Innenstadt und es gibt Laufkundschaft. Das ist ein stadtteilbezogenes Einkaufen und ein ganz anderes Erlebnis.“

Letztlich würde es in sämtlichen Stadtteilen immer mehr geben - die Entwicklung in der Innenstadt hingegen stehe im Gegensatz dazu. „Und dieser Entwicklung müssen wir nun Rechnung tragen“, bilanziert Beekmann. Ob es wohl anders gelaufen wäre, wenn der Bürobedarf nicht von der Friedrich-Ebert-Straße (heute: Makrospcope) an die Wallstraße gezogen wäre? „Das vermag ich nicht zu beurteilen, das ist spekulativ.“ Letztlich sei es nicht nur die Lage, sondern auch der Mitbewerber Online-Handel, der es dem Fachhandel schwer macht.

Mülheimer Fachhandel erfüllt Sonderwünsche

„Wir mussten uns schon immer durch gewisse ausgefallene Dinge abheben“, sagt der Unternehmer. So wie im Fall einer jungen Frau, die eine Bestellung abholt, „das ist für meinen Mann“, erklärt sie. Erich Beeckmann hört nochmal nach - „ist es so, wie Sie sich das vorgestellt haben, müsste passen?“ Die Klarsichthüllen im Sonderformat gibt es nicht überall, „deswegen war ich sehr froh, sie hier zu finden“, so die Kundin. „Wenn man es jetzt aufschlägt, wird es genau passen und nicht verrutschen“, erkennt der Experte und wünscht der Kundin „noch einen schönen Tag“. Dass Prüßmann in der Innenstadt schließt, sei zwar schade, aber sie komme auch nach Saarn.

Mit einem Plakat weist der Bürobedarf auf seinen Weggang hin.
Mit einem Plakat weist der Bürobedarf auf seinen Weggang hin. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Ob alle aus der Stammkundschaft den Weg nach Saarn mitgehen, da ist Beekmann sich nicht sicher. „Aber das ändert nichts an unserem Entschluss.“ Ab Mai bleibt die Türe zu, der Laden wird ausgeräumt. „Wir rechnen mit gut sechs Wochen, bis alles rübergebracht und hier komplett leer ist.“ An der Personalstärke des Bürobedarfs ändert sich im Übrigen nichts. Die zwei Mitarbeiter wechseln aus der Innenstadt nach Saarn, „wir können alle vier Stellen halten“.

Was auf Prüßmann folgt, ist noch nicht klar. Das Lokal werde von einem Privatier vermietet - „das wird wohl die Zeit zeigen“, so Erich Beekmann. Citymanagerin Gesa Delija jedenfalls bedauert die Schließung des Bürobedarfs. „Klar ist das ein Verlust für die Innenstadt und auch für das Wallviertel.“ Zwar gebe es auch im Forum ein Angebot an Schreibwaren, wenn auch ein kleineres, aber ein inhabergeführtes Geschäft mit jahrzehntelanger Erfahrung und Expertise sei nur schwierig zu ersetzen. „Wirklich schade“, so die Citymanagerin.

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