Mülheim. In Mülheim soll ein Kino-Neubau mit Restaurant und Event-Bühnen entstehen. Kalkuliert wird mit 200.000 Besuchern pro Jahr. Das sind die Pläne.

Seit die Filmpassage im Forum geschlossen und geräumt wurde, gibt es in der Stadt nur noch zwei Anlaufstellen für Kinogänger: das große Cinemaxx im Rhein-Ruhr-Zentrum und das kleine Rio-Kino im Medienhaus. Ein Multiplex mit insgesamt elf Leinwänden, ein Programmkino mit einem einzigen Saal. Nun kommt ein kreativer Unternehmer aus Mülheim mit einer überraschenden Idee: Andreas Herrmann will ein komplett neues Kino bauen, acht Säle unter einem Dach. In der Parkstadt Mülheim auf dem ehemaligen Tengelmann-Areal. Mit dem Soravia-Konzern als Eigentümer des ehemaligen Tengelmann-Areals und Parkstadt-Investor seien die Pläne bereits abgestimmt.

„Filmwelt Ruhr“, der Name ist schon gefunden. Das Projekt klingt zunächst schillernd, gewagt, doch zweifellos kennt Andreas Herrmann die Branche. Er ist seit vielen Jahren als Kinoarchitekt und -betreiber im Geschäft, als verantwortlicher Gesellschafter der Gruppe Bau Art, einer Arbeitsgemeinschaft mit dem Schwerpunkt Kinoplanung und -gestaltung. Doch das geplante Center in der Parkstadt soll viel mehr werden als ein Kino.

„Filmwelt Ruhr“ in Mülheim soll mehr werden als ein Kino

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Wunschvorstellung ist ein Lichtspielhaus, das zugleich als kultureller Treffpunkt dient - wie in der Entstehungszeit der Kinokultur vor rund einem Jahrhundert. Ein Mix aus Filmtheater, Veranstaltungsort und Restaurant. Ein Treff „für Interessierte aller Schichten und Klassen“, heißt es im Konzept. Highlights wären: eine geräumige Gastronomie mit großem Biergarten außen, Kinderspielbereich und Showküche innen, sowie ein „Roof-Top-Beach“, eine Art Strandbar auf dem Dach. Mit Pool, Freiluftbühne und der Option, hier bei passendem Wetter Open-Air-Kino zu präsentieren.

Kinoarchitekt Andreas Herrmann hat die Vision, einen neuen kulturellen Treffpunkt in Mülheim zu schaffen. Ursprünglich wollte er ein ähnliches Projekt im Hansa-Center in Bottrop realisieren, wo 2020 auch dieses Foto entstand. Doch der dortige Investor ging pleite.
Kinoarchitekt Andreas Herrmann hat die Vision, einen neuen kulturellen Treffpunkt in Mülheim zu schaffen. Ursprünglich wollte er ein ähnliches Projekt im Hansa-Center in Bottrop realisieren, wo 2020 auch dieses Foto entstand. Doch der dortige Investor ging pleite. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Für den Architekten ist dies nicht der erste Anlauf. Ein ähnliches Konzept hatte Herrmann vor mehr als drei Jahren für das Hansa-Center in der Bottroper Innenstadt präsentiert. Es scheiterte jedoch an der Pleite des potenziellen Investors, der Essener Fakt AG, die im November 2022 Insolvenz anmelden und das Vorhaben begraben musste. Jetzt wirkt Herrmann zuversichtlich. „Nach ersten Gesprächen mit Soravia, dem Standortentwickler, sehen wir eine realistische Chance, dass bei gutem Willen aller Beteiligten unsere Vision Realität werden könnte.“

Soravia begrüßt die Idee - Größe und genauer Standort des Kinos aber offen

Bei Soravia stößt die Idee der „Filmwelt Ruhr“ offenbar auf Wohlwollen und grundsätzliche Bereitschaft. So erklärt Lorenz Tragatschnig, zuständiger Projektleiter des österreichischen Konzerns, auf Anfrage dieser Redaktion: „Wir sind in guten Gesprächen mit dem potenziellen Kinobetreiber und begrüßen die Idee, am Gelände der Parkstadt Mülheim ein Kino als Ort für Film, Veranstaltungen, Gastronomie und Kultur zu errichten.“ Die bisherige „Bespielung“ des Parkstadt-Areals mit Ausstellungen zu Banksy, Van Gogh, Monet oder den „Körperwelten“ sei auch überregional sehr gut angekommen, so der Projektleiter. „Daher sehen wir durchaus Potenzial, mit dem oben erwähnten Format an diesen Erfolg anzuknüpfen.“

Wo genau auf dem Parkstadt-Gelände dieses Glanzstück platziert werden könnte, ist jedoch noch völlig offen. Zu Größe und Standort des Kinos könne man derzeit noch nichts sagen, heißt es bei Soravia. „Die Planungen dazu stehen aktuell noch ganz am Beginn.“ Erste architektonische Entwürfe greifen die Optik des heutigen Technikums mit seinen beiden Türmen deutlich auf. Soravia signalisiert allerdings, dass in diesem Stil sicher nicht gebaut werde. Zur Zukunft des alten Technikums stellt Tragatschnig noch einmal klar: „Es ist nicht mehr zeitgemäß und muss abgebrochen werden. An seiner Stelle wird ein hochwertiger Grünraum mit einem 6000 m² großen See als Naherholungsgebiet für alle Bewohner sowie Anrainer entstehen.“

Neubau geplant - Investition von etwa 15 Millionen Euro

Andreas Herrmann möchte das Vorhaben unter dem Dach einer neu zu gründenden Gesellschaft realisieren, der Filmwelt Ruhr GmbH & Co. KG. Er geht von einer Investitionssumme um 15 Millionen Euro aus, zehn bis zwölf Millionen allein für das Gebäude.

Im Gespräch zieht der Kinoarchitekt die „Filmwelt Lippe“ in Lage (nahe Bielefeld) als Referenzobjekt heran - ein Event-Kino mit sechs Sälen und Gastronomie, dass sein Büro geplant habe und er selber seit 13 Jahren betreibe. An zahlreichen weiteren Kinos hat die Gruppe Bau Raum laut eigener Darstellung gestalterisch mitgewirkt, vom kleinen Filmkunsttheater bis zum wuchtigen Multiplex, auch beispielsweise im Auftrag der Cinemaxx-Gruppe sei man tätig gewesen.

Kinoarchitekt beobachtet: Interesse an Multiplexen lässt nach

Vor dem Hintergrund seiner professionellen Erfahrung gelangt Herrmann zu der Einschätzung: Das Interesse an Multiplexen lasse allerorten nach. „Der Kinomarkt hat sich komplett verändert. Es gibt jede Menge Neustarts, die man abdecken muss. Aber es genügen kleinere Säle.“ In seinem architektonischen Konzept sei alles komprimierter, auch aus Kostengründen. „Man kann sich keinen unnötigen Quadratmeter und keinen überflüssigen Kubikmeter Luft mehr erlauben. Oft sitzt man mit 20 Leuten in einem 300-Plätze-Saal. Das ist nicht wirklich schön.“

Innen- und Außengastronomie soll das angedachte Veranstaltungszentrum in der Parkstadt Mülheim bekommen (Entwurf). Genaue Größe und Standort sind aber noch nicht bekannt. „Die Planungen stehen noch ganz am Beginn“, heißt es bei Soravia.
Innen- und Außengastronomie soll das angedachte Veranstaltungszentrum in der Parkstadt Mülheim bekommen (Entwurf). Genaue Größe und Standort sind aber noch nicht bekannt. „Die Planungen stehen noch ganz am Beginn“, heißt es bei Soravia. © Gruppe Bau Art

Daher möchte er mit acht überschaubaren Sälen an den Start gehen, die zwischen 86 und 240 Plätze bieten, aber durchweg über komfortable Sessel und moderne Kinotechnik verfügen. Inhaltlich will er die „Filmwelt Ruhr“ zwischen den beiden bestehenden Mülheimer Kinos verorten. Man werde Arthouse-Filme zeigen, aber auch nicht auf Blockbuster verzichten können. Sparpreise, wie sie etwa das Cinemaxx seit einiger Zeit anbietet, seien allerdings nicht finanzierbar.

Hoffnung auf rund 200.000 Besucher pro Jahr im neuen Mülheimer Center

Andreas Herrmann denkt groß. Er kalkuliert mit rund 200.000 Besuchern pro Jahr, nicht allein Kinogängern, sondern auch Gästen der Gastronomie und Zuschauern verschiedenster Events, die in der „Filmwelt Ruhr“ stattfinden könnten. Vom Konzert über Poetry-Slams und Partys bis zu vier Virtual-Reality-Räumen (VR), in denen nicht nur gespielt werden könnte, sondern auch Firmen-Events Platz hätten.

Entsprechend flexibel soll die Gastronomie arbeiten, die er - ebenso wie das Kino - selber betreiben will: rund 100 Plätze im Restaurant, etwa ebenso viele im Biergarten, mit Schwerpunkt auf italo-amerikanischer Karte. Grundsätzlich soll der gesamte Neubau barrierefrei und klimaneutral gestaltet werden, etwa mit Solaranlage auf den Dächern und E-Ladestationen vor der Tür.

Dass seine „Filmwelt Ruhr“, wie die gesamte Parkstadt Mülheim, noch manche Entscheidungsprozesse und Modifikationen vor sich hat, ist dem Kinoarchitekten schon klar. „Frühestens in drei Jahren können wir ans Netz gehen“, sagt er, und mit welchen Angeboten der neu eröffnete Kulturpalast dann tatsächlich erfolgreich ist, müsse sich zeigen. „Wir arbeiten nach dem Prinzip ,Trial & Error’. Wenn etwas nicht funktioniert, machen wir was anderes.“

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