Mülheim. Der begnadete Kontrabassist Ödön Rácz entlockte seinem Instrument ungewohnte Töne und stellte musikalische Raritäten in Mülheims Stadthalle vor.

Der Kontrabass, ein Soloinstrument? Kaum geeignet, mag man meinen. Das hat das Publikum in der letzten Saison bei der Tuba vermutlich auch gedacht und durfte sich eines Besseren belehren lassen. Beim Mülheimer Sinfoniekonzert am Freitagabend wurde mit dem nächsten Vorurteil aufgeräumt: Ödön Rácz heißt der ebenso sympathische wie beeindruckend virtuose Botschafter des Kontrabass‘, der mit dem Deutschen Kammerorchester Berlin in der Stadthalle zu Gast war.

Dem gebürtigen Ungar wurde der Kontrabass über eine lange Familientradition in die Wiege gelegt, heute ist er Solo-Kontrabassist der Wiener Philharmoniker und an der Wiener Staatsoper und hatte echte Raritäten aus dem schmalen Repertoire an Originalliteratur im Gepäck: Giovanni Bottesini ist der italienische Komponist des 19. Jahrhunderts, der – selbst begnadeter Kontrabassist - für „sein“ Instrument Solistisches komponiert hat. Dessen selten gehörtes Konzert h-Moll ist ein romantisches, anspruchsvolles Bravourstück, das Ödön Rácz technisch und musikalisch perfekt beherrscht.

Töne, wie man sie beim Kontrabass kaum vermutet hätte

Mit dem 15-köpfigen Kammerorchester als Dialogpartner führt es durch virtuose schnelle Passagen und Läufe, große Intervallsprünge und Doppelgriffe, wie auch durch lyrisch-elegante und kantable Abschnitte mit zarten Flageoletttönen, wie man sie beim Kontrabass kaum vermutet hätte.

Beim zweiten Bottesini-Konzert, dem Grand Duo Concertant, wechselte der hervorragende Konzertmeister und gleichzeitig Leiter des Berliner Kammerorchesters Gabriel Adorján neben Ödön Rácz in die Solisten-Position. Zwischen Solo-Duo und Orchester entspinnt sich ein episodenhaftes romantisches Zwiegespräch, mal tänzerisch im Walzertakt oder kapriziös nach Art eines Ländlers, abwechselnd energisch und dramatisch oder sanglich-melodiös.

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Kammerorchester auch ohne Solist ein Genuss

So sehr es nach „leichter Muse“ klingen mag, für den Solisten ist es körperliche Schwerstarbeit. Das Vornüberbeugen über das große Instrument, um auf dem 1,05 Meter langen Griffbrett bis in alle Lagen vorzudringen, die großen Abstände für die Finger in teils teuflischer Geschwindigkeit zu bewältigen und mit dem Bogen von der Seite die „dicke Bassgeige“ zu umschlingen: Es wird nicht viele Bassisten geben, die diesen „Marathon“ so sauber, präzise und mit dem Orchester fein ausbalanciert leisten können.

Auf welch hohem Niveau das Kammerorchester selbst musiziert, stellte es auch ohne Solisten unter Beweis: in Elgars melodischer Streicherserenade, drei charmanten, salonhaften und höfisch-tänzerischen Menuetten von Puccini und dem in so bildhafter Tonsprache komponierten Concerto for strings des Filmmusikkomponisten Nino Rota. Als Zugabe dessen berühmte Titelmusik des Epos‘ Der Pate. Ein Abend voller toller, tiefer Töne und schwelgerischer Streicherklänge – einfach wunderbar.

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