Mülheim. Alles muss raus! Das Atelier von Friedhelm Brandt im Schloß Styrum „ertrinkt“ in Raritäten. Die Sammlerstücke sind nun als Schnäppchen zu haben.
Wer das Reich des Künstlers Friedhelm Brandt betritt, kommt aus dem Staunen nicht heraus und sieht seine Kunst vor „Krimskrams“ nicht – oder er entdeckt sie erst auf den zweiten Blick. Das große Dachatelier im Schloß Styrum, in dem der Künstler auch lebt, platzt vor Raritäten fast aus den Nähten. Tausende Gegenstände kann man dort entdecken. Der „grafische Kunstzeichner“ und Maler löst sein Refugium jetzt auf und bietet seine Sammelstücke zu Schnäppchenpreisen oder gar gratis an.
Über 30 Jahre lang war Friedhelm Brandt nicht nur als Künstler, sondern auch als Jäger und Sammler unterwegs. Was ihm irgendwie interessant erschien, hat er von Trödelmärkten und Wohnungsauflösungen mit nach Hause genommen oder von Freunden und Bekannten geschenkt bekommen. „Er wollte aus allem Kunst zu machen. Alles, was man hier sieht, hat seine Geschichte und Friedhelm kann zu allem etwas sagen“, berichtet Guido Wander, der nach eigenen Aussagen ein alter Bekannter und Treuhänder des Künstlers ist und ihm behilflich ist bei der Auflösung des Ateliers. Denn: Der 73-Jährige muss ausziehen und will wegziehen aus Mülheim.
Flohmarkt-Fans finden in Mülheim ein Schlaraffenland vor
Deshalb muss alles raus, möglichst bin zum Jahresende, wenn der Mietvertrag ausläuft. „Er möchte mit freiem Herzen und ohne Last rausgehen“, so Wander. Flohmarkt-Fans finden in seinen Räumen ein Schlaraffenland, eine „Wunderkammer“ wie es ein Künstlerkollege aus dem Schloß Styrum nennt. Aufzählen kann man die Dinge gar nicht, die man zu sehen bekommt – nur ein paar Stichworte geben: Lampen, Laternen, Glühbirnen und Weihnachtskugeln baumeln zuhauf von der Decke herunter. Die Wände und Schrägen sind vollständig zugehängt mit Fotografien, Aufklebern, Heiligenbildern und mit Kunstwerken von Friedhelm Brandt – zumeist filigrane Zeichnungen, aber auch Bilder, bei denen er seine spezielle Tropftechnik (mit Acrylfarben) angewandt hat.
Der Besucher staunt über Ritterrüstungen, Skelette und Totenköpfe, Bücherregale, Puppen, eine Schallplattensammlung, Kunstblumen, Vasen, Gartenzwerge, Marionetten, Buddha-Figuren, Uhren, Blechspielzeug, Nikoläuse, Fischreusen, Schuhe und Hüte, schicke Dirndl oder auch noch originalverpackte Elektrogeräte. Außerdem stehen im im Atelier elf Tasteninstrumente wie alte Hammondorgeln (ab 50 Euro) und diverse Gitarren (ab 30 Euro).
Mülheimer Künstler will „Brandt-Stiftung“ gründen
Durch die Küche gelangt man zu den Wohnräumen, ist verblüfft über das Bad: Hunderte von Fläschchen stehen auf dem Sims, von der Decken hängen Glühbirnen, Kugeln und Herzen aus Glas herunter, die Wände sind mit kleinen Aufklebebildern geschmückt. „Das alles hier ist ein Gesamtkunstwerk“, sagt Guido Wander über Brandts Dachstube. Alles hinauszubefördern sei eine Mammutaufgabe. „Das kostet unheimlich Zeit.“ Das Treppenhaus sei schmal und gewendelt, auch durch die Fenster könne man nichts hinausbefördern. Brandt und Wander hoffen auf Aufschub durch den Vermieter, die MST, die aber wohl vor Monaten erstmals Kontakt zum Künstler suchte.
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Die „Top 100“ von Brandts Werken will man behalten, und die Vervielfältigungen davon verkaufen. Bilder und Einnahmen sollen das Kapital für eine Stiftung werden, „Die ,Brandt-Stiftung’“, so Guido Wander, der die Stiftung gründen und managen solle. Friedhelm Brandt, der nicht mehr ganz gesund ist, habe keine Familie. Sein Wunsch sei es, in ein geplantes Künstler- und Heildorf in Norddeutschland zu ziehen und dort, in einer alten Schule, auch seine Kunst auszustellen. Das Wohnprojekt in Bispingen, in einem ehemaligen Kinder- und Jugendheim, wird (so glaubt die dortige Gemeindeverwaltung) aber nicht schnell zu realisieren sein. Viele der seit Jahren leerstehenden Häuser seien derzeit wohl unbewohnbar. Was der Eigentümer aktuell genau plant, ist offen.
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Friedhelm Brandt wird seine Sammelstücke auf jeden Fall nicht mitnehmen können, deshalb will er an mehreren Wochenenden im November und Dezember einen Dachgeschoss-Trödel veranstalten. „Rares für Bares“ lautet dann das Motto. Erstmals sollen am kommenden Wochenende (18./19. November, 14 bis 20 Uhr) die Ateliertüren im Schloß Styrum, Moritzstraße 102, geöffnet werden.
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