Mülheim. Sie haben erst eine Ehrenrunde in der Berufswelt gedreht, fanden dann bei Siemens Energy trotzdem einen Ausbildungsplatz. Von wegen zweite Wahl.

Semih, Jonas und Daniel haben etwas gemeinsam: Die drei jungen Männer haben sich von ihrer ersten Berufswahl verabschiedet, haben Studium, Ausbildung oder festen Job aufgegeben, um nochmal ganz von vorne anzufangen. Weder der Job bei der Polizei, noch im Einzelhandel oder im Maschinenbau haben sie wirklich glücklich gemacht - das stand für die Neu-Azubis früher oder später nach ihrem Einstieg ins Berufsleben fest. Bei Siemens Energy in Mülheim bekommen sie eine zweite Chance und fühlen sich angekommen.

Daniel Schmitz hat nach seinem „sehr guten Abi“, wie er erzählt, begonnen Maschinenbau zu studieren. „Mit dem Abi muss man studieren gehen, habe ich von allen Seiten gehört“, erzählt der heute 26-Jährige. Also schrieb er sich an der RWTH Aachen ein. „Spätestens in der Corona-Zeit habe ich dann aber gemerkt, dass ich nur am Schreibtisch sitze, dass mir das Handwerkliche fehlt“, erzählt Daniel, der weiß: „Einige meiner Kommilitonen quälen sich immer noch durch das Studium.“

Bloß nicht mehr bei der Polizei arbeiten: Junger Mann macht nun Ausbildung bei Siemens in Mülheim

Über einen Freund erfuhr er, dass man sich bei Siemens Energy zum Industriemechaniker ausbilden lassen kann. Das ist genau sein Ding, sagt der 26-Jährige heute, der aktuell im zweiten Lehrjahr steckt. Auch wenn ihn sein Job jetzt zufrieden macht, will sich Daniel nicht darauf ausruhen - er macht parallel in Abendkursen seinen Techniker.

Daniel Schmitz, Semih Kaplan, Jonas Schwering und Leonie van Rickelen (v. l.) mit ihrem Ausbilder Markus Schmitz (2.v.r.) in der Lehrwerkstatt von Siemens Energy in Mülheim.
Daniel Schmitz, Semih Kaplan, Jonas Schwering und Leonie van Rickelen (v. l.) mit ihrem Ausbilder Markus Schmitz (2.v.r.) in der Lehrwerkstatt von Siemens Energy in Mülheim. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Sich zum Techniker fortzubilden, das strebt auch Jonas Schwering an, der sich im zweiten Lehrjahr zum Konstruktionsmechaniker befindet. Der 23-Jährige hatte zuvor nach seinem Abi ein duales Studium bei der Polizei angefangen. Nach zweieinhalb Jahren war er ernüchtert, erzählt der Oberhausener: „Ich hatte die Vorstellung, dass ich der Freund und Helfer bin, das war mein Kindheitstraum.“ Doch die Realität war eine ganz andere: „Man ist eher jemand, der das Gesetz durchsetzen muss, an das sich kaum noch einer hält. Damit konnte ich mich nicht identifizieren.“ Das wolle er nicht die nächsten 40 Jahre machen, war für Jonas klar, und er zog die Reißleine.

Mülheimer Auszubildende (21) ist Landesbeste im Bereich Industriemechanik

Wichtig war dem jungen Mann, wieder ein Ziel vor Augen zu haben, eine Perspektive, die Potenzial bietet. „Ich möchte schon Aufstiegsmöglichkeiten haben, etwas Besonderes machen, mich von anderen abheben.“ Zum Konstruktionsmechaniker würden viele ausgebildet, er aber will zudem den Techniker im Fachbereich Korrosionsschutz machen. „Das ist eine echte Nische, denn das wird in Deutschland nur einmal angeboten.“ Dass Siemens Energy sein neuer Arbeitgeber ist, kommt dem Oberhausener da zugute: „Hier unterstützt man das, wir können viele Sachen ausprobieren.“

Daniel Schmitz hat zunächst ein Maschinenbaustudium begonnen, vermisste dabei aber das Handwerkliche. Jetzt wird er bei Siemens Energy in Mülheim zum Industriemechaniker ausgebildet.
Daniel Schmitz hat zunächst ein Maschinenbaustudium begonnen, vermisste dabei aber das Handwerkliche. Jetzt wird er bei Siemens Energy in Mülheim zum Industriemechaniker ausgebildet. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Das weiß auch Leonie van Rickelen zu schätzen. Die junge Frau vom Niederrhein hat seit dem Frühjahr ihre Ausbildung zur Industriemechanikerin in der Tasche - als IHK-Landesbeste in ihrer Berufsgruppe. Das war aber nur ihr erster Schritt bei Siemens Energy. Im Dualen Studium studiert die 21-Jährige Maschinenbau an der Hochschule Ruhr West. Technik und Naturwissenschaften waren schon in der Schulzeit ihr Steckenpferd, Einblicke sammelte sie in der Robotik-AG an ihrer Schule und „beim Winterreifen-Wechseln mit Papa“, erzählt Leonie.

Studentin, die am Mülheimer Siemens-Standort lernt: „Ausbildung ist keinesfalls minderwertig“

Später, wenn sie auch mit dem Studium fertig ist, wird sie im Büro arbeiten, etwa in der Konstruktion oder im Vertrieb, so viel steht für Leonie schon fest. Dass sie aber vorher während ihrer Ausbildung als eine von wenigen Frauen Industriemechanik von der Pike auf gelernt hat, ist ihr wichtig: „Ich wollte wissen, wie das handwerklich geht. Das ist ja die Grundlage von allem - so habe ich einen ganz anderen Blickwinkel bekommen.“ Auch wenn das Duale System mit gleichzeitiger Ausbildung und Studium „viel Arbeit und wenig Urlaub“ bedeutet, wie Leonie berichtet, will sie ihre Lehre auf keinen Fall missen. Im Gegenteil, die junge Frau betont: „Es wird oft so dargestellt, als wäre eine Ausbildung weniger wert als ein Studium. Dabei ist sie keinesfalls minderwertig, man kann damit genauso viel werden.“

Daher sagt auch Agnes Konstanty vom Team für das Bewerbermarketing der Ausbildung bei Siemens Energy in NRW: „Man beginnt nur mit der Ausbildung, es liegt im eigenen Interesse, was man daraus macht.“ Türen öffnen, Möglichkeiten aufzeigen und durch den Werdegang bei Siemens Energy begleiten, das ist ihr ein Anliegen. So begegnete sie auch Semih Kaplan.

29-jähriger Vater macht seine dritte Ausbildung bei Siemens Energy in Mülheim

Der 29-Jährige hat in der Runde der Azubis wohl den einschneidendsten Umbruch hinter sich. Zwei Ausbildungen hatte er bereits abgeschlossen, bei Siemens Energy macht er gerade seine dritte. „Ich hab zuerst bei einer Supermarktkette Verkäufer gelernt und danach Kaufmann im Einzelhandel“, schildert der Oberhausener, der inzwischen im zweiten Lehrjahr zum Industriemechaniker in der Lehrwerkstatt von Siemens Energy ist. Bei seinem ehemaligen Arbeitgeber habe er keine Perspektiven für sich gesehen, viele Stellen seien dort auf Teilzeit umgestellt worden, was aber ganz und gar nicht in seine Zukunftsplanung passte. „An eine Vollzeitstelle zu kommen, war dort fast unmöglich“, sagt der junge Mann, der eine kleine Tochter hat, die bald zwei Jahre alt wird. Jetzt, sagt Semih Kaplan, sieht er für sich eine Zukunft, mit der er seine Familie ernähren kann.

Die Auszubildenden Leonie van Rickelen, Jonas Schwering, Daniel Schmitz und Semih Kaplan in der Lehrwerkstatt von Siemens Energy in Mülheim.
Die Auszubildenden Leonie van Rickelen, Jonas Schwering, Daniel Schmitz und Semih Kaplan in der Lehrwerkstatt von Siemens Energy in Mülheim. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

„Es ist in Ordnung, sich umzuentscheiden und sich neu zu orientieren“, macht Azubi-Ansprechpartnerin Agnes Konstanty deutlich. Dass diejenigen, die erst nach einem Berufseinstieg anderswo zu Siemens Energy finden, nur zweite Wahl sind, das will sie so nicht verstanden wissen. Ganz im Gegenteil: „Sie wissen, was sie nicht mehr wollen, und bringen schon Lebenserfahrung mit.“

Ausbildung bei Siemens Energy im Ruhrgebiet: 180 Lehrstellen im neuen Jahr

Aktuell befinden sich bei Siemens Energy an den Standorten Mülheim, Duisburg, Essen, Dortmund und Düsseldorf rund 400 junge Menschen in der Ausbildung. Der Großteil entfalle auf Duisburger und Mülheimer Azubis sowie dual Studierende, verdeutlicht Agnes Konstanty. Für das kommende Ausbildungsjahr mit dem Start im September 2024 sucht Siemens Energy rund 180 Auszubildende für unterschiedlichste Berufe, etwa auch für die Ausbildung zum/zur Medizinischen/r Fachangestellten/r oder zum/zur Koch bzw. Köchin. Weitere Infos auf der Homepage.

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