Mülheim. Das Café im Medienhaus Mülheim ist seit 2021 zu. Vermieter geben die Hoffnung nicht auf: „Alles ist verhandelbar.“ Doch es gibt schon Plan B.
„Rick‘s Café“ - der schwarze, geschwungene Schriftzug hält sich tapfer an der Fassade des Mülheimer Medienhauses. Auch die Einrichtung ist noch weitgehend vorhanden, die dunklen Tische und Stühle, die Theke, Gläser und Geschirr. Doch seit im August 2021 der Mietvertrag der langjährigen Betreiberin Marion Appenzeller auslief, steht der früher so beliebte Innenstadt-Treff leer. Die Chancen, das Lokal neu zu verpachten, sinken. Dennoch sagt Bettina Erbe, zuständige Mitarbeiterin beim Kulturbetrieb Mülheim: „Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos.“
Im abgelaufenen Jahr wurden mehrfach auf Immobilienportalen Anzeigen geschaltet. Ausschreibung und Exposé stehen seit Monaten auch auf der Homepage des Kulturbetriebes. Zu bespielen sind etwa 200 Quadratmeter plus 24 Quadratmeter Außenterrasse - mit Blick auf den Hajek-Brunnen und das Kunstmuseum in der Alten Post, dessen Neueröffnung nach aktuellem Stand im Frühjahr endlich erfolgen soll. Der Vertrag über den Cafébetrieb im Medienhaus soll zunächst über drei Jahre geschlossen werden, die Pacht richtet sich nach dem zu erwartenden Jahresumsatz (davon acht Prozent). Doch bislang kann sich niemand ernsthaft für die Gastronomie erwärmen.
Bisher knapp 30 Anfragen für Café im Mülheimer Medienhaus
Knapp 30 „Interessensbekundungen“ verzeichnet Bettina Erbe bislang. Sie formuliert es vorsichtig, zählt alle mit, die sich per Kontaktformular überhaupt gemeldet haben. Sie schreibe diesen Personen zurück - und höre in der Regel nichts mehr. Es seien auch schon Gastronomen gezielt angesprochen worden, die gerade ein Objekt zugemacht haben - keiner wollte das Café übernehmen. Oder: Leute kommen vorbei, besichtigen die Räume, springen ohne Begründung ab. Warum will niemand hier einsteigen?
Schrecken vielleicht die Öffnungszeiten ab, die das Café/Bistro bieten soll? Laut Exposé muss es „mindestens“ montags bis samstags von 11 bis 20.30 Uhr geöffnet sein, sonntags von 15 bis 20.30 Uhr. Ohne Ruhetag. Ohne Betriebsferien. Welcher Gastronom hat die Ausdauer, das Personal, um pausenlos durchzuziehen? Bettina Erbe erklärt, der Betrieb solle sich an den Öffnungszeiten des Medienhauses orientieren und dem Beginn der Abendvorstellung im Rio-Kino. Die genannten Öffnungszeiten seien aber „nicht in Stein gemeißelt, alles ist verhandelbar“.
Restaurantbetrieb nicht erlaubt - auch aus Brandschutzgründen
Für sie ist etwas anderes entscheidend: Im Medienhaus ist kein Restaurantbetrieb möglich, für den es schon Anfragen gab. Erlaubt wird nur eine Schankwirtschaft mit Aufwärmküche, denn es fehlen für den geschlossenen Raum ein Fettabscheider und ein professioneller Dunstabzug, für den man das gesamte Haus durchbohren müsste. Noch wichtiger: „Wir befinden uns hier in einem öffentlichen Gebäude, und für eine Gastronomie mit Küche bräuchten wir ein neues Brandschutzkonzept.“ Die Stadtbibliothek im Medienhaus musste kürzlich erst aufwändig saniert werden - nach einem Schwelbrand im August 2022 gab es massive Schäden durch Löschwasser. Ein Restaurant sei an dieser Stelle auch nie geplant gewesen, ergänzt Bettina Erbe, immer nur ein Café.
Gastronomie, generell, sei „ein schweres Geschäft“ geworden, das Personal knapp. Auch die Mülheimer Innenstadt habe sich verändert, gibt Bettina Erbe zu bedenken. Als die frühere Café-Chefin Marion Appenzeller im August 2009 startete, hatte sie weniger unmittelbare Konkurrenz: „Da gab es das ,Alex‘ noch nicht und auch nicht die SB-Bäckereien.“ Was heißt das für das Café im Medienhaus? „Wenn nicht jemand noch eine wirklich zündende Idee hat, ist es wohl durch. Aber noch geben wir nicht auf.“
Mülheimer Stadtbibliothek nutzt den Bereich schon für Kinder und Jugendliche
Die Räume sind auch nicht dunkel und verlassen, seit Appenzellers die Schlüssel zurückgaben. Ende 2021 veranstaltete das Projekt „Little Ark“ dort einige Kulturabende. Aktuell nutzt die Stadtbibliothek den Bereich als Rückzugsfläche für Kinder und Jugendliche, die dort chillen oder spielen können, ohne die Ruhe anderer Büchereibesucher zu stören. Claudia vom Felde, Leiterin der Mülheimer Stadtbibliothek, könnte sich vorstellen, die Räumlichkeiten dauerhaft zu übernehmen, falls es mit dem Café nicht mehr klappt. Beispielsweise könnte dort ein Getränkeautomat aufgestellt werden, da man in der Bücherei selber nicht trinken oder essen darf.
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„Denkbar ist auch ein niedrigschwelliges Angebot für Jugendliche in der Innenstadt“, ergänzt Claudia vom Felde, „vielleicht zusammen mit Streetworkern. Ein Ort, wo sie spielen können, sich aber nicht ganz ruhig verhalten müssen.“ Jede Alternativlösung zum Cafébetrieb sei aber zunächst eine politische Entscheidung. Das unterstreicht auch Bettina Erbe: „Wenn wir alternative Ideen haben, müssen wir damit in den Kulturausschuss.“ Wenn nicht doch noch jemand anklopft, mit Wagemut und tollem Konzept.
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