Mülheim. Der TSV Viktoria Mülheim wird 125! Michael Wusthoff ist schon seit fast 40 Jahren dabei. Warum er Vereine nach wie vor sehr wichtig findet.
Das Leben von Michael Wusthoff und seiner Familie spielt sich zu großen Teilen in Sporthallen ab. Der heute 45-Jährige hat es im Judo bis in die Bundesliga geschafft und darüber seine Frau kennengelernt. Die beiden Kinder sind mittlerweile ebenfalls in dieser Sportart unterwegs, und auch die Oma packte immer mit an. Alle sind Mitglieder beim TSV Viktoria, der in diesen Tagen sein 125-jähriges Bestehen feiert.
Mit einem großen Zirkusprojekt feiert der Verein sich und seine verschiedenen Abteilungen. Genau wie vor über 35 Jahren, als es eine große Show in der damaligen Carl-Diem-Halle gab. Michael Wusthoff war schwer begeistert und stellte sich anschließend bei der Handball-Abteilung vor. „Was? Der? Der ist doch viel zu klein, schickt den mal lieber zum Judo“, riet der legendäre Abteilungsleiter Siegfried Brock.
Viktoria verlassen? „Die eine oder andere Option gab es mal“
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Gesagt, getan. In fast 40 Jahren wurde Wusthoff vom Kämpfer zum Trainer und stellvertretenden Abteilungsleiter. Alles beim TSV, nie hat er gewechselt. „Die eine oder andere Option hätte es mal gegeben“, berichtet der Mülheimer. Gezogen wurde sie nicht. Selbst als er in der ersten Liga für Bayer Leverkusen kämpfte, blieb er Mitglied bei der Viktoria.
Als er mal mit der Junioren-Nationalmannschaft nach Japan reiste und der Deutsche Judoverband gerade etwas klamm war, unterstützte ihn der Verein. „Sowas hätte ich beispielsweise in Leverkusen nicht bekommen, da wäre ich ja nur einer von vielen gewesen“, meint Michael Wusthoff.
Viktoria-Urgestein Klaus Moll war sein Lehrer
Mitte der 90er-Jahre absolvierte er sogar sein Schülerpraktikum in der Geschäftsstelle des TSV. Einer seiner Lehrer zu der Zeit war Viktoria-Legende Klaus Moll, langjähriger Leiter der Fachschaft Leichtathletik im Mülheimer Sportbund. „Wir hätten ihn gerne als Azubi behalten“, erinnert sich Geschäftsführerin Claudia Hendricks.
Beruflich orientierte er sich anders, im Verein blieb er. „Ich habe sogar vor 25 Jahren auch schon den Zirkus mit aufgebaut“, erinnert sich Wusthoff. Zum 100-Jährigen gab es schon einmal ein großes Zirkusfest mit der Familie Sperlich.
Kinder wurden drei Tage nach der Geburt Mitglieder
Seine beiden Kinder – heute sieben und zehn Jahre alt – meldete er drei Tage nach der Geburt im Verein an. „Ich hoffe, dass sie auch irgendwann ihre Kinder im Verein anmelden“, sagt der Judoka.
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Was er an einer solchen Gemeinschaft auch in der heutigen Zeit noch schätzt? „Der Verein ist einfach eine Größe in Mülheim. Egal, wo man hinkommt, sind da nette und engagierte Leute. Es gibt viele tolle Abteilungsleiter, die unentgeltlich etwas für den Verein tun“, so der 45-Jährige.
TSV Viktoria Mülheim: Verein und Dienstleister in einem
„Die Leute kommen zu uns, weil wir ein Verein sind“, sagt die Geschäftsführerin Claudia Hendricks, die bereits in den 70ern bei Heiner Marquardt im TSV geturnt hat und später selbst Trainerin wurde. „Beim Zirkusprojekt sind Muttis mit ihren Kindern dabei, die früher selbst bei mir geturnt haben. Sowas ist uns ganz wichtig, und da legen wir sehr, sehr viel Wert drauf“, sagt Hendricks.
Die Viktoria sei immer noch ein Verein, obwohl sie mit der Zeit auch eine Art Dienstleister geworden sei. Trotz des neuen modernen Centers in der Parkstadt dürften sich die Strukturen nicht verändern. „Sonst unterscheiden wir uns irgendwann nicht mehr von einem Fitnessstudio.“
Umzug in die Mülheimer Parkstadt: Abwägen von Risiken
Auf der einen Seite will Mülheims größter Sportverein mit seinen 4849 Mitgliedern eine Anonymität unter den Mitgliedern verhindern, dennoch seien mutige Entscheidungen immer wichtig, um zu wachsen. „Als wir 2000 in den Gymnastikraum an der Heerstraße gezogen sind, waren wir die Könige, weil wir eine Spiegelwand hatten“, erinnert sich die Geschäftsführerin lachend. Sechs Jahre später übernahm der TSV ein früheres griechisches Restaurant und baute dort sein erstes Sport- und Gesundheitszentrum auf.
Seit dem vergangenen Jahr residiert die Viktoria in den modernen Räumlichkeiten in der Parkstadt. „Nach Corona haben wir natürlich rauf- und runtergerechnet, ob wir uns das leisten können“, sagt Hendricks. Der Schritt war offenbar richtig, damit der Verein auch beim 150. Jubiläum noch gut aufgestellt ist.
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