Mülheim. Festgefahren scheint die Situation für den Mülheimer Wochenmarkt. Dabei gäbe es jetzt Spielräume für Lösungen. Eine Bestandsaufnahme.
Während sich ein Händler nach dem anderen vom Mülheimer Wochenmarkt auf der Schloßstraße zurückgezogen hat, muss die Stadt ihnen derzeit eher händeringend als handelnd zusehen: Für Hansgeorg Schiemer (CDU) ist die festgefahrene Lage nur schwer hinzunehmen. In anderen Städten sei es schließlich Kernaufgabe des Stadtmarketings, solche Märkte zu organisieren. Braucht es also politischen Druck aus dem Aufsichtsrat auf die MST?
Das jedenfalls stellte Schiemer als Sprecher seiner Fraktion in der BV zumindest in Aussicht, wenn die Stadt keine andere Lösung für das Dilemma des Wochenmarktes finden würde. Denn vor allem das Management der Deutschen Marktgilde, die aktuell den Mülheimer Markt organisiert und betreibt, steht seit Jahren massiv in der Kritik. „Die Erwartungen in die Durchführung und Weiterentwicklung des Marktes haben sich nicht voll erfüllt“, kritisierte auch die Stadtverwaltung noch vor zwei Jahren.
Lösung 1: Verlegung auf den Rathausmarkt
Und sie schlug vor, die Konzession der Gilde nur noch jahreweise zu verlängern, nicht zuletzt, um damit auch die Marktgilde unter Handlungsdruck zu setzen, neue Weichen für einen attraktiveren Markt zu legen. Gelungen ist die Strategie allerdings nicht, schon allein, weil es kaum Alternativen zur Marktgilde gibt, die man etwa durch Neuausschreibung gewinnen könnte.
Eine Möglichkeit, den Markt attraktiver zu machen? Nach Meinung von Stadt und Teilen der Politik zähle eine Verlegung auf den Rathausmarkt dazu, notfalls sogar in Eigenregie der Stadt und in gemeinsamer Planung mit den Händlern. Denn dagegen sperrt sich die Marktgilde seit Jahren massiv. Und Händler, die Sorge um die Frequenz haben. Ein Henne-Ei-Problem, denn ohne Attraktion gibt es auch keine Frequenz am Rathausmarkt.
So ist das ambitionierte Vorhaben seitdem nicht vorangekommen. Der Eigenregie stand bisher nicht nur das mangelnde Geld im Weg, sondern auch der Nothaushalt der Stadt. Freiwillige Leistungen habe Mülheim nicht beschließen können - ein eigener Marktmeister der Stadt aber gehöre eben nicht zum Pflichtprogramm der Kommune, bestätigt Stadtplaner Daniel Bach. Er rechnet mit einer Vollzeitstelle für diese Aufgabe, denn der Marktmeister müsse nicht nur den Markt planen und vor Ort sein, sondern auch neue Händler für Mülheim gewinnen.
Lösung 2: Mülheim hat wieder Spielräume für einen Marktmeister
Und doch: In anderen Städten wie Essen wird das vom Stadtmarketing geleistet. In Mülheim aber habe, so Bach, das Stadtmarketing nicht das Personal für die Aufgabe - und dies auch nicht in den Rahmenvertrag geschrieben bekommen. So müsste das nicht nur neu vereinbart werden, sondern Mülheim müsste diese neue Aufgabe wohl zusätzlich mit Mitteln ausstatten. Und da grätscht wieder die Freiwilligkeit in die Pläne.
Der clevere Schachzug Mülheims, dann eben beim Nachbarn Essen anzufragen, ob der nicht auch den hiesigen Markt managen könnte, lief auf Sand. Denn das Essener Management muss sich an die Stadtgrenzen halten.
Gibt es also keine Lösung? Vielleicht schon, denn ab 2024 steigt Mülheim aus der Fessel des sogenannten Stärkungspaktes aus und hätte nun wieder Spielräume, auch freiwillige Leistungen zu gestalten.
Lösung 3: Rathausmarkt umgestalten - erste Händler wittern Chance
Was ebenfalls Überzeugungskraft entwickeln könnte, ist die Neugestaltung des Rathausmarktes mit mehr Grün, Aufenthaltsmöglichkeiten und Wasserspiel. Die Stadt hatte das Architekturbüro Smyk Fischer mit einem Entwurf beauftragt. Geschäfte wie Good Life und Sorelli‘s haben schon auf die Karte gesetzt und sind vom Kohlenkamp an den Markt gezogen.
Einer, der seit Jahren auf einen Neustart am Rathausmarkt setzt, ist Andreas Preker-Frank (Die Partei). Für den Initiator des Mülheimer Verschönerungsklubs bleibt ein Wochenmarkt auf dem Rathausmarkt ein wichtiger Baustein, der zudem Menschen vom Radschnellweg in die Innenstadt locken könnte.
Lösung 4: Neuer Feierabendmarkt
Wenn auch nicht unbedingt in der Form, wie er auf der Schloßstraße existiert: „Mir schwebt eher ein zeitgemäßer Feierabendmarkt vor, wie er in anderen Städten mit Erfolg möglich ist, nur scheinbar in Mülheim nicht.“ Pläne, dann endlich auch Läden in den Bögen des Radschnellwegs unterzubringen, stoßen im Verschönerungsklub auf regen Zuspruch. „Ich sehe die MST hier in der Pflicht, sich einzubringen.“
Ob auch die Koalition von CDU und Grünen darauf setzt, um den Wochenmarkt neuen Schwung zu geben? Zumindest ist klar: „Der Wochenmarkt ist ein ‚Baustein‘ für eine vitale Innenstadt, den es gilt, mithilfe der Stadt kurz- und mittelfristig abzusichern“, argumentierte CDU-Fraktionsgeschäftsführer und BV-Sprecher Hansgeorg Schiemer in der BV 1. Deshalb müsse nun ein neuer Anlauf genommen werden, „zusammen mit der MST und der Markthändlerschaft eine tragfähige Lösung für die zukünftige Marktorganisation zu erreichen“.
Debatten um Wochenmarkt und Rathausmarkt
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