Mülheim. Zu wenig Umsatz bei gestiegenen Standgebühren – die Händler auf dem Markt auf der Schlossstraße haben zu kämpfen. Die ersten kommen nicht mehr.

Der ohnehin schon übersichtliche Wochenmarkt auf der Schlossstraße mit maximal acht Ständen wird wohl künftig noch übersichtlicher ausfallen. Denn ein Traditionshändler zieht sich tageweise zurück, weitere spielen mit dem selben Gedanken. Nicht mehr wirtschaftlich sei es, dort ihre Waren anzubieten, ein Zuschussgeschäft können sich niemand leisten, sagen sie.

Der Wochenmarkt in der Innenstadt scheint ein Sorgenkind zu bleiben. Nachdem die Deutsche Marktgilde als Betreiberin erst kürzlich zum zweiten Mal in diesem Jahr die Standgebühren angehoben hat, ziehen erste Händler daraus Konsequenzen. „Ich komme ab November dienstags nicht mehr“, kündigt Obst- und Gemüsehändler Martin Henninghaus an. Seine Begründung: „Zu hohe Unkosten und zu wenig Einnahmen.“ Wie weitere Händler auf dem Wochenmarkt auf der Schlossstraße blickt Henninghaus auf eine lange Tradition zurück: Bereits seine Großeltern haben in der Mülheimer Innenstadt auf dem Markt gestanden – zu besseren Zeiten, mit deutlich mehr Marktständen und größerer Kundschaft – damals noch auf dem Rathausmarkt.

Mülheimer Markthändler: „Auf anderen Märkten zahle ich ein Viertel weniger“

Die Zeiten sind längst vorbei, das weiß auch Eiermann Nico Tümp. Auch der 41-Jährige betreibt den Handel in vierter Generation. Seine Eltern, die Geflügel anbieten, klappen ihren Wagen schon länger nicht auf der Schlossstraße auf, sondern bieten ihre Ware auf Märkten in der Umgebung an, etwa in Essen. „Da ist es günstiger“, sagt Tümp. Und auch er, der Eiermann, will künftig nicht mehr jeden Dienstag auf die Schlossstraße kommen: „Der Dienstag ist unlukrativ, den klemme ich mir zunehmend und versuche, meine Stammkunden auf den Freitag umzuleiten.“

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Wenn er die Standgebühren gegen seine Einnahmen aufrechne, lohne sich das Geschäft überhaupt nicht mehr. „Für meinen Stand zahle ich 55 Euro, das ist schon enorm.“ Zumal er auf der Schlossstraße kaum auf Laufkundschaft setzen könne: „Die Leute, die da unterwegs sind, sind nicht unsere Kunden, ich lebe nur von meinem Stammpublikum.“ Das brächte aber gerade dienstags so wenig ein, dass er abends mit plus, minus Null nach Hause gehe – auch wegen der hohen Gebühren.

Auf anderen Märkten, etwa auf dem Heißener Wochenmarkt in Mülheim, seien die Standgebühren geringer und lasse sich mehr Umsatz machen, sagen Mülheimer Händler.
Auf anderen Märkten, etwa auf dem Heißener Wochenmarkt in Mülheim, seien die Standgebühren geringer und lasse sich mehr Umsatz machen, sagen Mülheimer Händler. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Auf anderen Märkten – etwa in Heißen und in Saarn – zahle er nur ein Viertel dessen, was er für seinen Stand in der Innenstadt an die Marktgilde berappen muss, sagt der Händler. In den anderen Stadtteilen einen seiner Markttage zu kappen, daran verschwendet Tümp keinen Gedanken: „Da bin ich total zufrieden. Aber hier in der Innenstadt werden uns nur Steine in den Weg gelegt. Ich würde mir wünschen, dass die Stadt den Markt wieder selber in die Hand nimmt.“ Doch die Stadt hatte bereits ausgeschlossen, die Organisation des Marktes wieder selbst zu übernehmen – dies sei nicht wirtschaftlich darstellbar, hieß es bei der Verwaltung.

Werden neue Händler für den Markt in Mülheims City gefunden?

Auf der Schlossstraße dünne der Markt immer mehr aus, beobachtet Eiermann Tümp. Ein weiterer Obst- und Gemüsehändler, die Familie Scheidtsteger, kann nach Auskunft der Deutschen Marktgilde den Donnerstag nicht mehr regelmäßig, sondern nur noch ab und zu beschicken. „Dort gibt es seit geraumer Zeit wegen Personalmangel und aus persönlichen Gründen Engpässe“, weiß Martin Rosmiarek von der Deutschen Marktgilde.

Könnten also künftig neue Händler auf der Schlossstraße Platz finden, wenn tageweise die Bereiche der Gemüsehändler und die Stelle, wo bislang der Eiermann stand, leer bleiben? Gerade die größeren Areale dürften gefragt sein, hatte Rosmiarek von der Marktgilde doch erst kürzlich erklärt, dass die ansonsten beengten Verhältnisse auf der Schloßstraße verhinderten, dass sich neue Markthändler ansiedelten: „Händler mit größeren Ständen würden gerne kommen, aber die können wir in der Mülheimer Innenstadt nicht stellen wegen der sperrigen Baumschalen.“

Marktgilde: Es ist schwierig, neue Beschicker für den Mülheimer Wochenmarkt zu finden

Wie sieht es also aktuell aus, sind schon Nachfolger gefunden? „Wir haben nach der Kündigung von Herrn Henninghaus sofort an rund 60 Obst- und Gemüsehändler aus der Region eine Händlersuche für die Markttage Dienstag und Donnerstag verschickt, um die beiden freien Standplätze zeitnah zu besetzen“, kündigt Marktgilde-Vertreter Rosmiarek an. Gefunden sei indes noch niemand; generell sei es schwer, neue Beschicker zu finden.

Gemüsehändler Martin Henninghaus ärgert sich über die Bedingungen auf dem Wochenmarkt auf der Schloßstraße in Mülheim und kündigt an, künftig dienstags nicht mehr zu kommen.
Gemüsehändler Martin Henninghaus ärgert sich über die Bedingungen auf dem Wochenmarkt auf der Schloßstraße in Mülheim und kündigt an, künftig dienstags nicht mehr zu kommen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Umso wichtiger sei ein gutes Umfeld, seien Bedingungen, mit denen neue Beschicker zufrieden seien können, meinen die verbliebenen Händler auf der Schlossstraße. Ob das unter der Ägide der Marktgilde gelingen kann, bezweifeln die meisten von ihnen.

Mülheimer Markthändler will aus Sorge vor Benachteiligung anonym bleiben

Einer, der ebenfalls seit Jahren mit seinen Produkten auf dem Markt steht, aus Sorge vor Benachteiligung aber seinen Namen nicht nennen will, sagt: „Was hier in der Innenstadt passiert, ist desaströs.“ Die Entscheidung, die Betreuung des Wochenmarktes aus den Händen der Stadt zu geben, hält er für komplett falsch: „Die haben uns den Markt weggenommen und die Marktgilde kann sich jetzt alles herausnehmen.“

Für sich daraus ebenso die Konsequenzen zu ziehen wie Henninghaus und Tümp und zumindest an bestimmten Tagen seinen Stand nicht mehr in der Innenstadt aufzuklappen, das kommt für den Händler indes nicht infrage, denn: „Das kann ich mir nicht leisten.“ Er fühlt sich mitunter als Spielball der Verantwortlichen: „Als ob wir zur Belustigung der Leute da sind, wenn wir auf der Schlossstraße stehen, dabei geht es doch um unsere Existenz.“

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